Mit drei neu angeschafften Maschinen kann Cooltec in Wiener Neudorf bis zu 7500 Kilo Trockeneis pro Tag herstellen.

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Wir stehen Gewehr bei Fuß, wir könnten jederzeit liefern." Das Produkt, das Erich Schärf in seiner Firma Cooltec in Wiener Neudorf herstellt, bekommt in Zeiten wie diesen eine neue Wertigkeit: Trockeneis.

Zusätzlich zum Kühlen von Lebensmitteln und Getränken kann Trockeneis zur Impfstoffkonservierung genutzt werden. Gewisse Vakzine zur Bekämpfung des Coronavirus müssen nämlich bei minus 70 bis minus 80 Grad gelagert werden. Dazu gehört auch der vom deutschen Unternehmen Biontech mit der US-Firma Pfizer entwickelte Impfstoff, der auf einer neuartigen Technologie basiert: mRNA.

Die Buchstabenfolge steht für Messenger-Ribonukleinsäure. Einigen Körperzellen werden dabei Teile der Virus-Erbinformationen mitgeteilt. Die so gebildeten Antigene aktivieren dann das Immunsystem und schützen den Körper vor einer Infektion mit dem Coronavirus.

Konstante Kerntemperatur

Dieser Impfstoff ist in Großbritannien seit 8. Dezember dank einer Notzulassung im Einsatz. Er wird auch der erste sein, der nach dem noch in diesem Monat erwarteten Okay der EU-Arzneimittelbehörde auch in Österreich eingesetzt werden wird. Hier kommen nun Trockeneishersteller wie Cooltec ins Spiel.

"Trockeneis hat den Vorteil, dass die Kerntemperatur immer minus 78,4 Grad beträgt. Das Volumen nimmt zwar ab; die Temperatur aber bleibt immer gleich", sagt Schärf.

Erich Schärf hat Cooltec 2004 gegründet. Seine Frau und zwei Söhne arbeiten im Unternehmen mit.
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Schärf hat das Unternehmen 2004 in Wien gegründet. Nach einer Zwischenstation in Oeynhausen (NÖ) hat der Familienbetrieb die Trockeneismaschinen 2016 im Gewerbepark von Wiener Neudorf aufgestellt. Cooltec ist Eigenangaben zufolge der größte Trockeneiserzeuger Österreichs. Gasehersteller wie Linde, Messer oder Air Liquid machen auch Trockeneis, aber in kleinerem Stil und nebenher.

Und wie erzeugt man Trockeneis? "Das ist im Prinzip Kohlensäure, die auch in Fanta oder Coca-Cola drin ist," erzählt Schärf dem STANDARD. "Die Kohlensäure lagert in flüssiger Form in einem 40.000-Liter-Tank vor der Werkstür. Durch ein spezielles Verfahren wird sie in feste Form gebracht und in Nuggets, Pellets, Scheiben oder Blöcke geformt."

200.000 Euro investiert

Für den zur Diskussion stehenden Impfstoff wären wohl die 16-Millimeter-Nuggets am besten geeignet. Schärf: "Die haben eine große Oberfläche und geben die Kälte gut ab."

Erst heuer hat Schärf rund 200.000 Euro in drei neue Maschinen gesteckt, die Produktionskapazität wurde von 4000 auf 7500 Kilo pro Tag erhöht. Die Investition sei unabhängig von Corona erfolgt, weil die Nachfrage nach Trockeneis zuletzt kontinuierlich zugenommen habe. Dennoch sei der heurige Sommer herausfordernd gewesen, weil viele Veranstaltungen nicht stattgefunden hätten. "Wir sind noch mit einem blauen Auge davongekommen", sagt Schärf. Den Umsatz der Vorjahre von 700.000 bis 800.000 Euro werde man aber nicht erreichen.

Eine Hoffnung sei nun das Impfstoffgeschäft. "Wir haben alle angeschrieben – Pharmaunternehmen, Logistiker. Antwort haben wir noch keine bekommen", sagt Schärf.(Günther Strobl, 10.12.2020)