Warum man Karpfen nicht nur zu Weihnachten essen sollte
Hunderte künstlich angelegte Karpfenteiche im Waldviertel leisten wertvolle Beiträge zur Artenvielfalt
Ansichtssache
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Tanja Traxler (Text), Florian Kainz (Fotos)
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Der Mensch ist die Hauptursache für das sechste große Massenaussterben der Erdgeschichte. Umso bemerkenswerter sind anthropogene Eingriffe in die Natur, die einen positiven Beitrag zur Sicherung der Artenvielfalt leisten. Beispiele dafür sind Schutzgebiete für Orang-Utans auf Borneo oder die Zucht von Przewalski-Pferden samt Auswilderung in der Mongolei. Es gibt aber auch Vorzeigeprojekte in nächster Umgebung, die oft unterschätzt sind. Dazu zählen die zahlreichen Karpfenteiche im Waldviertel.
Seit Jahrhunderten werden im nördlichen Niederösterreich Gewässer angelegt, um darin Karpfen zu züchten. Heute gibt es im Waldviertel 1700 Teiche, von denen viele für die Fischzucht genutzt werden. Kulinarisch ist der Karpfen umstritten: Der ihm oft nachgesagte schlammige Geschmack verschwindet aber, wenn die Fische vor dem Verzehr in Frischwasserbecken gehalten werden. Unumstritten ist, dass die Produktion von Karpfen bei weitem umweltfreundlicher ist als die Jagd auf ihre maritimen Verwandten.
Die Karpfenteiche leisten damit nicht nur einen wichtigen Beitrag dazu, das Insektensterben zu bremsen, sondern bieten zugleich die Nahrungsgrundlage für Vögel und andere Tiere. Für die Artenvielfalt spielt die Verteilung der Teiche eine wichtige Rolle, sagt Kainz: "Wenn es nur ein paar Hotspots gibt, hat man an ein paar Stellen Biodiversität. Im Waldviertel gibt es diese Teiche sehr weitläufig, wodurch breitflächig eine hohe Biodiversität sichergestellt werden kann." (Tanja Traxler, 13.12.2020)
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