Peter Hochegger droht – neuerlich – Haft.

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Es war der Knalleffekt im Buwog-Verfahren: Kurz nach Prozessbeginn ging Peter Hochegger am 15. Dezember 2017 in die Offensive. Mitten in die Kritik von Karl-Heinz Grasser und Co, die Staatsanwälte hätten überhaupt nichts Stichhaltiges vorgelegt, platzte der Ex-Lobbyist mit einem Teilgeständnis. Über seinen Anwalt teilte er dem Gericht mit: "Die Buwog-Veräußerung ist alles andere als ,supersauber‘ gelaufen."

Hochegger war der Mann der Stunde in einem Verfahren, das die Republik bewegte. Nüchtern erklärte sein Strafverteidiger: "Mein Mandant weiß, dass Ingenieur Meischberger beim Buwog-Deal Gelder an Magister Grasser und Kommerzialrat Plech weitergeleitet hat." Endlich – so die Lesart vieler Beobachter – gab es einen Zeugen für die Anklage: Grasser wusste, wie viel die Immofinanz und ihre Partner für die Bundeswohnungen bieten müssen, um den Zuschlag zu erhalten.

Von Grasser zur Hochegger

Der verriet es seinem Trauzeugen Walter Meischberger. Der wiederum sagte es Hochegger weiter, der seinen Auftraggeber Immofinanz informierte. 9,6 Millionen Euro streifte Hocheggers Briefkastenfirma in Zypern ein, die das Geld quer über den Globus schickte, um es dann mit Grasser, Meischberger und dem FPÖ-nahen Makler Ernst-Karl Plech aufzuteilen. Richterin Marion Hohenecker sieht die Existenz des Grasser-Netzwerkes zwar als erwiesen an, aber: Hocheggers Angaben schenkte sie keinen Glauben.

Einst beste Freunde, seit seiner belastender Aussage nicht mehr: Peter Hochegger, Walter Meischberger und Karl-Heinz Grasser (mit Anwälten).
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Denn dessen Geständnis habe keinen Beitrag zur Wahrheitsfindung gebracht. Nachsatz der Senatsvorsitzenden: "Das waren rein taktische Einlassungen Hocheggers." Das ist mehr als bitter für den früheren Starberater, der unter Schwarz-Blau zu einem ungeahnten wirtschaftlichen Höhenflug ansetzte. Statt als gefeierter Kronzeuge den großen Schwurgerichtssaal zu verlassen, fasste Hochegger sechs Jahre Haft aus. Nicht rechtskräftig.

Von Ford zu Maserati

Das Urteil steht symptomatisch für den tiefen Fall des Mannes aus Mürzsteg, der seinen Aufstieg in Form einer Dauersuite im Hotel Intercontinental und dem Wechsel von einem Ford-Van zu Jaguar und Maserati nach außen trug. Im Prozess kam dann die Läuterung. Freigiebig schilderte er, wo er letztlich gelandet war: "in einem Korruptionsbiotop, in dem sich wenige ständig Vorteile auf Kosten der Allgemeinheit verschaffen". Er wolle mit der Vergangenheit abschließen und seinen inneren Frieden finden.

Richterin Marion Hohenecker schenkte Hocheggers Aussagen keinen Glauben.
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Nun droht ihm neuerlich die Haft, die er zur Genüge kennt. In der Telekom-Affäre wurde er zu zwei Jahren Haft verurteilt und musste in der Justizanstalt Hirtenberg einsitzen. Sollte er neuerlich hinter Gitter müssen, würde er auch seine zweite Heimat an der Küste nahe der brasilianischen Stadt Fortaleza lange nicht mehr besuchen können.
(Renate Graber, Nora Laufer, Andreas Schnauder, 5.12.2020)