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Google gerät erneut in Kritik wegen der Entlassung einer Mitarbeiterin.

Foto: Reuters/Dado Ruvic

Erst vor zwei Tagen machte Google Schlagzeilen, nachdem eine Beschwerde der US-Arbeiterschutzbehörde öffentlich geworden war. Laut dem Schreiben des National Labor Relations Board (NLRB) wurden Ende 2019 zwei Mitarbeiter aufgrund ihrer aktivistischen Bemühungen zu Unrecht gefeuert, nachdem sie Mitarbeiterproteste gegen die Zusammenarbeit des Konzerns mit der Beratungsfirma IRI Consultants organisiert hatten. Nun traf es Timnit Gebru, eine leitende KI-Ethikforscherin, die der Konzernleitung vorwirft, wegen einer E-Mail an ihre Kollegen gekündigt worden zu sein.

Abgelehntes Forschungspapier

In besagtem Schreiben äußerte Gebru ihren Unmut darüber, dass sie aufgefordert wurde, ein Forschungspapier zurückzuziehen. "Eine Woche bevor du in den Urlaub fährst, taucht ein Termin in deinem Kalender auf. Im Meeting sagt dir dann dein Vorgesetzter, dass entschieden wurde, dass du das Forschungspapier bis nächste Woche zurückziehen musst. Eine Konversation bist du nicht wert, weil deine Menschlichkeit und Expertise von diesem Unternehmen nicht anerkannt oder geschätzt wird", liest man in ihrer Nachricht, die von "Platformer" zur Gänze veröffentlicht wurde.

Infolgedessen teilte Gebru ihren Vorgesetzten mit, dass sie bestimmte Voraussetzungen für ihre Arbeit im Konzern habe und antworten werde, sobald sie aus dem Urlaub zurückkomme. Als Antwort erhielt Gebru die Benachrichtigung, dass man ihren Rücktritt akzeptiere – obwohl diese gar nicht zurückgetreten sein will, wie sie auf Twitter mitteilt.

In einem weiteren Posting auf dem Kurznachrichtendienst erhebt sie außerdem den Vorwurf, dass die Entscheidung, ihr Arbeitsverhältnis mit sofortiger Wirkung zu beenden, von Jeff Dean, dem Leiter der KI-Abteilung bei Google, getroffen wurde.

Zwei Perspektiven

Am Donnerstag versuchte Dean, den Google-Mitarbeitern die Situation aus Unternehmenssicht darzulegen. "Timnit war Co-Autorin eines Forschungspapiers, gemeinsam mit weiteren Google-Mitarbeitern und externen Kollaborateuren. Wie immer, durchlaufen eingereichte Forschungsberichte einen Überprüfungsprozess, der zwei Wochen braucht. Leider wurde diese spezifische Arbeit einen Tag vor der vereinbarten Deadline eingereicht und – anstatt auf Feedback zu warten – zur Einreichung freigegeben", schreibt Dean. Die Autoren seien im Anschluss darüber informiert worden, dass die Veröffentlichung nicht den Qualitätsansprüchen genüge und warum das der Fall sei.

Timnit Gebru ist für ihre Arbeit über "algorithmic bias", also algorithmische Vorurteile, bekannt. Zusammen mit Joy Buolamwini, der Gründerin der Algorithmic Justice League, zeigte sie 2018 mit einem Forschungspapier auf, dass die Fehlerraten bei der Erkennung von People of Color weit höher sind als bei Weißen, wie "The Verge" berichtet. Ob das National Labor Relations Board auch in diesem Fall eine Beschwerde einreichen wird, bleibt abzuwarten. (mick, 4.12.2020)