Filmreifes Panorama: die Vulkankegel der Islands of Four Mountains von Alaska. Vorne ist der Gipfel des Mount Tana zu sehen, dahinter von links nach rechts die Vulkane mit den Namen Herbert, Cleveland und Carlisle.
Foto: John Lyons/USGS

Wo einst im Eiszeitalter Menschen, Bisons und andere Spezies zu Fuß von Asien nach Nordamerika kamen, ist es auch heute alles andere als ruhig. Nicht nur stürmische Winde, meterhohe Wellen und die ruppigen Krabbenfischer der Doku-Reihe "Fang des Lebens" wühlen die Beringsee auf – es kommt im Hohen Norden auch regelmäßig zu vulkanischen und seismischen Aktivitäten.

Die Inselgruppe der Aleuten als südlicher Rand der Beringsee ist Teil des sogenannten Pazifischen Feuerrings. Alle ihre Inseln sind vulkanischen Ursprungs, und einige von ihnen lassen das auch niemanden vergessen. Besonders aktiv ist dabei der Mount Cleveland auf der gleichnamigen Insel. Während der vergangenen 20 Jahre hat er immer wieder Aschewolken ausgestoßen, die fünf bis neun Kilometer hoch aufstiegen und den Luftverkehr zwischen Nordamerika und Asien behinderten.

Das halbe Dutzend

Eine etwas ungemütliche Erklärung für die Aktivitätsmuster des Mount Cleveland haben Forscher auf dem jüngsten Treffen der American Geophysical Union (AGU) vorgelegt – es ist aber bislang nur eine Hypothese. Sie glauben Anzeichen dafür gefunden zu haben, dass der Vulkan mit einigen anderen in seiner Nähe verbunden ist.

Die Islands of Four Mountains sind eine kleine Inselgruppe innerhalb der Aleuten, die dem Namen zum Trotz mehr als nur vier Inseln und auch mehr als vier Vulkane umfasst. Neben Cleveland gehören noch die Vulkane Carlisle, Herbert, Kagamil, Tana und Uliaga dazu. Alle sechs scheinen Schichtvulkane mit der typischen kegelförmigen Gestalt zu sein.

Teil von etwas Größerem

Laut dem Team um John Power vom U.S. Geological Survey besteht aber die Möglichkeit, dass alle sechs Schlote Teil desselben Vulkansystems sind und sich zwischen ihnen – unter Wasser – eine riesige Caldera befindet. So zerstörerisch die Ausbrüche herkömmlicher Schichtvulkane auch sein können – eine Magmakammer, deren Eruption eine Caldera hinterlässt, bewegt sich in ganz anderen Dimensionen. Wenn das Team recht hat, könnte sich in den Aleuten ein Vulkan aus derselben Kategorie wie der von Yellowstone verbergen.

Obwohl die Forscher klare Indizien für die Existenz einer Caldera sehen, betonen sie, dass diese noch nicht bewiesen ist. Das lasse sich aber mit weiteren Forschungen vor Ort machen: Eine nähere Untersuchung des Meeresbodens und des vulkanischen Gesteins, seismische Daten und Schwerkraftmessungen sowie die Analyse von noch mehr Regionen mit geothermaler Aktivität sollen Aufschluss darüber gehen, ob im Hohen Norden der Welt tatsächlich ein bislang unbekannter Supervulkan schlummert. (red, 25. 12. 2020)