Micks erste Sitzprobe im Haas – 2021 rast erstmals nach acht Jahren wieder ein Schumacher in der Formel 1 mit.

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Noch ist Mick Schumacher gar kein Formel-1-Pilot, dennoch dreht sich am Wochenende in Bahrain vieles um den Sohn des Rekordweltmeisters aus Deutschland. Dessen Aufstieg in die Königsklasse ist perfekt, jetzt fährt er befreit um den Titel im Unterbau, der Formel 2. Das wird fast spannender als der Grand Prix von Sakhir am Sonntag (18.10/MEZ, ORF 1), in der Formel 1 ist schließlich längst alles entschieden.

Für den 21-jährigen Schumacher sind die Tage in der Wüste damit ein Vorgeschmack darauf, was ihn ab der kommenden Saison erwartet. Der junge Mann ist die Aufmerksamkeit allerdings gewöhnt. "Ich stehe ja seit meiner Kindheit im Rampenlicht, auch und gerade, weil ich mich für diesen Sport entschieden habe. Ich bin bisher damit klargekommen. Das war einfach immer normal für mich." Schon zu Kartzeiten interessierte sich die Motorsportwelt sehr dafür, was der nächste M. Schumacher so leisten kann, mit jedem Aufstieg in die jeweils höhere Klasse nahm das zu.

Und so wird in den kommenden Tagen nicht nur der US-Rennstall Haas, bald Schumachers Team in der Formel 1, ganz genau hinschauen. Am Samstag (13.10) und Sonntag (13.20) geht Schumacher als Spitzenreiter in die letzten beiden Läufe um den wichtigsten Titel im Nachwuchsrennsport.

Hamilton isoliert

Obwohl Lewis Hamilton und Mercedes eine Etage höher längst als Weltmeister feststehen, dürfte allerdings auch der Blick in den Formel-1-Zirkus lohnend sein. Und zwar weil Lewis Hamilton nicht im Mercedes sitzen wird. Der Rekordweltmeister, wie Michael Schumacher nun mit sieben Titeln, wurde zu Beginn der Woche positiv auf Corona getestet. Er fühle sich "okay, mit milden Symptomen", ist nun auch nach den Vorgaben der örtlichen Gesundheitsbehörden zehn Tage in Quarantäne. Und damit wird sich in Bahrain einer spannenden Frage angenähert: Wie könnte eine Formel 1 ohne Hamilton, den Übermächtigen, aussehen?

Seit 2014 ist Mercedes das Maß aller Dinge, die Dominanz ging aber vor allem vom Engländer aus. Nur Nico Rosberg schlug ihn 2016 im WM-Duell, der aktuelle Teamkollege Valtteri Bottas ist ihm kaum gewachsen. Anders als Hamilton wirkt der Finne im Mercedes auch keineswegs unschlagbar.

Entsprechend interessant wird daher auch das Stallduell an diesem Wochenende. Als Hamilton-Ersatz berief Mercedes einen Engländer aus dem eigenen Nachwuchs: Top-Talent George Russell wird momentan beim Williams-Team ausgebildet. "Ein großes Dankeschön an Mercedes für das Vertrauen", sagte der 22-Jährige, "niemand kann Lewis ersetzen, aber ich werde in seiner Abwesenheit alles geben."

Russell, der Raser aus King’s Lynn in Norfolk, gewann 2018 die Formel-2-Meisterschaft. Sein bisher bestes Ergebnis in der Königsklasse war Platz elf beim Grand Prix der Toskana im September in Mugello. In bisher 36 Rennen ist ihm noch kein Punkt gelungen. Die Teamkollegen hatte Russell aber im Griff. Im Nachzügler-Boliden Williams wird der Engländer Jack Aitken (25) zu seinem Formel-1-Debüt kommen.

Auch Stoffel Vandoorne, dem belgischen Mercedes-Testfahrer, waren Chancen auf die Vertretung Hamiltons eingeräumt worden. Die Entscheidung für Russell könnte nun ein Fingerzeig für die Zukunft gewesen sein. Er gilt als ein Kronprinz Hamiltons und könnte irgendwann der Nummer-eins-Fahrer der Silbernen sein. Das Rennen "ist ein kleiner Meilenstein für uns", sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff: "Weil zum ersten Mal ein Mitglied unseres Juniorprogramms für das Werksteam an den Start geht."

Goldener Karriereherbst

Hamilton ist mittlerweile 35. Wohl nicht im kommenden Jahr, aber irgendwann wird auch der Engländer keine Lust mehr haben auf die Formel 1 – Rekorde gibt es nicht mehr viele zu knacken –, 100 Rennsiege hat er bald, der achte Titel ist für 2021 in Aussicht.

Und vermutlich erst dann wird die nächste Generation so richtig übernehmen, der Niederländer Max Verstappen in der Pole-Position, der Monegasse Charles Leclerc, die Briten Lando Norris und George Russell. Und Mick Schumacher. Das zweite Rennwochenende in Bahrain wird damit zum Blick in die Zukunft. (sid, red, 3.12.2020)