Wo ist der österreichische Onlinehandel zu finden?

Foto: Elmar Gubisch

"Zumindest haben sie es probiert", könnte man auf den Versuch der Bundesregierung antworten, eine österreichische Shopping-Plattform etablieren zu wollen. Dabei herausgekommen ist allerdings nur ein unübersichtliches Link-Verzeichnis mit dem Namen "Kaufhaus Österreich", das den Spott der Online-Community auf sich zieht. Wer tatsächlich einen Nutzen aus dem 627.000 Euro teuren Projekt ziehen soll, bleibt vorerst offen.

Doch wenn man den Einkauf bei Amazon vermeiden möchte, drängt sich die gar nicht so eindeutig zu beantwortende Frage auf, wo Österreichs Onlinehandel tatsächlich zu finden ist. Deshalb hat der STANDARD Alternativen, Tipps und Anlaufstellen für regionales Einkaufen im Internet gesammelt.

Immer Preise vergleichen

Außer Frage steht, dass es für Nutzer beim Online-Einkauf wohl am komfortabelsten wäre, einfach auf den Versandriesen und dessen riesiges Sortiment zurückzugreifen. Einfache Suchfunktion, schnelle Lieferung und scheinbar unschlagbare Preise machen den Händler attraktiv. Jedoch sollte vor allem der letzte Punkt stets infrage gestellt werden. Möchte man herausfinden, wo man ein Produkt tatsächlich am günstigsten bekommt, bieten sich Preisvergleichsplattformen wie Geizhals, Idealo oder Preisvergleich.at an, wo sich bei Artikelsuchen oft herausstellt, dass Amazon preislich nicht immer die Nase vorne hat. So können Lieferungen aus Österreich durchaus günstiger sein.

Verzeichnis österreichischer Onlineshops

Will man sich einen Überblick über Österreichs Onlinehandel verschaffen, gibt es – wenn man weiß, wo man suchen muss – tatsächlich zahlreiche Möglichkeiten. Die direkteste, aber unübersichtlichste Option wäre dabei, bei Händlern und Produzenten direkt zu bestellen. Abhilfe sollen deshalb verschiedene Listen mit Onlineshops schaffen.

Erstellt werden diese teilweise von Marketingagenturen und von Aktivistinnen wie der Autorin Nunu Kaller, die auf ihrer Webseite "Nunus Ladenliste" alle österreichischen Geschäfte anführt, die einen Onlineshop besitzen und kontaktlose Lieferungen anbietet. Sortiert werden die Händler nach Kategorien wie Mode, Elektronik oder auch Dienstleistungen. Ein ähnliches Verzeichnis bietet der Österreichische Handelsverband mit der Liste "Retail", auf der 5.000 Webshops aus Österreich kategorisiert und von A bis Z gelistet werden. Ebenso zu finden ist dort eine Liste österreichischer Online-Marktplätze.

Ähnliche Auflistungen regionaler Händler mit Webshop bieten die niederösterreichische Agentur Edelweiss, das Gorilla Network und das "Österreichische Online-Verzeichnis" der Agentur Medani. Zudem schlossen sich die Buchhändler Thalia, Morawa und Libri mit der Initiative "Shop daheim" schon zu Beginn der Pandemie zusammen, um den stationären Handel in Österreich und Deutschland zu unterstützen. Möchte man österreichische Start-ups unterstützen, bietet einem die Webseite "Shöpy" die Möglichkeit dazu.

Österreichische E-Commerce-Plattformen und Marktplätze

Wer keine Lust hat, sich beim Einkauf durch einzelne Shops klicken zu müssen, sondern auf einer österreichischen Onlineplattform bestellen möchte, kann sich an einem der vielen Marktplätze versuchen. Dabei muss zwischen Händlerplattformen, die überwiegend regionale Produkte anbieten, und Marktplätzen unterschieden werden. Letztere führen, ähnlich wie Amazon, ein breiteres Sortiment.

So können Verkäufer zum Beispiel auf "Do it fair" nachhaltig produzierte Produkte verkaufen. Unterdessen bietet die steirische Plattform "Regionale Shops" Produkte lokaler Händler und touristische Angebote. Weitere Produkte aus Österreich kann man bei "Beeanco", "My Product", "Goodity" und "Kauf regional" finden.

Händlerplattformen wie Shöpping von der Post AG und All-I-Want wollen sich hingegen nicht auf regionale Produkte beschränken und setzen deshalb auf einen Amazon-ähnlichen Aufbau. Unterdessen können lokale Restaurants durch den Kauf von Gutscheinen bei "Vorfreude kaufen" unterstützt werden.

Gebraucht kaufen

Schlussendlich bleibt natürlich immer auch die Möglichkeit des Kaufs von Secondhand-Produkten, der auch während des Lockdowns möglich ist. So bietet Willhaben seit einiger Zeit die Möglichkeit, Transaktionen inklusive Käuferschutz online und über die hauseigene Funktion Paylivery kontaktlos abzuwickeln. Erneuerte, aber gebrauchte Elektronikartikel können unterdessen auch bei Refurbed erstanden werden. Zudem stellen Thrift-Stores wie Burggasse 24, Vintage-Fabrik, Babäm und Humana inzwischen Onlineshops zur Verfügung.

Die Verantwortung liegt beim Kunden

So viele Möglichkeiten einem für den Online-Weihnachtseinkauf abseits von Amazon auch geboten werden, die Verantwortung bleibt aufgrund mangelnder Digitalisierungsexpertise der Bundesregierung am Ende weiterhin am Käufer hängen. Denn ohne Wille, Interesse und Zeitinvestition in die Suche nach dem passenden österreichischen Onlineshop wird Amazon im Weihnachtsgeschäft dem lokalen Händler wegen des Lockdowns statt froher Weihnachten massive Probleme bescheren. (hsu, mick, 3.12.2020)