Fast jeder Vierte empfindet das Arbeitsjahr 2020 als anstrengender und herausfordernder als die Jahre zuvor. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des beruflichen Netzwerks Xing. Für das Corona-Barometer befragt das Portal seine Mitglieder in regelmäßigen Abständen zur aktuellen Stimmung und Arbeitssituation. Im November nahmen 1.308 Xing-Mitglieder an der Umfrage teil, davon 629 aus Deutschland, 329 aus Österreich und 350 aus der Schweiz.

Ein Grund für die intensiver wahrgenommene Anstrengung könnte sein, dass rund 68 Prozent der österreichischen Befragten angaben, in diesem Jahr vergleichsweise weniger Urlaub gemacht zu haben. In Deutschland (74 Prozent) und der Schweiz (70 Prozent) ist dieser Wert sogar noch höher. Die geringere Urlaubskonsumation hat auch direkten Einfluss auf den Erholungsgrad. So fühlen sich 56 Prozent derjenigen Österreicher, die 2020 weniger Urlaub gemacht haben, auch weniger erholt.

Positiver Blick in die Zukunft

Ähnlich wie im Frühjahr geht es der Hälfte der Befragten im November sehr gut oder gut – und fast einem Viertel neutral. Im Mai waren es jedoch mit rund 59 Prozent noch etwas mehr. Der Zukunft blicken die Befragten allerdings positiver entgegen als im Mai: Die Aussichten sind für 63 Prozent sehr positiv beziehungsweise positiv, wenn sie an die Situation in einem Jahr denken, zuletzt hatten nur fast 58 Prozent die Zukunft so positiv bewertet. In Summe war das Arbeitsjahr 2020 – trotz Corona-Krise – für rund 69 Prozent der Befragten zufriedenstellend.

Rund 43 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich sind im November teilweise im Homeoffice, im Mai waren es noch circa 24 Prozent.
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Was im Hybrid-Office fehlt

Waren im Mai noch mehr als 52 Prozent der befragten Xing-Mitglieder aus Österreich ausschließlich im Homeoffice, so sind es im November nur noch rund 38 Prozent. Wobei Österreich hier im Vergleich zu Deutschland (32 Prozent) und der Schweiz (33 Prozent) nach wie vor den höchsten Wert hat. Rund 43 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich sind im November teilweise im Homeoffice, im Mai waren es noch circa 24 Prozent. "An dieser Entwicklung sehen wir, dass sich hybride Office-Lösungen, also Arbeiten sowohl im Büro als auch im Homeoffice, durchzusetzen scheinen", so Kristina Knezevic, Country Managerin bei Xing Österreich.

Nach wie vor vermissen die österreichischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Homeoffice am meisten die sozialen Kontakte (76 Prozent). Die Vorgesetzten und die Kommunikation mit diesen fehlt hingegen nur etwas mehr als einem Viertel (28 Prozent). Die räumliche Trennung zwischen Arbeit und Wohnen beziehungsweise Freizeit ist für circa 43 Prozent der Befragten in Österreich nach wie vor eine Herausforderung, aber auch ein ergonomischer Arbeitsplatz fehlt mehr als jedem Dritten.

Pandemie verändert Führungsstil

Die Pandemie verändert vieles – auch den Führungsstil in Österreichs Unternehmen. Denn knapp ein Viertel der Befragten ohne Führungsverantwortung gab im November an, dass sich der Führungsstil ihrer Vorgesetzten verändert habe.

Am häufigsten nannten sie, dass Führungskräfte im Homeoffice weniger kommunizieren (61 Prozent). Allerdings geben knapp 29 Prozent der Befragten an, dass ihre Vorgesetzten im Homeoffice besser erreichbar seien. Auch nimmt rund ein Drittel seine Führungskräfte als empathischer wahr als vor der Krise.

Und das sagen die Vorgesetzten über sich selbst: Rund 35 Prozent der Befragten gaben an, ihren Führungsstil geändert zu haben. Acht von zehn Führungskräften versuchen, ihre Mitarbeitenden besser zu motivieren – und sind der Meinung, ihnen mehr Verantwortung und Entscheidungsbefugnisse zu geben.

Zu den Hauptaufgaben von Führungskräften gehören außerdem die Festlegung klarer Ziele, Kommunikation einer Vision und Vorgabe der Strategie – immerhin zwei Drittel tun dies nun verstärkt.

Uneinigkeit bei Kontrolle

Vor allem im Bereich der Kontrolle durch Vorgesetzte geht die Wahrnehmung zwischen Angestellten und Führungskräften auseinander. Rund ein Viertel der befragten Mitarbeitenden in Österreich fühlt sich im Homeoffice mehr kontrolliert, obwohl nur rund sieben Prozent der Führungskräfte angeben, dies auch tatsächlich etwas mehr zu tun.

Knezevic betont in dem Zusammenhang, dass "remote work" auch Remote-Führung benötigt: "Wir erleben derzeit einen echten Struktur- und Paradigmenwechsel, der auch ein neues Führungsverständnis voraussetzt. Es braucht Inspiration statt Kontrolle. Aufgabe der Führungskräfte ist, Nähe trotz Distanz im Homeoffice sowie gute Mitarbeitererfahrungen zu schaffen, um die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bekommen, zu halten und zu inspirieren." (dang, 1.12.2020)