Auf Gastfreundschaft legt man in Japan großen Wert. Dass das nicht bloß Lippenbekenntnisse sind, sondern die Bemühungen um das Wohlergehen des Gastes sozusagen auch tiefer reichen, zeigt das Projekt "Tokyo Toilet".

In der japanischen Metropole Tokio werden nämlich anlässlich der Olympischen Spiele (die Corona-bedingt von 2020 auf 2021 verschoben wurden) neue öffentliche Bedürfnisanstalten errichtet. Das Besondere dabei: Entworfen wurden sie durchwegs von renommierten, großteils japanischen Architekten, darunter etwa die beiden Pritzker-Preisträger Tadao Andō und Shigeru Ban.

Letzterer hat für zwei Standorte in Tokio Toilettenpavillons erdacht, die zunächst von außen völlig transparent sind.

Foto: Satoshi Nagare

Sobald aber die Verriegelung der Tür von innen betätigt wird, verfärbt sich das Glas und wird zur undurchsichtigen Wand. So lassen sich dann unbeobachtet große und kleine Geschäfte verrichten, entweder im Haru-no-Ogawa Community Park (Bild) ...

Foto: Satoshi Nagare

... oder im Yoyogi Fukamachi Park, wo sich das zweite von Shigeru Ban entworfene transparente Klo befindet.

Foto: Satoshi Nagare

"Über zwei Dinge machen wir uns beim Betreten einer öffentlichen Toilette – insbesondere in einem Park – Sorgen", erklärt der Pritzker-Preisträger dazu. "Zum einen ist es die Frage nach der Sauberkeit der Räumlichkeiten, zum anderen fragt man sich, ob sich jemand im Inneren aufhält." Beide Fragen soll man hier nun also mit einem einzigen Blick schon von außen beantworten können, also schon bevor man eintritt, um auszutreten.

Foto: Satoshi Nagare

Insgesamt 17 neue "Tokyo Toilets" sollen bis zu den Olympischen Spielen fertig werden, sieben davon sind es bereits, darunter auch jene von Tadao Andō. Er entwarf einen Toilettenpavillon für den Jingu-Dori Park (Bild) ganz in der Nähe eines Eingangs zum Bahnhof Shibuya.

Zwei Öffnungen an gegenüberliegenden Seiten sollen hier für ein ständig durchziehendes Lüftchen sorgen, was bei einer öffentlichen Toilette wohl keine so schlechte Idee ist. So kann der Platz unter der Traufe möglicherweise tatsächlich zur "communal relaxing area" werden, wie es auf der offiziellen Website zum Projekt heißt.

Foto: The Nippon Foundation

Im Inneren bietet die von Tadao Andō geplante Toilette alle Annehmlichkeiten, die man sich nur wünschen kann, inklusive Wickeltisch, und natürlich ist alles barrierefrei zugänglich.

Foto: The Nippon Foundation

Bereits fertiggestellt ist auch das Projekt "Wonderwall" im Ebisu-Park, entworfen vom Innendesigner und Universitätsprofessor Masamichi Katayama. Er hat sich an die Herkunft des japanischen Wortes für Toilette, Kawaya, erinnert, was soviel wie "Hütte (ya) über einem Fluss (kawa)" bedeutet. Diese Hütten waren aus Lehm oder Holz, es gab sie laut Projektwebsite schon in der Steinzeit.

Katayama hat sich diese primitiven Hütten zum Vorbild genommen und ein Objekt aus 15 Betonwänden geschaffen, die so angeordnet wurden, dass drei Bereiche entstanden – einmal für Männer, einmal für Frauen, einmal "für alle".

Foto: The Nippon Foundation

Was von außen etwas spröde wirkt, sieht im Inneren durchaus recht geräumig aus. Nachts werden die Wände sanft beleuchtet.

Die weiteren bereits fertigen Toilettenanlagen von Nao Tamura, Fumihiko Maki und Takenosuke Sakakura können auf der offiziellen Website des Projekts bestaunt werden, zehn Anlagen sollen dann noch pünktlich bis zum Beginn der Olympischen Sommerspiele (23. Juli 2021) fertig werden. Neben dem Stadtbezirk Shibuya sind auch die Nippon Foundation und der Sanitärhersteller Toto Projektpartner. (mapu, 3.12.2020)

Link

Projekt "Tokyo Toilet" (englischsprachig)

Foto: The Nippon Foundation