Wir müssen zusammenrücken und Abstand halten: Paradoxe Zeiten sind das momentan, und wer feiern will, wie etwa Mazda sein heuer 100-jähriges Bestehen, muss sich dafür etwas Besonderes einfallen lassen. Beispielsweise die Erinnerung daran, dass der überwältigende Erfolg der japanischen Automobilhersteller mit (billigen) Kleinwagen begonnen hat.

Und was haben wir hier? Heutzutage werden die Mittelkonsolen (bedingt durch immer voluminösere Getriebeglocken) immer breiter und so die Insassen weit voneinander gerückt. Hier hingegen ist es nicht nötig, die Hände vor dem Mund zum Trichter zu formen und zwecks Unterhaltung auf den Beifahrersitz rüberzurufen. Nein, hier ist alles rank und schlank, überschaubarer Kofferraum, kompakte Außen- und Innenmaße, alles nahe, ganz intim, da geht sich jederzeit Ellbogenkontakt aus – bezeichnenderweise der Gruß in Pandemiezeiten, der perfekt zur Ellbogengesellschaft passt.

Am äußeren Erscheinungsbild des CX-3 war nicht groß etwas zu ändern, aber bei den technischen Inhalten und der Materialanmutung hat Mazda deutlich nachgelegt.
Foto: Stockinger

Falls Sie schon ungeduldig werden, was mit "hier" gemeint sei: CX-3. Mazdas klein(st)er SUV, der uns einerseits an die frühen Tage der Marke erinnert, andererseits frisch von der Modellpflege vorfährt.

Sehen wir uns gleich einmal um in jenem Fahrzeug, mit dem Mazda seine Feierlaune vermittelt: CX-3 G121 "100 Years". Ja, zum Jubiläum wurden exklusive Sondermodelle aufgelegt, die sich besonders durch ihre Farbakzente auszeichnen. Außen wäre das großflächig "Schneeflockenweiß" mit hübsch kontrastierenden schwarzen Akzenten, drinnen finden wir uns fast in Konzertsaalatmosphäre wieder.

Jetzt nicht beim Raumgefühl, weil schmal geschnitten, wie gesagt. Sondern hinsichtlich der Couleurs. Vor burgunderrotem Samtvorhang (Sitze, Teppiche, Fußmatten) sozusagen Ebenholz und Elfenbein, ein Farbspiel wie bei einem Klavier und dessen Tastatur. Bösendorfer-affine Österreicherinnen und Österreicher werden hellauf erfreut sein und vielleicht gerne auch mit Abendrobe einsteigen. Kommt alles zusammen in perfekter Harmonie, sangen Paul McCartney und Stevie Wonder im Jahre 1982 ...

Erkennen Sie die Melodie? Schwarz, Weiß und Burgunderrot. Das Jubiläumseditionsfarbspiel zieht sich im CX-3 innen durch.
Foto: Stockinger

Jedenfalls, gedacht ist die Farbgebung als Hommage an Mazdas Pkw-Erstling von 1960, das R360-Coupé, damals 2,98 Meter kurz und damit auf Augenhöhe zum zeitgleichen Fiat 500 (2,97 m). Der XC-3 wiederum baut auf dem kleinsten kontemporären Modell der Firma auf, dem Mazda2, und mit 4,28 m Länge nimmt er exakt gleich viel Platz in Anspruch wie das automobile Standardmaß hierzulande, der VW Golf. So viel zum beliebten Thema "SUVs sind Riesenkübel und müssen alle weg".

Wohlig warm

Damit man nicht mit klammen Fingern die Partitur aufschlagen muss, kann man sie vorher am beheizten, wohlig warmen Volant enteisen – keine Selbstverständlichkeit in dieser Klasse. Und was wird gespielt? Allegro vivace. Der kleine SUV ist nämlich nicht nur flott gezeichnet, er fährt sich gern auch so.

Mazdas Pkw-Erstling von 1960, das R360-Coupé, stand koloristisch Pate für die "100 Years"-Sondermodelle – hier MX-5 und MX-30.
Foto: Mazda

Überflüssig zu erwähnen, dass im Facelift-CX-3 reichlich (Sicherheits-)Assistenzsysteme ihren Dienst versehen und bei der Konnektivität aufgerüstet ward. Weiters muss man die knackige 6-Gang-Schaltung bei Mazda kaum weiter hervorheben, das straffe Fahrwerk auch nicht. Die verbesserten Vordersitze schon eher. Und am Head-up-Display (HUD) via aufklappbarem Plexiglas sowie generell an der wenn auch vorbildlich aufgeräumten, ergonomischen Interieurgestaltung wird deutlich, dass man trotz allem nicht in einem Mazda allerjüngsten Zuschnitts sitzt: Mazda 3 und CX-30 erreichen da mit echtem HUD (Windschutzscheibe) und extrem reduzierter Armaturengestaltung ein noch ganz anderes Niveau.

Mit der Modellpflege wurde weiters die Geräuschdämmung optimiert. Still wie in einem Konzerthaus vor dem ersten Ton ist es damit noch lange nicht, aber es wird akustisch eindeutig beschaulicher.

Grafik: Der Standard

Motorisiert ist das Jubiläumsmodell mit einem 121 PS starken Zwei-Liter-Benziner. Ist kein Rennaggregat, passt aber mit seiner Charakteristik gut zum Fahrzeug. Mit der Modellpflege neu eingeführt wurde beim Handschalter eine Zylinderabschaltung, die eine "signifikante Verbrauchsreduktion" bringt. Ein kombinierter WLTP-Verbrauch von 6,2 Litern auf 100 km wurde ermittelt, 14 Prozent weniger als bisher. Otto-Partikelfilter braucht die Maschine nicht, die Ingenieure lösen das elegant innermotorisch.

Anpassung an die Nachfrage

Neben der Handschaltung gibt es auch eine 6-Gang-Wandlerautomatik. Motorisch hat man keine Wahl, da gibt es nur mehr diese eine beschriebene Maschine, und auch die Allrad-Variante entfällt. Warum eigentlich? "Eine Anpassung an die Nachfrage", argumentiert Mazda-Österreich-Sprecherin Iris Schmid. In der Tat ist es ja so, dass in diesem Marktsegment fast durch die Bank nur mehr Fronttriebler angeboten werden. Die Allrad-Nachfrage steigt mit der SUV-Größe.

Der CX-3 hat sich seit seiner Einführung im Jahr 2015 in Europa zu einem der wichtigsten Modelle im Portfolio gemausert, das war so weit absehbar. Weltweit verkaufte sich der kompakte SUV inzwischen 731.500 Mal, in Österreich ging er 12.240 Mal über den Ladentisch.

Für die nächsten 100 Jahre hat Mazda dankenswerterweise einiges vor, nicht nur den Ausbau alternativer Antriebsformen, sondern, aufgepasst: Es kommt "in absehbarer Zeit" auch was ganz G’schmackiges. Die neue Heckantriebsplattform für größere Modelle ist praktisch fertig, man darf gespannt sein, was da auf uns zurollt. Der Grundtenor ist immerhin bekannt, fahrdynamisch will Mazda der BMW aus Japan sein. (Andreas Stockinger, 15.12.2020)