Hartwig Löger wird wieder Vorstand in einem Versicherungskonzern.

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Wien – Ex-Finanzminister Hartwig Löger hat ab 1. Jänner wieder einen Posten im Vorstand eines Versicherungskonzerns. Löger, der vor seiner politischen Karriere im Vorstand der Uniqa tätig war, wird 2021 ins Führungsgremium der Vienna Insurance Group (VIG, früher Wiener Städtische) kommen.

Das hat der Aufsichtsrat des börsennotierten Versicherers am Dienstag beschlossen, wie der Konzern in einer Aussendung mitteilte. Laut Aufsichtsratschef Günter Geyer wird Löger die "VIG-Gruppe in ihrer weiteren strategischen Positionierung in Zentral- und Osteuropa mitgestalten".

Karriere bei Uniqa

Löger, gebürtiger Steirer, hat 1985 in der Versicherungsbranche im Maklergeschäft begonnen. Nach Abschluss des Universitätslehrgangs für Versicherungswirtschaft an der WU Wien ging er 1989 als Verkaufsleiter zur Allianz in der Steiermark. Von 1997 bis 2002 war er Vertriebsleiter bei der Donau-Versicherung. Es folgten mehrere Führungspositionen in der Uniqa-Gruppe, zuletzt fungierte Löger als Vorstandsvorsitzender der Uniqa Österreich AG.

Vor drei Jahren, im Dezember 2017, ereilte ihn der Ruf in die Regierung. Nach langer Suche nach einem geeigneten Finanzminister (eigentlich wollte Kanzler Sebastian Kurz eine Finanzministerin, es fand sich aber keine) hatte Löger das Amt bis Ende Mai 2019 inne. Danach (nach Ibiza war die türkis-blaue Regierung in die Luft geflogen) war er bis 3. Juni Bundeskanzler.

VIG-Zukauf im Osten

Im Juli machte er sich selbstständig und beriet mit seiner Consulting-Gesellschaft V.I.P. auch den Wiener Städtischen Versicherungsverein, wie die VIG am Dienstag in ihrer Aussendung schrieb. Der Verein ist der Haupteigentümer der Vienna Insurance Group, die von Elisabeth Stadler geführt wird. Die VIG hat erst am Sonntag einen großen Zukauf bekanntgegeben: Sie übernimmt das Zentral- und Osteuropageschäft der niederländischen Aegon und lässt für diesen Deal rund 830 Millionen Euro springen. Die Transaktion muss erst noch genehmigt werden.

Seine Tätigkeit im Finanzministerium, das auch fürs Glücksspiel zuständig ist, hat für Löger allerdings auch ein unangenehmes Nachspiel. Rund um die Bestellung des Freiheitlichen Peter Sidlo in den Vorstand der teilstaatlichen Casinos Austria AG (Casag) ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen ihn.

"Gib a Ruh"

Löger weist die Vorwürfe, wonach es in diesem Konnex politische Absprachen mit dem damaligen Casag-Aktionär Novomatic gegeben habe, zurück (auch die Novomatic tut das). Es gilt die Unschuldsvermutung. Der damalige Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) hatte sich seinerzeit bei Löger für die Unterstützung bedankt, er mit einem Daumen-hoch-Emoji geantwortet. Löger erklärte das später so: Er habe damit sagen wollen: "Gib a Ruh." (gra, 1.12.2020)