"As long as the hope we spread is stronger than the fear we face, I will be a feminist", steht im optimistischen Tonfall am bestickten Staubschutznetz.
Foto: eSeL.at

Wien – Das Künstlerhaus am Karlsplatz ist aktuell noch geschlossen, und wann die Gruppenausstellung When Gesture Becomes Event eröffnen darf – geplant ist Montag –, ist noch ungewiss. Umso besser ist, dass das Baugerüst des rechten Gebäudeflügels dennoch als Kunstdisplay herhalten kann. Das kommt der Künstlerin Katharina Cibulka gerade recht, die für ihre bestickten Transparente stets auf der Suche nach bespielbaren Baustellen ist.

Anlässlich der Schau verhüllt sie die Fassade des Künstlerhauses nun mit einem neuen Staubschutznetz ihrer Serie Solange / As long as und knüpft damit an das Ausstellungsthema an. Seit Dienstag ist die Installation öffentlich von der Straße aus zu betrachten. Auf 14 mal 15 Metern prangt da der pinke Schriftzug "As long as the hope we spread is stronger than the fear we face, I will be a feminist".

Keine neue Forderung für 2020

Anders aber als bei ihren bisherigen feministischen Baustellen-Installationen, in denen sie gesellschaftliche Missstände viel konkreter angesprochen hatte – wie beispielsweise "As long the art market is a boy's club, I will be a feminist" auf dem Gebäude der Akademie der bildenden Küste –, ändert sich der Tonfall bei der neuen Intervention. Und wendet sich in eine hoffnungsvollere Richtung.

"Angesichts dessen, was wir in diesem Jahr durchleben, ist es mir derzeit unmöglich, eine weitere feministische Forderung zu stellen", erklärt Cibulka.
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"Die Zumutungen der Pandemie fordern uns alle maximal. Das Attentat in Wien erschüttert mich zutiefst. Angesichts dessen, was wir in diesem Jahr durchleben, ist es mir derzeit unmöglich, eine weitere feministische Forderung zu stellen", erklärt Cibulka. "Gleichzeitig zeigt mir der Wahlausgang in den USA mit Kamala Harris, der ersten Woman of Color als Vizepräsidentin, wie rasch das Pendel auch wieder in die andere Richtung ausschlagen und Hoffnung wachsen kann", so die Künstlerin.

Der neue Spruch auf dem Künstlerhaus gilt als optimistische Botschaft in einer ungewissen Zeit, mit der Cibulka ins neue Jahr blickt. Solange das Baugerüst steht, bleibt auch ihre Arbeit zu sehen. (Katharina Rustler, 1.12.2020)