ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz will die Positionierung von FM4 "überdenken", sagte er Donnerstagabend vor Journalisten nach dem Beschluss der ORF-Strategie bis 2025 im Stiftungsrat. Anlass: Die Marktanteile des Jugendsenders FM4 bei der Hörerschaft unter 50 seien mit vier Prozent auf der Höhe des doch etwas älter positionierten Ö1.

"Eigentlich sollte der jüngere Kultursender eine Differenz im positiven Sinne aufweisen", sagte Wrabetz nach Diskussionen im Stiftungsrat: "Da ist noch Luft nach oben."

FM4 sollte sich "stark in Richtung des Soundmoduls entwickeln", erklärte der ORF-General. Das Soundmodul ist Teil der Streamingplattform ORF-Player, die 2021 starten soll. Es sei "immer schwieriger, die sehr heterogene, sehr junge Szene in einem klassischen Programm abzubilden".

Kein "gefälliger Teeniekanal"

Denkt Wrabetz daran, FM4 nur noch als Streamingangebot fortzuführen und das Radioprogramm einzustellen? "Nein, daran denke ich nicht", erklärte Wrabetz. Es gehe auch nicht darum, sperrigere Elemente aus dem Radioprogramm in den Player zu verlagern: "Die Illusion habe ich nicht: Man macht einen gefälligen Teenie-programmierten Kanal daraus – das ist nicht die Idee." Ö3 brauche in seiner heutigen Positionierung keine Absicherung der jungen "Flanke" etwa durch ein eingängigeres FM4.

FM4 müsse – auch online – eine noch größere Vielfalt abbilden, das funktioniere nur beschränkt in einem Flow-Channel, also einem linearen Radioprogramm. Das Angebot sei aber "unverzichtbar für die österreichische Musikszene". Wrabetz wünscht sich eine "offensive Zuwendung zur nächsten Generation".

Er habe kein fertiges Konzept in der Schublade, sagte Wrabetz, es gebe aber "interessante Ideen", die er "ohne besondere Eile" und abhängig von den "Rahmenbedingungen" umsetzen wolle. Online unterliegt der ORF bisher etwa Beschränkungen für eigens produzierten Content. (fid, 3.12.2020)