Aus meinem Haushalt ist sie nicht mehr wegzudenken: die Aromaplatte. Bislang vertraute ich auf die Technologie des Herstellers Aropur. Deren Aromaplatte hielt ob ihres feinstofflichen Effekts mein Schöpsernes und das Geselchte frisch, es veredelte meinen S-Budget Gouda zum Premiumkäse. Und das eher schlichte Märzen aus Zipf ward nach wenigen Minuten zu einem Gedicht, dessen Aromen meinem Gaumen schmeichelten, als explodierten dort von Elfen exklusiv für den Männerhimmel ausgewählte Brillanten aus Hopfen und Malz.  

4,5 Euro pro Quadratzentimeter einer Aromaplatte

Sie sehen, ich komme leicht ins Schwärmen, wenn es um Hochtechnologie geht. Der Hersteller der tollen Aromaplatten selbst übt sich ja in Bescheidenheit: Das Stück aus Edelstahl sei laut Produktinfo ein "System in Form einer Platte, mit der bereits fertiggestellte, verpackte Produkte auf höchstmögliches Qualitätsniveau gebracht werden". Der Preis macht freilich manche Milch sauer: Die Aropur-Aromaplatte in der Größe A4 kostet gut 1.300 Euro. Das ergibt 4,50 Euro pro Quadratzentimeter feinstofflicher Aroma-Dröhnung. 

Nun antwortet das Tiroler Technologieunternehmen Grander mit einem Belebungsbretterl aus Holz und fährt beim Preis ordentlich hinein. Das 29 Mal 29 Zentimeter große Brett aus Holz ist um wohlfeile 366 Euro zu haben. Das sind weniger als 50 Cent pro Quadratzentimeter Belebungsfläche. Und da reden wir noch gar nicht von der Blume des Lebens, die für die exklusive Weihnachtsedition in das Belebungsbrett gelasert wurde und unsere Knacker noch mit einer Extraladung Feenstaub versorgt.  
  

Ob das Seidl durch das Tablet auch belebt wird, ist nicht bekannt.
Foto: Christian Kreil

Die Produktinfo von Grander verspricht viel: "Hält Lebensmittel länger frisch, belebt Getränke und macht sie bekömmlicher." Das Unternehmen greift bei den belebenden Jausenbrettln auf die für Wasserleitungen, Teiche, Pools und Tümpel bewährte Technologie zurück: "Im Inneren der Belebungsplatten befinden sich Kupferrohrspiralen, die mit dem Grander-Wirkmedium gefüllt sind. Durch das Prinzip der Informationsübertragung können Lebensmittel, Getränke und/oder Pflanzen, die auf die Platte gestellt werden, einfach belebt werden und dadurch wird ihre Haltbarkeit erhöht." 

Grander will dem "Zeitgeist" der Naturwissenschaft entsprechen

Das ist nichts Neues: Grander kratzt gerne ein wenig an den eher unromantischen Gesetzen der Physik. Auf der Webseite des Unternehmens erfahren wir unter dem Punkt "Forschung" allerdings, dass sich die Spaßwassermanufaktur mit der Wissenschaft arrangiert hat: "Grander begegnet dem Zeitgeist der naturwissenschaftlichen Zugangsweise. (...) Naturwissenschaftliche Forschung steht im Vordergrund, subjektive Befragungen finden nur mit großer wissenschaftlicher Sorgfalt und zurückhaltend im Forschungsprogramm ihren Platz." 

Sehr zurückhaltend ist man allerdings auch mit objektiven Datensätzen, die eine Wirkung des Belebungsbretts untermauern könnten. Meine Anfrage nach Versuchsreihen, die eine Belebung von Pastete, Polardorsch und Co oder deren verlängerte Haltbarkeit belegen würden, wird so beantwortet: "Die auf Verpackungen von Lebensmitteln angegebene Mindesthaltbarkeit sollte natürlich nicht ignoriert werden." (Christian Kreil, 23.12.2020)

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