Das Abstrich-Team wartet auf zu testende Personen am Samstag, 5. Dezember 2020, in Birgitz, westlich von Innsbruck.

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Wien – Der zweite Tag der Massentests in großen Teilen Österreichs hat am Samstag keinen großen Ansturm auf die heimischen Teststationen gebracht. Das Besucheraufkommen war rege bis schwach, die technischen Probleme beim Anmeldesystem scheinen dafür behoben zu sein. Die Positivrate bei den Massentests war bisher niedrig. Bei den PCR-Tests wurden insgesamt 3.444 Neuinfektionen in den vergangenen 24 Stunden in Österreich gemeldet.

Wien

In Wien war wie in Vorarlberg und Tirol der zweite Tag der Massentests im Gange. Laut dem Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hatten für Samstag bis Mittag rund 24.000 Menschen einen Termin gebucht, ausgelegt waren die Kapazitäten für 150.000 Anmeldungen. Hacker gab zu: "dass 25.000 an einem Tag noch weniger ist, als ich eigentlich erwartet habe." Laut einem Bundesheer-Sprecher lief der Testbetrieb in Wien am Samstag problemlos, auch das IT-System, das am Freitag ausgefallen war, funktionierte wieder. Aufgrund der geringen Auslastung des Test-Standorts Messe Wien wurden am Samstag die Zugangsregeln geändert. Ab Sonntag kann jeder der zum Test in der Messe Wien angemeldet ist, Familienmitglieder ohne Anmeldung zum Test mitbringen.

Im Rahmen der Massentestung am Samstag wurden 56 Coronavirus-Infektionen entdeckt. Diese wurden aber noch mit einem PCR-Test in Form eines Gurgeltests überprüft. Dies ist notwendig, da ein positives Ergebnis bei einem Schnelltest aufgrund der Fehleranfälligkeit durchaus ungenau sein kann.

Tirol

In Tirol beurteilte Landeshauptmann Günter Platter (ÖVP) den Andrang bei den Teststationen wie folgt: "verhaltener als erwartet". Als Grund sah er das Schlechtwetter, insbesondere in Osttirol kam es aufrgund heftiger Niederschläge zu Stromausfällen und einige Gemeinden werden die Testlokale erst am Dienstag öffnen. Platter zeigte sich dennoch zufrieden mit der Teilnahme in den ersten beiden Tagen und appellierte an die Tiroler, am Sonntag noch von der Testmöglichkeit Gebrauch zu machen. Aus der Landeshauptstadt Innbruck hieß es von einer Sprecherin von Bürgermeister Georg Willi (Grüne): "Der Zulauf ist bisher gering, mau." Am Samstag seien nur 2.000 Menschen zu den Teststationen gekommen, am Freitag waren es 6.000.

Von 156.006 Antigentests – das sind 22,65 Prozent aller Testberechtigten – waren in Tirol bisher 417 positiv. Dies entspreche 0,27 Prozent aller durchgeführten Testungen, informierte das Land am Samstagabend.

Vorarlberg

Zufrieden mit dem bisherigen Testaufkommen zeigte man sich in Vorarlberg. Bis Samstagnachmittag hatten in Vorarlberg 82.533 Personen an den Corona-Massentests teilgenommen. 322 der Tests (0,39 Prozent) erbrachten ein positives Ergebnis. Bis Samstagabend standen über 10.000 weitere Testungen an. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) appellierte ein weiteres Mal an die Bevölkerung, die Testmöglichkeit wahrzunehmen. Für Sonntag standen knapp 9.000 Anmeldungen zu Buche – getestet wird morgen bis 17.00 Uhr. Die Anmeldequote für alle drei Tage lag Samstagmittag bei 27,7 Prozent (95.619 Personen).

Tests bei Bildungspersonal in sechs Bundesländern

In der Steiermark, Nieder- und Oberösterreich, im Burgenland, in Kärnten und in Salzburg wurde indessen mit Testungen des Personals von Schulen und Kindergärten begonnen. Aus der Steiermark hieß es, es laufe alles nach Plan. In Niederösterreich hatten sich mit Stand Samstagfrüh 24.730 der rund 36.000 Schul- und Kindergarten-Mitarbeiter für eine Untersuchung angemeldet, in Oberösterreich 27.000 der insgesamt 38.000, in Kärnten 6.500 von insegsamt 13.000 und im Burgenland haben sich 7.000 von 8.000 Schul- und Kindergartenmitarbeitern angemeldet.

In Kärtnern waren am Samstag von 6.701 getesteten Personen 54 oder 0,75 Prozent positiv.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) hat sich am Samstag über den bisherigen Verlauf der Corona-Massentests zufrieden gezeigt. "Ich bin froh bestätigen zu können, dass die Tests gut laufen", sagte sie in einer Aussendung. "Rund 200.000 Menschen haben sich bereits testen lassen und bei hunderten Menschen hat der Antigen-Test positiv angeschlagen." Damit wurden an einem Tag bereits hunderte Infektionsketten unterbrochen", zeigte sich Tanner überzeugt.

Rendi-Wagner schlägt zwei Selbsttests pro Woche vor

Wer bei den Schnelltests ein positives Ergebnis erhält, könnte schon bald wieder aufatmen. Bis zu 50 Prozent könnten mittels des genaueren PCR-Tests, den sie im Anschluss machen müssen, wieder entlastet werden, sagt MedUni-Wien-Vizerektor Oswald Wagner. Dennoch hält Wagner die Schnelltests für absolut sinnvoll und tritt nicht nur für eine Wiederholung ein sondern will die Teilnahme sogar über Vergünstigungen erhöhen.

Wagner unterstützt auch den Vorstoß von SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner bezüglich Corona-Heimtests. In einer schriftlichen Stellungnahme plädierte Rendi-Wagner dafür, dass die Österreicher künftig zwei Mal pro Woche selbst testen und die Materialien dafür kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen. Möglich sei die Ausweitung zunächst durch Antigentests und danach durch "sehr leicht anwendbare" Papierstreifentests. Diese neue Testmöglichkeit, die für Laien sehr einfach zu handhaben sei, stehe kurz vor der Zulassung: "Sie ist kostengünstig, benutzerfreundlich und liefert rasch das Ergebnis." Die Regierung wäre gefordert, diese neuen Tests so rasch wie möglich in sehr großer Menge zu beschaffen.

Anschober wertet sinkende Zahlen als Effekt des Lockdowns

Unterdessen hat die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten in Österreich am Samstag die Marke von 300.000 überschritten. Seit Beginn der Pandemie wurde SARS-CoV-2 bisher 300.689 Mal bei Personen in Österreich nachgewiesen. Nach den Zahlen von Innen- und Gesundheitsministerium kamen in den vergangenen 24 Stunden 3.444 Neuinfektionen dazu. Österreichweit sind bisher 3.757 Menschen an oder mit dem Coronavirus verstorben und 249.441 sind wieder genesen.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) wertete die sinkenden Werte als Beleg dafür, dass der Lockown wirkt. Die Zahl der aktiven Fälle sei in den vergangenen sieben Tagen um 23 Prozent, die Zahl der Hospitalisierungen um fast zehn Prozent, die Zahl der Personen in Intensivbetreuung um sechs Prozent gesunken. Anschober wies aber darauf hin, dass "die Einkaufstage und die Feiertage (...) nach dem Ende des Lockdowns ein Risiko" seien. Er appellierte, weiter vorsichtig zu sein und die Grundregeln – Mindestabstand, Mund-Nasen-Schutz und Vermeidung von Menschenansammlungen – einzuhalten. (APA, red, 5.12.2020)