Der Regionalkrieg in Äthiopien bringt auch Flüchtlinge aus Eritrea in Gefahr, die in der umkämpften Region Tigray in Lagern untergebracht sind.

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Genf / Mekele / Addis Abeba – Das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) hat Äthiopien aufgerufen, in der Region Tigray sofort Zugang zu mehreren zehntausend Flüchtlingen aus Eritrea zu gewähren. "Den Lagern werden jetzt die Lebensmittelvorräte ausgehen. Somit sind Hunger und Mangelernährung eine reale Gefahr", sagte UNHCR-Sprecher Babar Baloch am Dienstag. Zudem sei man alarmiert über Berichte von Angriffen, Entführungen und Zwangsrekrutierungen in den Flüchtlingslagern.

In Tigray, der umkämpften Region im Norden von Äthiopien, leben der UN-Organisation zufolge etwa 96.000 Flüchtlinge aus dem Nachbarland Eritrea. Baloch sagte: "Für fast zwei Jahrzehnte war Äthiopien ein gastfreundliches Land für eritreische Flüchtlinge. Aber nun haben wir Angst, dass sie in den Konflikt hineingezogen werden."

46.000 Flüchtlinge

Die äthiopische Regierung hatte vor fast einem Monat eine Offensive gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) gestartet, die die Region lange dominierte. Internet- und Telefonverbindungen wurden gekappt, Straßen blockiert. Die Strom- und Wasserversorgung ist eingeschränkt. Fast 46.000 Menschen flohen UNHCR-Angaben zufolge vor den Kämpfen ins Nachbarland Sudan. Am Wochenende erklärte Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed, Tigrays Hauptstadt Mekele sei eingenommen und die Offensive beendet worden.

Hintergrund des Konflikts sind Spannungen zwischen Tigray und der Zentralregierung. Die TPLF dominierte Äthiopien mehr als 25 Jahre lang, bis Abiy 2018 an die Macht kam und die TPLF hinausdrängte. Viele Menschen in Tigray fühlen sich von der Zentralregierung nicht vertreten und fordern mehr Autonomie. Im Vielvölkerstaat Äthiopien mit seinen etwa 110 Millionen Einwohnern gibt es etliche ethnische Spannungen. (APA, 1.12.2020)