Diese Kolumne muss mit einer Ehrenrettung für Facebook beginnen. Was kann das Gesichtsbuch dafür, wenn es vorauseilend falsch interpretiert wird? Es hat vor einer Woche in Erinnerung an Ernst Strasser nur gemeldet: Wir hoffen, dass all jene, die Ernst lieben, durch den Besuch seines Profils Trost finden. Erfahre mehr über das Festlegen eines Nachlasskontakts und Konten im Gedenkzustand auf Facebook.

Trost bei Strasser

Zugegeben, es war zu Ernst Strassers Zeit als Innenminister nicht leicht, durch den Besuch seines Profils Trost zu finden, was aber noch lange nicht heißt, dass eine Erinnerung an Ernst Strasser und seine Versetzung in einen Gedenkzustand nur böswillig als Todesnachricht aufzunehmen wäre. Der Mann hat schließlich längere Zeit nichts von sich hören lassen, und als weiland Hotelier in Bad Ischl wird er in Zeiten wie diesen für das Festlegen von Konten nur dankbar sein.

Dass er sich mit einem "Drücker" selbst für tot erklärt haben könnte, wie die "Kronen Zeitung" vermutete, um sich nach dem Motto "De mortuis nil nisi bene" für manches Ungemach zu Lebzeiten zu entschädigen, wies Strasser zurück. Das Blatt konnte also vermelden: "Toter" Ex-Minister ist topfit. Der Ex-Innenminister war nach "Krone"-Infos quietschfidel und wandern, was "Österreich" nur noch bestätigen konnte: Strasser laut Facebook tot, in Wahrheit quietschfidel. Bleibt nur, zugunsten von Facebook festzustellen: Man kann auch Lebender gedenken.

Käpt'n Iglo auf Speed

Das hat, unterstützt von "Krone" und "Kurier", aber zuerst natürlich von der "Krone", Karl Habsburg an sich selbst bewiesen. Es war ja auch der "Krone"-Redakteur Christoph Matzl, der sich der monarchistischen Aufgabe der Herstellung eines Knüllers fürs Weihnachtsgeschäft mit dem aufwühlenden Titel Karl von Habsburg unterwand. Auf dem Cover der "Krone bunt" wurde der Titelheld als eine Art Käpt’n Iglo auf Speed, also quietschfidel, abgelichtet, was verständlich ist, legte er doch im Blattinneren das Bekenntnis ab: Bin froh und glücklich, Habsburg-Chef zu sein.

Karl Habsburg 2019.
Foto: APA/WERNER KERSCHBAUMMAYR

Wie sollte es auch anders sein. Beim ungezwungenen Krawattenbinden des Kaiserenkels vor der Kapuzinergruft – was das Blatt insgesamt viermal fotografisch dokumentierte, um zu zeigen, wozu ein Kaiserenkel in einer Republik imstande ist – zeigte sich einmal mehr, weshalb Karl von Habsburg auch bei Wind und Wetter gut gelaunt ist. Er hatte kurz zuvor – da schau her! – am Handy telefoniert. Mit seinem neuen Lebensglück. Sie ist nun die Frau an der Seite des Oberhauptes von mehr als 500 Habsburgern. Denen bleibt auch nichts erspart.

Viele Dummheiten

Und das war keine Selbstverständlichkeit. Die Freude war grenzenlos, als am 11. Jänner 1961 im Hause Habsburg nach fünf Töchtern der erste Sohn geboren wurde. Regina von Habsburg hatte der einst so mächtigen Dynastie Europas einen neuen Stammhalter geschenkt. Die Neuheit des Stammhalters – geschenkt, aber da wurde beim Stammhalten auf die Pragmatische Sanktion gepfiffen, die der einst so mächtigen Dynastie immerhin eine Maria Theresia beschert hat, die viele Dummheiten ihrer Nachfolger vermieden hätte, denen die Dynastie ihre Abservierung verdankt.

Sich bei dem frühen Angebot von fünf Töchtern auf den späten Sohn zu kaprizieren, ist in einem Zeitalter, in dem Frauen ins Spitzenmanagement drängen, etwas unzeitgemäß. Aber anderes war von der "Kronen Zeitung" nicht zu erwarten. Auf ihre Frage, wie steht es um einen Wiedereinstieg in die Politik, antwortet der Spätling mit derselben Lässigkeit, wie sich das Oberhaupt der Adelsdynastie die Krawatte für den Besuch in der Kapuzinergruft um den Hals geworfen hatte, nämlich in James-Bond-Manier: "Sag niemals nie!" G’scheiter für einen Kaiserenkel zwischen den Zeiten wär g’wesen: Man stirbt nur zweimal.

Schüssel wirbt: Das wird Merkel und Söder beeindrucken

Aber so weit ist es noch nicht. Im "Kurier" sagt er ganz ehrlich, "da meine Hauptmission die Rettung von Kulturgütern ist, tue ich niemandem einen Gefallen, wenn mir etwas passiert. Das heißt, ich lege großen Wert darauf, dass ich versuche, das Ganze im größtmöglich sicheren Umstand über die Bühne zu bringen." Alles geprüft und erwogen, wie der vorletzte Kaiser meinte, als er den Ersten Weltkrieg vom Zaun brach. Und der amtierende Kaiserenkel heute: "Ich glaube, das Wichtigste in so einer Situation ist, dass man sie richtig einschätzt."

So wie Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel in der "Süddeutschen". Er rührt die Werbetrommel für einen Skiurlaub in Österreich. Das wird Merkel und Söder beeindrucken. (Günter Traxler, 5.12.2020)