Zwei Stühle blieben beim "Runden Tisch", der mehr ein halber Sesselkreis ist, leer.

Foto: ORF/TVThek

Wien – Ob es ein Novum war, ist noch unklar, jedenfalls bot sich den TV-Zusehern am Mittwoch um 22.30 Uhr nach der "ZiB 2" ein ungewöhnliches Bild: Der ORF stellte in der Sendung "Runder Tisch" zum Thema "Halbe Öffnung – Die Maßnahmen der Regierung nach dem zweiten Lockdown" zwei leere Stühle auf. Sie sollten wohl die beiden Regierungsparteien ÖVP und Grüne repräsentieren und das Fernbleiben der Parteien an der Debatte symbolisieren.

Der ORF lud am Mittwoch in einer kurzfristig anberaumten Spezialsendung Vertreter der Koalition sowie der Opposition ein, um mit ihnen die Verlängerung des Lockdowns und die Corona-Maßnahmen im Detail zu diskutieren. Zugeschaltet war die Politikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle. Thema waren die Einschränkungen, die die Regierung am frühen Nachmittag via Pressekonferenz kommuniziert hatte und die bis 7. Jänner gelten sollen.

Die Liste der Absagen

Weder ÖVP noch die Grünen wollten allerdings jemanden auf den Küniglberg schicken, wie auch Moderator Tarek Leitner eingangs erwähnte: "Leider wollten von den beiden Regierungsparteien ÖVP und Grünen heute niemand an dieser Debatte teilnehmen. Weder aus der Regierung selbst – wir haben die Minister Schramböck, Wirtschaft, Fassmann, Bildung, und Anschober, Gesundheit, eingeladen – und auch niemand aus den beiden Parlamentsklubs von ÖVP und Grünen." Und so debattierten SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, Dagmar Belakowitsch, Klubobmann-Stellvertreterin FPÖ, und Gerald Loacker, stellvertretender Klubobmann der Neos.

ORF: Plätze wurden "freigehalten"

Auf STANDARD-Anfrage begründet der ORF die Vorgehensweise so: Die Plätze wurden für die eingeladenen Vertreter der Regierungsparteien bis zu Sendungsbeginn freigehalten. "Für den Fall, dass diese noch knapp vor Sendungsbeginn eintreffen. Danach wurden die Sesseln aus dem Studio wieder entfernt."

Die Diskussionssendung sahen im Durchschnitt 529.000 Zuseher. Der Marktanteil lag in der Zielgruppe ab 12 Jahren bei 28 Prozent. Den Topwert im Rahmen der ORF-Berichterstattung am Mittwoch erzielte die "Zeit im Bild" um 19.30 Uhr mit 1,723 Millionen bei 55 Prozent Marktanteil, "Bundesland heute" sahen 1,605 Millionen bei 58 Prozent Marktanteil. Die "ZIB 2" mit Bundeskanzler Sebastian Kurz im Gespräch mit Armin Wolf ließen sich bis zu 975.000 (bei 33 Prozent Marktanteil) nicht entgehen.

Der STANDARD hat auch die ÖVP und die Grünen um eine Stellungnahme gebeten, warum sie nicht an der Sendung teilnehmen wollten, bis jetzt aber noch keine Antworten bekommen. (omark, 3.12.2020)