Paarlaufen in Hütteldorf.

Foto: APA/EXPA/FLORIAN SCHROETTER

Patrick Wimmer erzielte das 1:1, die Austria wird sich über den Punkt mehr freuen als Rapid.

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Wien – Corona ist eine Beleidigung, eine Frechheit. Okay, die Profifußballer üben sich zwar in Demut, sind dankbar, dass sie ihren Beruf zwischen den Covid-Tests ausüben dürfen. Aber die Umstände sind äußerst mühsam. Ein Geisterspiel zwischen Admira und Hartberg ist, bei allem Respekt vor diesen ehrenwerten Vereinen, irgendwie aushaltbar. Aber beim 331. Wiener Derby am Sonntagnachmittag zwischen Rapid und der Austria war das grenzwertig, wenn nicht sogar grenzüberschreitend.

Ein leeres Allianz Stadion hat den Charme einer Wurzelbehandlung, ist seelenlos. Immerhin war Rapids Trainer Didi Kühbauer nach einer Grippe wieder genesen, er hatte die letzten beiden Spiele versäumt. Kühbauer legte Wert darauf, "dass ein Derby immer eigene Gesetze hat. Mit und ohne Zuschauer." Kollege Peter Stöger widersprach nicht. "Es ist speziell, das Momentum liegt eher bei Rapid, aber es ist 50:50."

Die Emotionen mussten also aus dem Inneren kommen, es war durchaus mit einer intensiven Partie zu rechnen. Und sie begann auch forsch. Rapids Mittelstürmer Ercan Kara, der prinzipiell einen Lauf hat, vergibt einen Hochkaräter, im Gegenzug prüft Austria Aleksandar Jukic Keeper Paul Gartler. Beides geschah in der 3. Minute. 7. Minute: Rapids Maximilian Ullmann marschiert an der linken Seite unbehelligt durch, flankt präzise, Thorsten Schick übernimmt direkt, trifft flach zum 1:0 in die lange Ecke. In einer normalen Welt hätte die Hütte gewackelt.

Tolle Paraden

Die Austria fiel nicht auseinander, im Gegenteil. 19. Minute: Freistoßflanke Manprit Sakaria, Patrick Wimmer, kein Riese, köpfelt das 1:1. Rapid ist durchaus in der Lage, schlecht zu verteidigen. Aber die Hütteldorfer zeigten dann doch den etwas gepflegteren Fußball, Austrias Goalie Patrick Pentz verhinderte mit zwei bemerkenswerten Reflexen nach Schüssen von Christoph Knasmüllner und Kara den erneuten Rückstand (22.). Und er parierte einen wuchtigen Kopfball von Maximilian Hofmann (41.). Halbzeitfazit: rassiges, intensives Match, flüssige Kombinationen, Chancenplus Rapids, Lob für beide Teams.

Auch nach der Pause blieb das Niveau mehr als ansprechend, Pentz bewahrte seine Hochform. Bei den überlegenen Rapidlern (Torschüsse 35:6!) fehlte mitunter der finale Pass. Die Austria stand in der Defensive solide und überstand somit einige Drangperioden. Stöger konnte mit dem "glücklichen Remis gut leben". Kühbauer musste es. "Wir haben uns leider nicht belohnt, das tut weh." Die Rapidler Schick und Taxi Fountas gerieten nach Abpfiff aneinander, sie wurden von Kollegen getrennt.

Rapid gastiert am Donnerstagabend anlässlich der Europa League in London bei Arsenal, das klingt dramatischer, als es ist. Der Ausgang ist nämlich völlig powidl, entscheidend für den Aufstieg in die K.o.-Phase ist das Heimspiel am 10. Dezember gegen Molde. Der Rückstand in der Bundesliga auf Red Bull Salzburg beträgt nun vier Punkte, auf den LASK sind es zwei. Die Austria ist Achter. (Christian Hackl, 29.11.2020)

SK Rapid Wien – FK Austria Wien 1:1 (1:1). Wien, Allianz Stadion, keine Zuschauer erlaubt (wegen Coronavirus-Pandemie), SR Weinberger.

Tore: 1:0 (7.) Schick, 1:1 (19.) Wimmer

Rapid: Gartler – Stojkovic, Hofmann, Barac, Ullmann – Grahovac, Ritzmaier – Schick, Knasmüllner (78. Demir), Arase (69. Fountas) – Kara

Austria: Pentz – Teigl, Handl, Palmer-Brown, Suttner – Sarkaria (65. Fitz), Zwierschitz, Hahn, Jukic (84. Ebner) – Wimmer (55. Monschein), Pichler

Gelbe Karten: Hofmann bzw. Handl, Hahn, Zwierschitz, Teigl