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Statt in Einkaufszentren sitzen viele Santa-Darsteller in den USA heuer vor einer Videokamera.

Foto: Getty

"Hohoho", so das in den USA gebräuchliche Begrüßungslachen des Weihnachtsmanns, wird heuer vielerorts nicht über die Türschwellen und durch die Einkaufszentren schallen. Sondern durch Lautsprecher und Kopfhörer. Es ist eine der vielen Veränderungen, die uns die Corona-Pandemie beschert.

Statt einer direkten Begegnung mit dem freundlichen Rauschebart im rot-weißen Outfit werden viele Kinder ihm heuer per Videochat begegnen. Und diese Option wird freilich zu Geld gemacht, denn für viele Menschen ist ein Auftritt als "Santa Claus" auch ein Weg, sich über Weihnachten ein teils beträchtliches Zusatzeinkommen zu verdienen.

Visit From the Clauses

Den Kindern in die Augen sehen

Es gibt bereits eigene Webseiten, auf denen Eltern den digitale Besuche vom Nordpol buchen können. Eine davon ist etwa "Visit From The Clauses", betrieben von den Schauspielern Mary Rogers und Don White. Ganz billig ist der Spaß für die Jüngsten der Familie allerdings nicht. Ein fünfminütiger Videochat mit dem Weihnachtsmann kostet knapp 50 Dollar, zehn Minuten schlagen mit rund 70 Dollar zu Buche. Und er bringt auch so manche Tücken mit – von Einstellungsproblemen bis hin zu ausfallenden Internetverbindungen.

"Zuerst dachten wir nicht, dass wir heuer überhaupt etwas zu tun haben werden, jetzt haben wir mehr Geschäft als je zuvor", erklärt White gegenüber CNN. Der Ansturm sei groß, die Eltern "verzweifelt". Man habe die Besuchssaison schon vor dem Erntedankfest eröffnet und rechnet damit, die Einkünfte heuer bis zu viermal so viel wie in bisherigen Jahren einzunehmen. Statt nur Besuche in Kansas City (Missouri) zu machen, absolviert man nun Videochats mit Kunden aus dem ganzen Land vier bis sechs Mal pro Stunde.

Die Arbeit auf diesem Wege hat für die Santa-Darsteller auch Vorteile. Üblicherweise sehe man nur den Hinterkopf von Kindern, wenn diese auf ihrem Schoß sitzen. Nun könne man ihnen ins Gesicht und ihre "Augen leuchten" sehen, wenn man etwa über wichtige Erfolge von ihnen redet, über die man freilich von den Eltern vorab informiert wurde.

Mit Geschenkpaket für 99 Dollar

Eine andere Plattform ist Create Holiday Magic, betrieben von Cherry Hill Programs, das bisher jedes Jahr Weihnachtsmänner in über 700 Einkaufszentren entsandte. Das Unternehmen hat einen Teil seines Hauptquartiers in ein professionelles Studio verwandelt, von wo aus Mister und Miss Claus jetzt via Zoom auf Familienbesuch kommen. Für 99 Dollar gibt es Videochat sowie zusätzlich den Download einer Aufzeichnung davon sowie eine Geschenkebox per Post.

Bei einem weiteren Anbieter, Santa’s Club, investiert man auch schon darin, der Konkurrenz voraus zu sein. Man nutzt ein eigenes Videochat-Tool und bietet den eigenen Weihnachtsmänner Kurse für den souveränen Umgang mit der Software und Equipment.

Heimische Pfarren rüsten auf

Aber auch dort, wo anstelle von Santa das "Christkind" vorherrscht, hält die Digitalisierung der Feiertagsbräuche Einzug, berichtet der ORF. Verschiedene Pfarren bieten als Alternative zum Hausbesuch ebenfalls Videochats mit dem Nikolaus an, der heuer ohnehin nur bis zur Türschwelle kommen darf.

Andere wiederum setzen auf personalisierte Videobotschaften, basierend auf von den Eltern übermittelten Informationen, oder lassen den bärtigen Geschenkebringer und Prediger, dessen historisches Vorbild einst im vierten Jahrhundert in der heutigen Türkei gewirkt haben soll, per Messenger auftreten. (gpi, 7.12.2020)