Gaia-X bekommt aus Nordamerika Unterstützung.

"Mit Gaia-X entwickeln Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft aus Frankreich und Deutschland gemeinsam mit weiteren europäischen Partnern einen Vorschlag zur Gestaltung der nächsten Generation einer Dateninfrastruktur für Europa", hat es bei der Vorstellung des Projekts im November 2019 geheißen. Doch plötzlich sind die US-Technologiekonzerne ebenfalls mit an Bord, denen eigentlich die Macht entzogen werden soll. Das verwundert Open-Source-Aktivisten.

Stiftung gegründet

"Die Macht über Daten sollte nicht mehr in den Händen weniger internationaler Konzerne liegen", sagte die deutsche Forschungsministerin Anja Karliczek bei der Vorstellung des Projekts vor einem Jahr. Jedoch scheint die Aussage vorerst an Gültigkeit zu verlieren. Knapp ein Jahr später ist bekannt, dass Google, Microsoft und Amazon plötzlich Gründungsmitglieder der Gaia-X-Stiftung AISBL sind. Die in Belgien beheimatete Stiftung soll fortan das Projekt steuern. Insgesamt gehören 160 Unternehmen und Verbände der Gründerliste und der Stiftung an.

Bei einer Veranstaltung des Projekts im vergangenen Monat bekamen die Großkonzerne aus Übersee auch mehr Redezeit als die restlichen Vertreter. Diese nutzte beispielsweise Casper Klynge, ein Microsoft-Manager, gleich dazu, darauf aufmerksam zu machen, dass ohne die fortschrittlichste Technik, globale Märkte und den "Datenreichtum der Welt" Europa stagnieren werde.

Widerspruch

Naturgemäß folgten gleich auch beschwichtigende Worte aus der Organisation. So könnten nur Mitglieder mit Hauptsitz in Europa Kandidaten für den Vorstand vorschlagen. Außerdem dürfe nur der Vorstand Mitglieder der Gremien ernennen, die über technische Standards sowie die Regeln für den geplanten Onlinekatalog von Gaia-X-Diensten entscheiden.

Dennoch erscheint die Entscheidung, die drei globalen IT-Riesen aufzunehmen, laut Kritikern mehr als fragwürdig, wurde doch das Projekt ins Leben gerufen, um genau diesen Unternehmen die Stirn zu bieten. (red, 7.12.2020)