Burgtheaterdirektor Martin Kusej und die stellvertretende künstlerische Direktorin Alexandra Althoff.

Foto: Susanne Hassler-Smith

Wie in anderen Theater- und Opernhäusern wartet man auch im Burgtheater auf die für kommende Woche angekündigte "Evaluierung" der Corona-Infektionszahlen durch die Regierung. Derzeit ist bis 6. Jänner geschlossen. "Wir werden wahrscheinlich nicht am 7. Jänner öffnen", sagte Burgtheater-Direktor Martin Kusej bei einem Pressegespräch: "Das geht sich nicht mehr aus." Vier bis sechs Wochen Vorbereitungszeit sei zum Wiederhochfahren des Betriebs nötig (Spielplanerstellung, Kartenverkauf etc.).

Anders als in Musiktheater-Repertoirehäusern müssen im Sprechtheaterbereich Produktionen vor der Wiederaufnahme mit dem Regieteam geprobt werden; die Termine dafür seien im derzeitigen vagen Planungszustand äußerst schwierig zu koordinieren. "Wir jammern nicht, wir arbeiten fast auf Anschlag, haben aber kein Ventil einer Premiere oder einer Vorstellung", so Kusej. Sieben Produktionen mit Premierenreife stünden im Jänner zwar parat. Aber selbst wenn ab 7. Jänner wieder gespielt werden dürfte, liegt der Start des Vorstellungsbetriebs wohl eher Ende Jänner, rechnet der Direktor vor.

Silvesterpremiere mit Maertens

"Ich würde mir wünschen, dass wir in unserer eigenen Verantwortung entscheiden dürfen, was wir leisten können. Ich würde für einen moderat ausgelegten Zeitraum plädieren." Premieren im leeren Haus – wie es verschiedentlich in Deutschland oder in der Staatsoper gemacht wird – will man nicht streamen, dafür bereitet man mit dem Regieduo Dead Centre eine neue Produktion vor, die mit Digitalem und Analogem spielt und am 31. Dezember im Kasino Premiere haben soll: Die Maschine in mir (Version 1.0) basiert auf einer preisgekrönten Reportage des irischen Journalisten Mark O'Connell über die Sehnsucht des Menschen nach ewigem Leben.

Die Regisseure Ben Kidd und Bush Moukarzel haben die Produktion für Dublin erarbeitet und erstellen nun in Wien gemeinsam mit Michael Maertens eine adaptierte Version, die am 31. Dezember um 18 Uhr Premiere haben soll. Jeder Zuschauer erhält bei Buchung einen Link, über den er sein Gesicht aufnehmen soll. Diese Aufnahme ist dann auf je einem iPad auf den Plätzen der Zuschauertribüne zu sehen, erläuterte Direktor-Stellvertreterin Alexandra Althoff das technische Konzept.

Lieber etwas Neues streamen

Zu den weiteren digitalen Angebote des Burgtheaters zählen Streams für Kinder an den Adventsonntagen und den Weihnachtstagen sowie Twittertheaterabende, bei denen das Publikum live via Twitter die Handlung vorantreibt. "2.000 Tweets pro Abend – das hat mich überzeugt", meinte Kusej, der sonst kein Fan des digital vermittelten Theaters ist: "Ich mache mir schon Sorgen, dass wir vielleicht zu viel in diese Richtung geschoben oder gezwungen werden." Für den Fall, dass der Lockdown noch deutlich länger anhalten sollte als derzeit angenommen, habe er aber schon Konzepte im Kopf. "Vorstellungen normal abzufilmen ist nicht spannend, da würden wir lieber was Neues machen." Als Beispiel nannte er Kameras, die etwa den Zuschauern die Perspektive verschiedener Figuren bieten könnten.

Bis zum 6. Dezember seien im Burgtheater über 5.300 Antigentests gemacht worden, 28 davon waren positiv, davon nur fünf im Ensemble. Obwohl in den ersten sechs Wochen der Saison vor über 43.000 Menschen gespielt wurde, habe es auch keinerlei Corona-Cluster im Publikum gegeben, hob Althoff hervor, die es richtig fand, "dass die Museen jetzt wieder offen haben. Wenn am Abend wieder Aktivitäten zugelassen sind, sollten die Theater dann vorne mit dabei sein." Die Idee, bei längerem Lockdown dafür im Sommer zu spielen, habe etwas für sich, so Kusej, verwies aber auf die vielen im Haus gültigen Kollektivverträge: "Das müssten wir mit der Holding klären." (APA, red, 10.12.2020)