Soldaten übernahmen in ABC-Montur die Kontrolle im Pflegeheim.

Foto: APA / Erwin Scheriau

Die horriblen Zustände in einem kleinen Pflegeheim im steirischen St. Lorenzen im Mürztal – beinahe alle der 40 Bewohner wurden Corona-positiv getestet – lassen zumindest eine Spekulation zu: Es dürfte wie so oft auch ums Geld gehen, darum, dass die Finanzierung der teuren PCR-Tests zwischen Bund, Land und Gemeinden oft nicht geklärt ist.

Der interimistische Leiter des Pflegeheimes, Alexander Rosspeintner, der die massive Ausbreitung des Virus im Heim aufklären und den Betrieb stabilisieren soll, erklärt im STANDARD-Gespräch, nach erster Sichtung der Problemlage sei dokumentiert, dass "sämtliche Vorschriften", die per Bundes- und Landesverordnung vorgegeben sind, vom Personal, das ebenfalls betroffen ist, eingehalten worden seien. Von den 31 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind 17 positiv getestet worden. Das Bundesheer wurde angefordert, um einen Notbetrieb aufrechtzuerhalten; Heeressanitätsexperten unterstützen das verbliebene Pflegepersonal. Einigermaßen irritierend für die Heimbewohner war der recht martialische Auftritt der Soldaten, die mit ABC-Masken im Heim aufmarschierten.

"Bewohner sind nicht eingesperrt"

All die Monate, seit Beginn der Pandemie, sagt Rosspeintner, seien sämtliche Hygienemaßnahmen auch für die Behörden dokumentiert worden. Mitarbeiter seien beim Eintritt ins Heim ständig getestet worden, Gäste hätten sich an die Hygienevorschriften halten müssen. "Die Bewohner sind natürlich nicht eingesperrt, sie dürfen ihre Angehörigen unter Auflagen auch treffen", sagt Rosspeintner. Aber das scheint nicht der wesentliche Punkt gewesen zu sein, wohl aber, dass die Heimbewohner nicht regelmäßig getestet werden. "Das ist ausdrücklich gesetzlich nicht vorgesehen, obwohl Minister Anschober im Sommer ständige Tests angekündigt hat", sagt Rosspeintner. Aussagen der Politik und spätere Verordnungen seien eben "manchmal nicht unbedingt deckungsgleich".

In der entsprechenden Bundes-und Landesverordnung zu den Bundesgesetzen stünde festgeschrieben, wie Heimbetreiber bei Testungen vorgehen müssten. Es ist etwa genau geregelt, wann die Bewohner getestet werden. Und das scheint der kritische Punkt zu sein: nämlich nur dann, wenn ein Verdachtsfall vorliegt, wenn eine Bewohnerin oder ein Bewohner Symptome zeigt. Dann aber, sagt Rosspeintner, kann das Virus schon im Heim sein.

"Es geht allen Heimen so"

Die Pflegeinstitutionen bekamen jedenfalls im November eine diesbezügliche Erinnerungs-E-Mail vom Land Steiermark: "... darf ich nochmals darauf hinweisen, dass nur symptomatische Bewohnerinnen und Bewohner mit diesen Antigentests getestet werden sollen ..."

Letztendlich, so beschreibt es ein anonym bleiben wollender Insider der Pflegeszene, gehe es um die Bezahlung der teuren PCR-Tests: "Der Bund schafft an, will nicht bezahlen, die Länder geben es an die Gemeinden weiter, und die können es nicht finanzieren, und dann wird, wie man in St. Lorenzen sieht, von der BH das Bundesheer geholt."

Alexander Rosspeintner will noch darauf hinweisen, dass die Pflegeheime nun auch die Corona-Krankheitsfälle im Haus zu versorgen hätten. "Die Spitäler ringsum haben keinen Platz mehr, das bringt für uns natürlich eine zusätzliche Belastung. Es geht nicht nur uns so, es geht allen Heimen gleich."

Tatsächlich meldeten am Montag Pflegeheime aus Oberösterreich und Kärnten einen neuerlichen exorbitanten Anstieg an Covid-19-Fällen in einigen ihrer Einrichtungen. (Walter Müller, 1.12.2020)