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Im Ort Kankara sind die Schulbänke leer. 333 Schüler werden noch vermisst.

Foto: Reuters / Afolabi Sotunde

Kano – Die Islamistengruppe Boko Haram hat sich zur Entführung hunderter Schüler im Nordwesten Nigerias bekannt. "Unsere Brüder stecken hinter der Entführung in Katsina", sagte der Anführer der Gruppe, Abubakar Shekau, am Dienstag in einer Propagandanachricht. Mindestens 333 Schüler werden noch vermisst, nachdem hunderte bewaffnete Männer auf Motorrädern am Freitag eine Sekundarschule in dem Bundesstaat angegriffen hatten.

Bei dem Überfall im Ort Kankara hatten bisher unidentifizierte Angreifer mit Maschinenpistolen um sich geschossen. 200 der geschätzt 600 Kinder und Jugendlichen auf dem Gelände des Internats konnten entkommen – inmitten von Schusswechseln mit der Polizei flohen sie in einen nahe gelegenen Wald. Augenzeugen berichteten, dass viele andere Kinder verschleppt wurden. Die Polizei und das Militär starteten eine Suchaktion. Nach ersten Ermittlungen hatte man geglaubt, es könnte es sich um Kriminelle handeln, die Lösegeld erpressen wollen.

Die Regierung hatte zudem mitgeteilt, man mache auf der Suche nach den Schülern Fortschritte. "Die Aussichten sind positiv", so der Gouverneur von Katsina, Aminu Bello Masari.

Weit vom Operationsgebiet enternt

Die Entführungen sind auch aus militärischer Sicht ein Grund zur Sorge. Sie fanden hunderte Kilometer vom eigentlichen Operationsgebiet von Boko Haram entfernt statt. Normalerweise bewegt sich die Gruppe im Nordosten des Landes rund um den Tschadsee, wo man bisher glaubte, sie sei vom nigerianischen Militär und den Streitkräften des Tschad und aus Kamerun in ihrem Operationsradius eingeschränkt.

Nigerias Präsident Muhammadu Buhari verurteilte den Angriff und ordnete eine erhöhte Sicherheitsstufe an allen Schulen an. Im Bundesstaat Katsina blieben die Schulen vorerst geschlossen. Boko Haram unter der Führung von Shekau war auch für die Entführung von 276 Schülerinnen in Chibok im Jahr 2014 verantwortlich, die weltweit für Empörung sorgte.

Auch Angriff im Niger

Boko Haram wird zudem einer weiteren Terroraktion dringend verdächtigt: Am Montag stürmten Bewaffnete ein Dorf im Süden des Niger. Sie töteten dort mindestens 27 Menschen und brannten 800 Häuser ab. Mindestens hundert Menschen wurden verletzt. Der Ort Toumour, in dem sich der Angriff ereignete, ist weniger als 20 Kilometer von der Grenze zu Nigeria entfernt. Laut einem Bericht der Agentur AFP soll es auch dazu bereits ein Bekennervideo geben, verifiziert werden konnte diese Meldung vorerst allerdings nicht von einer zweiten Quelle. (red, APA, Reuters, 15.12.2020)