Ex-Finanzminister Grasser war nach dem Urteil "traurig, schockiert und erschrocken".

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Alles hat seine Stunde. Es gibt eine Zeit zum Lachen und eine zum Weinen, eine zum Kassieren und eine zum Bezahlen, eine zum Gehen und eine zum Sitzen, eine zum Frohlocken und eine zum Jammern. KHGs Zeit ist derzeit eine des Lamentierens. Das Lamento des schönen Meisterprivatisierers gab es am Freitag gleich zweimal zu hören: in der Kurzfassung vor dem Gerichtssaal und in der Langversion auf Oe24, dem Medienoutlet für abgetakelte Politiker, für die sich keiner mehr interessiert, die aber noch dringend mitreden wollen.

Eckdaten im Schnelldurchlauf

Die Eckdaten von Grassers Lamento, sinngemäß und im Schnelldurchlauf: Erstens, Grasser war nach dem Urteil "traurig, schockiert und erschrocken". Das glaubt man ihm aufs Wort, aber er hätte es nicht extra sagen müssen, weil eigentlich jeder, der zu acht Jahren verurteilt wird, traurig, schockiert und erschrocken ist, außer vielleicht jene Raubmörder, die fest mit lebenslangem Schmalz gerechnet hatten.

KHG-Voodoo-Puppe

Zweitens: Die Richterin war keine Gute. Und befangen dazu. Es ist KHG hoch anzurechnen, dass er sich die Behauptung verkniffen hat, bei Hoheneckers zu Hause stäche man jeden Abend verbissen auf eine KHG-Voodoo-Puppe ein. Drittens: KHG weiß, er ist unschuldig. Das Urteil? Politisch motiviert, historisch unzutreffend, "ein Fehlurteil". Zum Glück ist es nicht rechtskräftig. Das heißt, es wird noch viel Zeit zum Lamentieren bleiben, ehe sich zeigt, ob es Zeit zum Gehen oder zum Sitzen ist. (Christoph Winder, 6.12.2020)