Wieder hat uns Bundeskanzler Sebastian Kurz an der Spitze eines Krisenquartetts einen Vortrag gehalten, wie er die Lage sieht. Die Frage ist: Stimmt es diesmal, was er uns da in Sachen Corona erzählt?

Bundeskanzler Sebastian Kurz ist ein guter Kommunikator.
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Kurz ist ein guter Kommunikator, das weiß jeder. Ob er auch ein guter Krisenmanager ist, das fragen sich mehr und mehr Bürger, auch solche, die ihm nicht von vornherein negativ gegenüberstehen.

Seine Hauptaussagen bei der Pressekonferenz am Mittwoch lauteten: Es gelte, einen weiteren Lockdown "zu verzögern, im Idealfall sogar zu verhindern". Das ist im Unterschied zu früher eine ziemlich pessimistische Aussage. Und: Der Sommer werde "halbwegs" normal. Das klang aber Ende August anders: Da ging er von einem "normalen" Sommer 2021 aus und sprach vom "Licht am Ende des Tunnels".

Es wäre aber nicht Kurz, würde er nicht noch einen Anti-Migranten-Spin einbauen: So schöne Ansteckungszahlen hätte man im Sommer gehabt, wenn nicht durch "Menschen, die in ihren Herkunftsländern den Sommer verbracht haben, uns Ansteckungen wieder ins Land hereingebracht" worden wären.

Soll man jedes Wort auf die Goldwaage legen? Bei Kurz eher ja, weil er keine Fehler und Irrtümer zugeben kann. Auch jetzt wieder verlor er kein Wort darüber, dass er und seine Regierung sich über den Sommer nicht auf die massive Wiederkehr des Virus im Herbst vorbereitet haben. Er sei eh schon früher für einen harten Lockdown gewesen, sagt er. Heißt das, wir sollen ihn als Kanzler nicht ernst nehmen?

In einem hat Kurz recht. Es ist noch lange nicht vorüber, und trotz Impfstoffs wird es noch zäh. Aber wieder ermahnte er nur das Volk. Mit sich selbst schien er – trotz allem – im Reinen. (Hans Rauscher, 2.12.2020)