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Fellers Ziel ist es, die Basisarbeit im Sommer und Herbst zu erledigen, um nicht im Winter herumtüfteln zu müssen. Denn nun will er sich voll und ganz auf das Rennfahren konzentrieren.

Foto: Reuters / Christian Hartmann

Manuel Feller ist bekannt dafür, nicht um den heißen Brei herumzureden. Auch nicht in schwierigen Zeiten. Also sagt der 28-jährige Skiathlet: "Es ist ein riesengroßes Privileg, seinen Sport ausüben und sich auf der Piste ganz normal austoben zu dürfen." Der Tiroler weiß, dass viele Menschen "daheimhocken" und nicht viel machen können, weil sie durch Corona strikten Einschränkungen unterworfen sind, während sich die Auswirkungen eines Lockdowns auf Spitzensportler in Grenzen halten.

Feller verweist auf die Bedeutung des Profisports für die Gesellschaft: "In gewisser Hinsicht ist es sehr wichtig, dass Spitzensport noch ausgeübt wird, da spreche ich auch Fußball ganz speziell an. Für viele Leute ist Sport Leben, Faszination und Emotion. Man kann den Menschen das nicht auch noch wegnehmen", sagt der dreimalige Zweite bei Weltcuprennen, der noch auf einen Sieg wartet. Feller erinnert an den ersten Lockdown im März, als Fußballspiele oder Skirennen vergangener Jahre aus der Konserve konsumiert wurden. "Daran sieht man, welchen Stellenwert der Sport hat. Er dient einem Unterhaltungszweck und ist sehr wichtig, um das Leben der Gesellschaft noch in irgendeinem Sinne unterhaltsam zu gestalten. Jetzt liegt es an uns, dass wir auch g’scheit Gas geben."

Schnell rennfahren will der Silbermedaillengewinner der WM in St. Moritz 2017 nach einer wegen Rückenproblemen samt Bandscheibenvorfall verkorksten Saison 2019/ 2020 heuer erstmals am Wochenende bei den von Val d’Isère nach Santa Caterina verlegten Riesentorläufen (Samstag, 10.30 Uhr; Sonntag, 10 Uhr, ORF 1).

Von A nach B

Der Tiroler hatte den Auftakt in Sölden und das Parallelrennen in Lech/Zürs ausgelassen, um seinem Rücken nach im Sommer wiederkehrenden Problemen mehr Zeit zur Regeneration zu geben und um mit einem gut durchdachten Aufbauprogramm an der Technik arbeiten zu können. In der vergangenen Saison habe ihm nach der Verletzung bei der dichten Abfolge an Rennen die Möglichkeit gefehlt, "auf ein Grundprinzip zu fokussieren. Ich bin einfach nur so schnell wie möglich von A nach B gefahren. Das hat sich skifahrerisch negativ ausgewirkt." Im Sommer habe er nun aber gesehen, "welche Schritte man machen kann, wenn man wirklich einmal Zeit hat, sich auf wesentliche Sachen zu konzentrieren. Das war massiv produktiv."

Es sei definitiv die richtige Entscheidung gewesen, den Saisonauftakt zu spritzen. "Wenn ich in Sölden 15. geworden wäre, wäre es für mich ein super Rennen, aber für die Nation so oder so nicht gut genug und ich wieder einmal in Erklärungsnot gewesen. So steige ich frisch und fit in die Saison ein, ohne gleich beim ersten Rennen eine auf den Deckel zu kriegen." Psychisch sei das ein Riesenvorteil.

Auch für Techniktrainer Marko Pfeifer war es eine vernünftige Entscheidung, auf Sölden zu verzichten: "Das zeigt auch Reife. Und es tut ihm sehr gut, dass er in Ruhe konditionelle und skifahrerische Dinge weiterentwickeln kann."

Schritt um Schritt

Feller nützte die Zeit, die Intensität gemächlich zu steigern, seinen Körper langsam an gewisse Bewegungen und Belastungen zu gewöhnen. "Das hat definitiv Früchte getragen", sagt er. Feller blickt auf die "beste, ruhigste, präziseste Vorbereitung", an die er sich erinnern kann. Normalerweise kommen die durch eine straffe Wettkampfabfolge getriebenen Athleten kaum hinterher, denn sie versuchen stets, einen Schritt voraus zu sein.

Nichts weitergegangen ist zuletzt in Sachen "Felli speaks his mind". Neue, über soziale Medien verbreitete Videobotschaften von Feller sind schon länger nicht mehr erschienen. Er wolle dieses kritische Format nicht einstellen, momentan aber auf die Situation Rücksicht nehmen, zumal es für viele und auch ihn selbst nicht immer einfach sei, das Gemüt in Zaum zu halten.

Er würde seine Fans gern mehr unterhalten, es fehle ihm aber Zeit, weil er ebendiese auch mit seiner Freundin und seinem Buben verbringen will. "Familie, Kind, das ist schlussendlich der Sinn des Lebens", sagt Feller, der seine Freundin explizit lobt, weil sie ihm viel Druck und Arbeit abnehme.

Sein Brotjob wartet heuer mit einem kompakten Kalender auf. Fernreisen sind nicht vorgesehen, weil sich die Rennen großteils in Mitteleuropa abspielen. "Wir sind froh, dass wir Ski fahren dürfen, hoffen, dass wir genügend Rennen haben werden." Sollte das eine oder andere ausfallen: "Dann ist das auch in der Situation so zu akzeptieren!" (Thomas Hirner, 2.12.2020)