Zu wenig.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Es gibt Dinge, an die man sich einfach nicht gewöhnen will. Dazu zählen Videonachrichten von Michael Wendler, lauwarme Suppen, Corona und Geisterspiele. Okay, der globale und österreichische Fußball müssen da durch, die Leere in den Stadien ist, sofern man den Beruf ausüben möchte, die alternativlose Folge der Pandemie.

Ein Geisterspiel am 10. Dezember in Wien-Hütteldorf ist aber besonders bitter, weil die Partie für Rapid gegen Molde sehr wesentlich war. Trainer Didi Kühbauer bezeichnete sie als "Finalspiel. Diese Spiele sind das Salz in der Suppe". Er setzte gegen die Norweger nicht zuletzt auf den Heimvorteil, was insofern überraschend kam, als man ja seit Monaten nichts davon hat. Natürlich kennen die Rapidler die Kabinen im Allianz Stadion besser als der Gegner, aber dies kann niemals ausschlaggebend sein. Matches werden immer noch auf dem Platz, wo die Wahrheit liegt, entschieden.

Es hatte bei Anpfiff knapp über null Grad, es nieselte. Man erfreut sich in schlimmen Zeiten an meteorologischen Lichtblicken, es hätten ja auch deutlich unter null Grad sein können. Anderseits wurde aus dem Nieseln dann doch eine Art Schneeregen.

Akzente

Die Ausgangslage war klar. Rapid musste mit 1:0 oder zwei Toren Differenz gewinnen. Auswärts verlor man auf Kunstrasen rechtschaffen verdient mit 0:1. Kühbauer setzte auf jene Elf, die vor elf Tagen im Derby gegen die Austria 35 Torschüsse abgegeben hat, Endstand 1:1. Molde ist ein robustes, technisch beschlagenes Team, als Landesmeister steht trotzdem Bodö/Glimt fest.

Die Gäste pfiffen auf den Auswärtsnachteil, setzten sofort Akzente. 4. Minute: Kapitän Magnus Wolff Eikrem scheitert an Keeper Paul Gartler. 12. Minute: Weiter Abschlag, Rapids Defensive verliert jedes Duell, über mehrere Stationen gelangt der Ball zu Eikrem, ein Haken und 0:1. Die Hütteldorfer haben genau das nicht gebraucht, es mussten nun drei Treffer her. Sie kamen kaum in die Gänge, es fehlte die zuletzt gar nicht so selten gezeigte Selbstverständlichkeit. Ein Kopfball von Ercan Karan war halbgefährlich (14.). Und jener 20 Minuten später detto.

Gegen Ende der ersten Halbzeit wurde es etwas besser. Und in der 43. Minute war es gut: Marcel Ritzmaiers strammer Schuss aus 18 Metern beschert den Ausgleich. Es fehlten noch zwei Tore zum Glück. Kühbauer brachte zur zweiten Halbzeit Yusuf Demir und Taxi Fountas für Christoph Knasmüllner und Kelvin Arase.

Das Ende

Da aber der großartige Eikrem 20 Sekunden nach Wiederanpfiff auf 1:2 stellte, war diese Maßnahme eher wurscht. Rapids Defensivverhalten verdiente erneut das Prädikat "armselig". Es fehlten schon wieder drei Tore. Aber Molde war entschieden dagegen, ließ in der 90. Minute nur mehr den unwesentlichen Ausgleich zu (abgefälschter Weitschuss von Melih Ibrahimoglu). Der Aufstieg war absolut verdient. Und Rapid stand im Schneeregen. Es hatte unter null Grad. (Christian Hackl, 10.12.2020)

Europa League, Gruppe B, 6. Runde, Donnerstag

SK Rapid Wien – Molde FK 2:2 (1:1)
Allianz-Stadion, keine Zuschauer erlaubt, SR Guida (ITA)

Torfolge:
0:1 (12.) Wolff Eikrem
1:1 (43.) Ritzmaier
1:2 (46.) Wolff Eikrem
2:2 (90.) Ibrahimoglu

Rapid: Gartler – Stojkovic, Hofmann, Barac, Ullmann – Grahovac, Ritzmaier (61. Ibrahimoglu) – Schick, Knasmüllner (46. Fountas), Arase (46. Demir) – Kara (75. Kitagawa)

Molde: Linde – Pedersen, Gregersen, Sinyan, Risa – Hestad (45. Knudtzon), Aursnes, Ellingsen, Wolff Eikrem (58. Huassain), Brynhildsen (58. Omoijuanfo) – James (85. Wingo)

Gelbe Karten: Barac, Stojkovic bzw. Risa, Sinyan, Aursnes