In der Halle A auf dem Wiener Messegelände laufen die Aufbauarbeiten für die Tests auf Hochtouren

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Die Halle A auf dem Wiener Messegelände erlebt schon ihren zweiten Großeinsatz während der Corona-Pandemie. Zu Beginn der ersten Welle im Frühling wurde das 17.000 Quadratmeter große Veranstaltungszentrum am Prater kurzerhand zum Quasi-Lazarett umfunktioniert, um Patienten mit leichten Covid-Symptomen zu betreuen, die sich sonst nirgendwo isolieren konnten. Der tatsächliche Bedarf hielt sich damals in Grenzen, doch ab Freitag startet dort das gesundheitspolitische Großexperiment der Massentests in Wien.

Einige mit Laptops und Druckern bestückte Tische stehen bereits, Feuerwehrleute hieven einen Karton mit FFP-2-Masken nach dem anderen aus ihrem roten Einsatzfahrzeug in die schwarze Halle, uniformierte Soldaten inspizieren die Örtlichkeit. 176 Testlinien sollen hier demnächst stehen, 70 weitere werden in der Marx-Halle aufgebaut, 40 in der Stadthalle.

Unmut über den Frühstart

Die Stadt Wien ist für die Infrastruktur zuständig, das Bundesheer übernimmt die Bereitstellung und Abwicklung der Antigentests, und das Gesundheitsministerium entwickelt das IT-System für die Termine, damit vor Ort keine Schlangen entstehen. Da die Software noch nicht fertig ist, musste Wien den Start von Mittwoch auf Freitag verschieben – Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) will das nicht tragisch nehmen: "Schwamm drüber", sagte er bei der Hallenbegehung am Sonntag.

In drei Wiener Hallen werden Antigentests vom Bundesheer abgenommen. Bei positivem Ergebnis wird man zu einem Gurgeltest weitergeleitet
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Die politischen und bürokratischen Querelen rund um die Massentests sind damit freilich nicht beigelegt. Generalmajor Rudolf Striebinger, der Stabschef von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP), ließ in seinem Statement Unmut über den Wiener Frühstart durchklingen. Denn ursprünglich hatte die Bundesregierung die ersten Tests bei Lehrern und Polizisten erst für kommendes Wochenende angekündigt, die Normalbevölkerung sollte überhaupt erst kurz vor Weihnachten, um den 19. Dezember, drankommen. Das von den kleinen westlichen Bundesländern ersonnene Argument, wonach eine etwaige Quarantäne nicht über Weihnachten dauern solle und man die Tests daher vorziehe, sei zwar nachvollziehbar, doch "in Wien ist die Herausforderung eine ganz andere". Das Heer müsse nun binnen kürzester Zeit mehrere Tausend Soldaten für die Hauptstadt zusammenziehen, es sei fraglich, ob das Sanitätspersonal bei einem massiven Andrang mit den Abstrichen hinterherkomme, meinte der Generalmajor.

Andrang geringer als 60 Prozent

Stadtrat Hacker rechnet damit, dass sich bis 13. Dezember maximal 60 Prozent der Wiener in den Hallen testen lassen, wahrscheinlich aber weniger. Die Anmeldung für einen Termin wird ab Mittwoch online möglich sein. Vor der Halle bekommt man eine FFP-2-Maske, die man auch nach dem Abstrich im Wartebereich tragen soll. Wird man per Antigentest als positiv ausgewiesen, geht es vor Ort direkt zu einem PCR-Test mittels Gurgelmethode weiter, der falsch positive Ergebnisse aussortieren soll. Dessen Resultat bekommt man über eine SMS samt Link zugestellt, bis dahin muss man jedenfalls in Heimquarantäne. Bei positivem PCR-Test bleibt man in Quarantäne, ein negativer hebt die Isolation wieder auf. Laut Plan soll das Ergebnis des PCR-Tests binnen 24 Stunden vorliegen.

Kein virologischer Knüller

Epidemiologen hatten zuletzt immer wieder darauf hingewiesen, dass die Massentests nur eine Momentaufnahme liefern und sich die Menschen bei negativem Resultat nicht in einer Illusion der Sicherheit wiegen sollen. Damit Massentests die Pandemie einbremsen können, seien mehrere Durchgänge sinnvoll. Doch eine wiederholte Testung zwischen 4. und 13. Dezember sieht das Konzept auch in Wien nicht vor, sagte Gesundheitsstadtrat Hacker. Aus seinen Zweifeln an der türkisen Massenteststrategie machte er keinen Hehl: "Virologisch ist es vielleicht nicht der Superknüller." Nun gehe es aber darum, die Ankündigung von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) einzulösen.

Auch in den anderen Bundesländern geht es bald los, so sieht der Zeitplan aus:

·Tirol startet ebenfalls am 4. Dezember – Zeit ist hier allerdings nur bis 6. Dezember.

·Auch in Vorarlberg gehen die Massentests von 4. bis 6. Dezember über die Bühne.

·Im Burgenland kann man sich zwischen 10. und 15. Dezember testen lassen.

·Salzburg hat das Wochenende vom 12. und 13. Dezember ausgesucht – in der kleinen Gemeinde Annaberg-Lungötz wird wegen hoher Infektionszahlen bereits am 1. getestet.

·Die Steiermark testet am Wochenende vom 12. und 13. Dezember

· Auch in Niederösterreich und Kärnten wird am 12. und 13. Dezember getestet.

·In Oberösterreich können sich alle, die wollen, von 11. bis 14. Dezember testen lassen.

·Lehrer können sich bereits am 5. und 6. Dezember testen lassen, bundesweit stehen dafür 100 Teststationen zur Verfügung. Ab Anfang der Woche sollen Termine online gebucht werden können. (Theo Anders, Lara Hagen, 30.11. 2020)