Warum sich die Limousinen der S-, E- und C-Klasse gleichen wie ein Ei dem anderen (diesfalls Straußen-, Hühner und Wachtelei), wollten wir bei einem Interview von Chefgestalter Gorden Wagener wissen. "Weil die drei der Markenkern von Mercedes sind", lautete die Antwort. Kern im Kern ist dabei die E-Klasse, die wichtigste Baureihe der Marke, auch heute noch, trotz dieser enormen und immer SUV-lastigeren Artenvielfalt.

Knapp fünf Meter Kombi mit allem technischen Schnickschnack unserer Tage. Im Fahrbetrieb mit Luftfederung eine souverän komfortable Erscheinung. Man fragt sich aber immer: Wer kann sich das leisten?
Foto: Stockinger

Um nicht das Schicksal von Rolls-Royce zu erleiden, hatten die Stuttgarter dereinst beschlossen, sich zu profanisieren. 1977 machte man mit dem T-Modell des W 123 den Kombi in der Oberklasse salonfähig. Ein Arbeitstier in dieser Liga? Geht denn das? Es ging, und wie! Und ab Ende 1982 erschloss man sich mit dem 190er (W 201) eine Klientel, die es nie für möglich gehalten hätte, jemals einen Neuwagen der damals noch selbstbewusst Deutsch sprechenden Nobelmarke zu fahren.

1977. Hätte man damals wem erzählt, was 43 Jahre später alles an Hightech in einem Nachfolgekombi zu finden sein werde, man wäre für verrückt erklärt worden, hätte zu viel Perry Rhodan gelesen oder Raumschiff Enterprise geschaut oder was.

Eine Stufe im Kofferraum gibt es nur bei den Plug-in-Hybriden.
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Überragende Laufkultur

Damit sind wir beim soeben facegelifteten T-Modell der E-Klasse, den wir uns in der Ausformung 400 d 4matic ansahen. Und trotz der grandiosen Limousine, trotz des formschönen Coupés und Cabrios: Das T-Modell – das es seit 2017 auch in der Rustikalversion All Terrain gibt, mit Niveauregulierung – ist, jedenfalls in unseren kombiaffinen Breiten, der wahre Markenkern.

Grafik: Der Standard

Wählen kann man zwischen Hinterrad- und Allradantrieb, aus zwei Dieselaggregaten und sechs Benzinern (darunter drei AMG-Versionen), obendrein sind ein Diesel- und Otto-Plug-in-Hybrid verfügbar, mit allerdings hässlicher Stufe im Kofferraum. Die Leistungspalette reicht von 197 bis 612 PS, und Mercedes betont, sie seien allesamt, jeweils in Relation zu Leistung und Fahrzeuggröße, effizient und schadstoffarm.

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Wir kamen im stadt- und autobahnzentrierten Betrieb auf 7,6 l / 100 km, und dank der neuen Motorengeneration steht hinter der Kennung 400 d ein: Dreiliter-Reihensechszylinder. Das erklärt die überragende Laufkultur, kongenial zum Fahrwerk, und aus 330 PS und 700 Nm kann jede und jeder sich die verfügbare Potenz selbst ableiten.

So viel laden wie in früheren T-Modell-Tagen kann man nicht mehr, 640 bis 1820 Liter sind dennoch eine Ansage – in einem Konkurrenzumfeld, das nur noch aus vier echten Gegnern besteht, wobei es die von Jaguar und Volvo nur mehr mit 4-Zylinder-Motoren gibt. E-Klasse T-Modell. Prachtvoller Kombi. (Andreas Stockinger, 26.12.2020)