Lars Eidinger wird Jedermann in Salzburg.

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Verena Altenberger wird Buhlschaft in Salzburg.

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Der neue Jedermann und seine Herzensfrau: Lars Eidinger und Verena Altenberger geben 2021 ihr Festspiel-Debüt.

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Wie genau die Salzburger Festspiele 2021 abgehalten werden, steht mit Hinblick auf die unberechenbare Entwicklung der Pandemie noch nicht fest. Aber in puncto Neu- und Umbesetzung beim Paradestück Jedermann sind die Würfel jetzt gefallen: Der deutsche Schauspieler Lars Eidinger (44) wird die Titelrolle des prassenden Lebemanns geben und somit Tobias Moretti beerben. Auf die nun nach einer Saison als Buhlschaft schon wieder Baba sagende Caroline Peters folgt die Salzburgerin Verena Altenberger (33). Hatte Eidinger, der populäre Schaubühnen-Schauspieler, in den imaginären Jedermann-Wettbüros längst einen Spitzenplatz erklommen, so ist Altenberger eine veritable Überraschung.

Eine sehr gute! Die im Pongau geborene Darstellerin reüssiert zwar seit einigen Jahren in Film- und Fernseharbeiten, ist aber dem Theaterpublikum noch weitgehend unbekannt und entert nun die Bühnenwelt an entscheidender Stelle. Die Rolle der Buhlschaft ist bekanntlich klein, aber medial oho. Altenberger, die an der Muk (Musik und Kunst Privatuniversität Wien) Schauspiel studiert hat, war im Ensemble der Jungen Burg und spielte auch am Volkstheater.

Umstrittene Szenefigur

Vor drei Jahren hat sie ihre eindringliche Interpretation einer heroinabhängigen Mutter im Spielfilm Die beste aller Welten ins Rampenlicht katapultiert – dafür erhielt sie neben vielen anderen Auszeichnungen den Österreichischen Filmpreis. Sie war und ist in Krimiserien zu sehen, unter anderem führt sie seit 2019 auch das Ermittlerteam in Polizeiruf 110 an. Nichtsahnend hat Altenberger vor zwei Jahren beim Dreh von David Schalkos M – Eine Stadt sucht einen Mörder bereits ihren künftigen Jedermann kennengelernt.

Altenberger im "ZiB"-Interview.
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Gemeinsam könnten sie nun bei den Salzburger Festspielen dem Jedermann einen sachten Hipster-Anstrich geben. Dafür stünde vor allem Lars Eidinger. Der berühmteste deutsche Cishet-Schauspieler mit lackierten Nägeln und gelegentlich Haarspange bringt neben seiner exzellenten Schauspielkunst auch einen ganzen Schweif Hipster-Kultur mit an die Salzach. Eidinger ist erfolgreicher DJ, umstrittene Szenefigur, Werbemodel und mit Tabubrüchen auf und abseits der Bühne auf Du und Du. Seine große schauspielerische Wandelbarkeit ist das Konto, von dem er für Michael Sturmingers Domplatz-Inszenierung locker abbuchen kann.

Jedermann "ganz neu"

Eidinger spielt einfach alles. Er interpretiert zur Verzückung aller den verkrüppelten Richard III. oder gibt wie jüngst den gravitätischen Zar Nikolaus im Historienfilm Mathilde. Der 1,90-Meter-Hüne hat Hamlet über 350-mal gespielt, ist seit Menschengedenken Superstar der Berliner Schaubühne, die ihn durch ihre intensive Gastspieltätigkeit auch international zu einem der anerkanntesten Schauspieler seiner Generation werden ließ. Und er sagt nun anlässlich der neuen Festspiel-Rolle devot, er habe "insgeheim immer gehofft". Wie nett! Alle Schleusen in den Spekulationskanälen sind ab sofort offen. Denn wie es in der Aussendung vom Freitag heißt, werde er der Jedermann-Rolle "ein ganz neues Leben einhauchen".

Indes bleibt auch neben diesen beiden Glamourrollen in Hofmannsthals Drama personell kein Stein auf dem anderen: Edith Clever übernimmt von Peter Lohmeyer die Rolle des Todes und gibt den Mutter-Part an Angela Winkler ab; Mavie Hörbiger werkt künftig als Teufel (erstmals weiblich). Neuzugänge sind: Kathleen Morgeneyer (Glaube), Anton Spieker (guter Gesell), Jörg Ratjen (armer Nachbar). Mirco Kreibich gibt Mammon und Schuldknecht, und die Salzburgerin Anna Rieser spielt des Letzteren "Weib". (Margarete Affenzeller, 4.12.2020)