Hauptempfänger der österreichischen Sozialleistungen sind ältere Menschen.

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Wien – Schon vor den heuer durch die Corona-Krise ausgeweiteten Leistungen sind die Sozialausgaben im Jahr 2019 gestiegen. Laut Statistik Austria beliefen sich die Sozialausgaben im Vorjahr auf 116,6 Milliarden Euro. Damit gab die öffentliche Hand um rund vier Milliarden mehr aus als 2018. Der Anteil der Transfers am Bruttoinlandsprodukt (Sozialquote) lag im vergangenen Jahr damit bei 29,3 Prozent und ebenso etwas höher als noch im Jahr zuvor. Der Grund: Die Sozialausgaben wuchsen stärker als die Wirtschaftsleistung.

Angesichts der Ausweitung der Leistungen in der Corona-Krise, etwa für Familien oder Arbeitslose, ist für heuer mit einem weiteren Anstieg der Sozialquote zu rechnen. Konkrete Daten dafür liegen aber noch nicht vor.

Leistungen im Alter

Leistungen im Alter machen mit 45 Prozent den größten Anteil der Sozialtransfers aus: 2019 wurden rund 51 Milliarden Euro für Geld- und Sachleistungen an Personen über dem Pensionsalter aufgewendet (vor allem Alters- und Betriebspensionen, Betreuungs- und Pflegeleistungen). Das bedeutet ein Plus von 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Ähnlich stark wuchs der zweitgrößte Kostenpunkt: Ausgaben für den Bereich Krankheit bzw. Gesundheitsversorgung (Entgeltfortzahlung, Krankengeld, ambulante und stationäre Versorgungsleistungen etc.) kosteten im vergangenen Jahr rund 30 Milliarden Euro. Das entspricht mehr als einem Viertel aller Leistungen.

Neun Prozent für Kinder und Familien

Familienbeihilfe, Kinderbetreuungsgeld, Kindergärten und weitere Leistungen für Familien und Kinder machten rund neun Prozent der Sozialleistungen aus. Betreuungs- und Pflegeleistungen sowie Leistungen für Hinterbliebene folgten mit einem Anteil von jeweils sechs Prozent. Für Arbeitslose waren fünf Prozent der Sozialleistungen vorgesehen. Mindestsicherung und Wohnbeihilfen machten zwei Prozent der Gesamtleistungen aus.

Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas rechnet mit einem weiteren Anstieg der Alterssozialleistungen: "Die zunehmende Alterung wird in kommenden Jahren für mehr Ausgaben und Finanzierungsdruck insbesondere in den Bereichen Pensionen, Pflege und Gesundheit sorgen", erklärte Thomas in einer Aussendung.

Sozialleistungen werden hauptsächlich als Geldleistungen zur Verfügung gestellt. Nur in den Bereichen Krankheit bzw. Gesundheitsversorgung sowie Wohnen und Armut/soziale Ausgrenzung überwog der Anteil an Sachleistungen.

Kaum Bedürftigkeitsprüfung

Die Prüfung der Einkommens- bzw. Vermögensverhältnisse auf Bedürftigkeit spielt insgesamt eine geringe Rolle im österreichischen Sozialleistungssystem, sie war lediglich bei neun Prozent der Ausgaben Voraussetzung für den Leistungsanspruch – vor allem bei der Ausgleichszulage bei den Pensionen, der Notstandshilfe in der Arbeitslosenversicherung und bei Leistungen der Sozialhilfe.

Österreich zählt im EU-Vergleich zu den Ländern mit den höchsten Sozialausgaben. Diese werden hauptsächlich aus drei Quellen finanziert: den Arbeitgeber-Sozialbeiträgen, Steuermitteln und Sozialbeiträgen von Arbeitnehmern, Selbständigen und Pensionisten. (APA, 3.12.2020)