Pötzleinsdorfer Höhe, ein Projekt der EBG mit Partner Neunerhaus.

Visualisierung: Schreiner Kastler

Knapp 23.000 Menschen gelten österreichweit als wohnungs- und obdachlos, 60 Prozent davon leben in Wien. "Seit der Finanzkrise 2008 gab es da einen enormen Sprung nach oben", weiß Daniela Unterholzner, Geschäftsführerin von Neunerhaus und Neunerimmo.

Neunerhaus ist eine Wiener Sozialorganisation, Neunerimmo deren "noch im Aufbau befindliche" Tochter, die sich mit der Vermittlung und Vermietung von leistbaren Wohnungen für wohnungslose Menschen beschäftigt. Und immer öfter ist sie auch bei Wohnprojekten schon in der Entwicklungsphase als Partnerin mit an Bord. So konnte man sich zuletzt in Kombination mit gemeinnützigen Bauträgern bereits bei mehreren Bauträgerwettbewerben durchsetzen, etwa in der Wolfganggasse in Meidling. Dort wird von der WBV-GPA ein Wohnhaus errichtet, das schwerpunktmäßig auf Alleinerzieherinnen abstellt. Zehn Wohnungen und 17 möblierte Wohneinheiten für temporäres Wohnen werden hier ab 2022 dem Verein zur Verfügung stehen. Und im 18. Bezirk wird an der Adresse Pötzleinsdorfer Höhe 2a seit Sommer von Bauträger EBG an einer geförderten Wohnanlage gebaut, dort wird das Neunerhaus zehn Einheiten im Rahmen des Projekts "Housing First" vergeben können.

Erst die Wohnung, dann der Job

Den "Housing First"-Ansatz (die eigene Wohnung sozusagen als Startrampe zurück ins Leben, danach alles andere, wie ein Job etc.) hat das Neunerhaus in Wien etabliert, nachdem ein erster Probelauf von 2012 bis 2015 sehr erfolgreich verlaufen war. Mittlerweile wenden auch Caritas und Volkshilfedas Prinzip der "Housing First"-Wohnungen an. Die vormals wohnungslosen Menschen werden dabei von Sozialarbeitern unterstützt und "auf dem Weg zurück in die Selbstständigkeit begleitet". Dabei gibt es auch ein Mieten-Monitoring, das heißt, die Sozialorganisation ist frühzeitig darüber informiert, wenn der Mieter oder die Mieterin Zahlungsprobleme hat. "Dann können wir uns zusammensetzen und gleich darüber reden", so Unterholzner.

"Wie kann es sein, dass sogar in Wien mit seinem berühmten sozialen Wohnbau die Wohnungslosigkeit zunimmt?", das werde sie häufig gefragt, insbesondere im Ausland, so die Neunerhaus-Chefin. Zum einen liege das natürlich am Zuzug, "doch den gab es ja in Wien historisch betrachtet schon immer". Als zweiten wesentlichen Grund sieht sie die vielen befristeten Mietverträge. "Zwei Drittel aller privaten Verträge werden nur noch befristet abgeschlossen." Doch jeder Umzug koste Geld, etwa auch für Kautionen, "und mit jedem neuen Mietvertrag steigt die Miete an", so Unterholzner. Die Einkommen würden mit den steigenden Mieten nicht Schritt halten, "und dieser Gap wird immer größer".

Erste Bank übernimmt Finanzierungsbeiträge

Bisher konnte Neunerimmo 290 Wohnungen vermitteln, darunter viele auch von Privatpersonen. "Wer seine Wohnung sozial vermieten will, soll sich gerne bei uns melden", so die Neunerimmo-Geschäftsführerin. Ende 2019 wurde außerdem eine Kooperation mit der Erste Bank gestartet, die anlässlich ihres 200-Jahr-Jubiläums für 200 geförderte Wohnungen jeweils die Finanzierungsbeiträge übernahm. 61 Wohnungen habe man davon bereits übergeben können, Corona sorgte hier für Verzögerungen. (mapu, 13.12.2020)