Salzburg-Caoch Jesse Marsch: "Es war der richtige Moment für das Team, so zu spielen."

Foto: APA/EXPA/THOMAS HAUMER

Aufgespielt: Dominik Szoboszlai und Karim Adeyemi.

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St. Pölten – Red Bull Salzburg hat das zuletzt verlorene Gefühl des Siegens am Samstag so richtig ausgekostet. Nach vier Pflichtspielen ohne Erfolg rollte der Fußball-Bundesliga-Tabellenführer mit 8:2 über Gastgeber St. Pölten hinweg. Die Brust der Spieler ist ausgerechnet vor dem wichtigen Champions-League-Duell bei Lok Moskau gewachsen. "Es war der richtige Moment für das Team, so zu spielen. Es war genau das, was wir jetzt gebraucht haben", sagte Salzburg-Trainer Jesse Marsch.

Am Dienstag geht es in Russland darum, sich eine gute Ausgangsposition im Kampf um den Verbleib im Europacup über 2020 hinaus zu sichern. Mit dem ersten Sieg im fünften Spiel würden die Mozartstädter um einen Punkt an Lok vorbei auf Rang drei ziehen und vielleicht die Achtelfinal-Chance wahren. "Für uns ist es wie ein Finale, wir müssen gewinnen", betonte Marsch. Seine Zuversicht ist groß. "Wir reisen mit einer frischen Gruppe an, die viel gelernt hat in den letzten Monaten."

Szoboszlai mit einem Triplepack

Ein wichtiger Bestandteil ist Dominik Szoboszlai, der beim 1:3 gegen die Bayern eine Topchance vergeben hatte und sich nun in der NV Arena mit einem Triplepack (13., 25./jeweils Elfmeter, 52.) den Frust von der Seele schoss. Zudem holte er sich viel Selbstvertrauen, was auch verbal gegenüber Sky deutlich wurde: "Wir konzentrieren uns jetzt auf Moskau, holen uns drei Punkte und spielen zu Hause das Endspiel gegen Atletico."

Gegen Lok hatte man zum Auftakt mit einem 2:2 den einzigen Punkt geholt, die Russen halten nach drei Remis und einer Niederlage bei einem Torverhältnis von 4:5. "Sie verteidigen unglaublich gut. Wir müssen unser aggressives Spiel spielen und auch hinten alles schützen. Ein Tor können wir immer schießen, aber weniger Gegentore sind immer wichtig", ist sich Marsch bewusst.

Das eigene Torverhältnis lautet 7:14. Auch in der Liga kassierte man am Samstag wieder Gegentore, was bei acht eigenen Treffern aber nicht ins Gewicht fiel. Die Kritik hielt sich deshalb auch in Grenzen. "Intern reden wir oft über das Zu-Null-Spielen, aber wir haben gut gespielt und gewonnen. Es war ein super Spiel", resümierte ein "sehr zufriedener" US-Amerikaner. Neben Szoboszlai traf auch "Joker" Sekou Koita dreimal (70., 86., 89.), dem Torschützenlisten-Führenden (10 Tore) gelang an seinem 21. Geburtstag ein lupenreiner Hattrick. Mit Mergim Berisha (7.) und Karim Adeyemi (22.) waren auch die in der Startelf aufgebotenen Stürmer erfolgreich.

Extralob für Adeyemi

Der 18-jährige Adeyemi wurde von Marsch extra gelobt. "Er war sehr aktiv, aggressiv und hat ein super Spiel gemacht. Es war ein großer Schritt nach vorne", urteilte der "Bullen"-Trainer. Der deutsche Nachwuchs-Teamspieler blieb bescheiden: "Ich versuche jedes Spiel Gas zu geben und mich weiterzuentwickeln. Heute ist mir das gut gelungen, ich hoffe, dass es so weitergeht."

Der Serienmeister gewann zum zweiten Mal nach einem 7:1 gegen Hartberg am 4. Oktober in dieser Liga-Saison mit sechs Toren Unterschied. Acht geschossene Tore sind in der Meisterschaft außergewöhnlich, zuletzt war das beim 8:0 gegen die Admira am 17. Oktober 2015 in Wals-Siezenheim gelungen. Der höchste Pflichtspielsieg 2020/21 war es am Samstag aber nicht, da man in der 1. Cup-Runde Bregenz mit 10:0 abgefertigt hatte.

Für St. Pölten war es ein bitterer Abend und die Fortsetzung eines Negativtrends. In den jüngsten fünf Runden gab es nur einen Sieg. "Wenn man solche Fehler macht, verliert man in der Liga nicht nur gegen Salzburg – und gegen Salzburg dann halt so hoch", analysierte Trainer Robert Ibertsberger. Als weiteren Grund für das Debakel führte er auch die fehlende Zweikampfhärte an. "So kommt ein Ergebnis zustande, das ich so noch nie erlebt habe", war der Ex-Kicker etwas ratlos.

Goalie Christoph Riegler wollte sich bei der Frustbewältigung vielleicht das eine oder andere Bier gönnen. "Dann fällt die Niederlage etwas leichter", so der Schlussmann. Die wollen die drei Partien sieglosen Niederösterreicher so schnell wie möglich abhaken. "Jetzt heißt es ein anderes Gesicht zu zeigen, speziell in der Defensive", forderte Ibertsberger vor dem Gastspiel in Altach. (APA; 29.11.2020)

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