Der Film zeigt auch, wie sich die Menschen arrangieren. In Hamburg lädt ein Lehrer seine Schüler zur Late-Night-Show, die Tangotänzerin führt ihre Partnerin mit Gesichtsmaske: Arte zeigt die "Welt auf Abstand" am Mittwoch um 21.50 Uhr.

Foto: Arte

Menschen in Schutzanzügen, leere Spielplätze, Fitness per Youtube, Gesichtsmasken als Abfall auf Straßen und Wegen, freie Lazarettbetten, vorbeigeschobene Särge, ein Corona-Patient im Intensivbett, Politikerreden – die Bilder des Jahres 2020 werden in Erinnerung bleiben. Als stumme Zeitzeugen werden sie noch für längere Zeit im kollektiven Gedächtnis aufblitzen, in Jahresrückblicken bekommen wir sie schon jetzt vergegenwärtigt. Sich zu erinnern ist womöglich gar zu früh, weil wir noch immer mitten in der Pandemie sind. Die Bilder des Jahres – sie sind bereits jetzt ikonografisch, so sehr, dass sich manch einer schon sattgesehen haben mag.

Die Gefahr des Überdrusses besteht bei den Bildern von Cristina Trebbi und Jobst Knigge im 90-minütigen Dokumentarfilm "Welt im Abstand" am Mittwoch um 21.50 Uhr auf Arte nicht. Bei ihrer Reise durch ein ganzes Jahr tauchen sie an verschiedenen Plätzen auf verschiedenen Kontinenten in verschiedene Lebenswelten ein und beobachten, wie verschieden die Menschen mit der Pandemie umgehen.

Erste Station Kolumbien

Erste Station Juanchaco, Kolumbien. Auf einem Boot im wogenden Meer besingt eine Frau das Leben. "Die Natur hat sich ausgeruht, weil wir Menschen in unseren Häusern geblieben sind." Venedig ohne Touristen, die leeren Champs-Élysées, ein vom Wind weggeblasenes Zeitungspapier vor der Oper in Wien: So begann der erste Lockdown. Unsichtbar und unerbittlich erlebten viele die Einsamkeit, erzählen Menschen in der Dokumentation. Ohne Off-Kommentar reihen sich die Bilder der Isolation aneinander, die in ihren Gegensätzen aufwühlen: Durch die Stille auf den Stadtplätzen von Venedig, New York, London und Paris dröhnen die Folgetonhornsignale der Rettungsautos. Überfüllt sind in diesen Tagen nicht die Orte der Sehenswürdigkeiten, sondern die Spitäler.

Der Film zeigt aber auch, wie sich die Menschen arrangieren. In Hamburg lädt ein Lehrer seine Schüler zur Late-Night-Show, die Tangotänzerin führt ihre Partnerin mit Gesichtsmaske.

Aktion #WirBleibenOffen verlängert

In die Verlängerung geht unterdessen die Aktion #WirBleibenOffen, mit der Arte die Kulturbranche und Künstler unterstützt. Unter dem Hashtag wurde eine Plattform gegründet, die Streams und Online- und TV-Angebote verschiedener Medien- und Kulturpartner versammelt.

Partner sind etwa die Staatsoper Unter den Linden Berlin, das Gürzenich-Orchester Köln, die Dresdener Philharmonie, das Festspielhaus Baden-Baden sowie diverse Museen, das Jazzfest Berlin und die Clubcommission. Die Angebote werden kontinuierlich erweitert.

Ein Web-Experiment bietet unterdessen BR24 an. In "Wir in der Krise – User dokumentieren die Corona-Zeit" berichten fünf junge Menschen in Videotagebüchern über ihre Erfahrungen. (Doris Priesching, 8.12.2020)