Salzburg vs. Rapid – das verspricht Entertainment.

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Kühbauer wehrt sich nach den zuletzt nicht berauschenden Darbietungen gegen Kritik.

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Liveticker: RB Salzburg vs. Rapid Wien, Mi. 20.30 Uhr

Wien/Salzburg/Wolfsberg – Nach den jüngsten Rückschlägen hofft Rapid auf ein Erfolgserlebnis am Mittwochabend (20.30 Uhr/live ORF 1) im Fußball-Cup-Achtelfinalschlager in Salzburg. "Ein Cup-Sieg gegen Salzburg wäre eine große Sache, aber dafür brauchen wir eine unglaublich gute Leistung und Überzeugung", sagte Trainer Dietmar Kühbauer vor dem Duell mit dem Titelverteidiger und Bundesliga-Tabellenführer, der seit 2013 nur ein einziges Cup-Spiel – Finale 2018 gegen Sturm Graz (0:1 n.V.) – verloren hat.

"Das zeigt, dass sie eine wirklich gute Truppe sind, aber in diesem einen Spiel ist alles möglich. Wir werden elf Spieler auf den Platz bringen, die überzeugt sind, Salzburg schlagen zu können", versprach der Rapid-Coach am Dienstag, auch wenn es für die Hütteldorfer zuletzt alles andere als wunschgemäß lief. Sie verpassten mit dem 2:2 am Donnerstag im Heimspiel gegen Molde den Aufstieg unter die letzten 32 der Europa League und kassierten dann auch noch eine 0:3-Pleite am Sonntag im eigenen Stadion gegen die WSG Tirol.

Konter auf Kritik

Kühbauer hat die Pressekonferenz am Dienstag dazu genutzt, um die nach den zuletzt mauen Ergebnissen aufkeimende Kritik zu kontern. Der 49-Jährige empfindet diese Kritik als "respektlos gegenüber meiner Mannschaft und respektlos gegenüber meinem Trainerteam".

"Dass es natürlich schnell geht im Fußball, ist jedem ganz klar", sagte Kühbauer am Beginn seiner äußerst sachlichen Abrechnung. "Wenn du vorher Dinge gut machst, dann bist du der Jesus, der Allergrößte. Aber wenn du dann einmal ein Spiel verlierst, wenn du rotierst, weil du an die Mannschaft glaubst", dann werde nicht nur von Fans, sondern auch Journalisten "gleich alles schlecht geredet", sagte der Burgenländer, um dann mit Statistiken die gute Arbeit bei Rapid zu untermauern.

"Im Jahr 2020 haben wir in 25 Spielen einen Schnitt von 1,88 Punkten geschafft in der Bundesliga. Wenn wir gegen die Admira (am Samstag) noch gewinnen, dann wären es sogar 1,92. Da wärst du 2008, wo Rapid den letzten Meistertitel gefeiert hat, Meister (geworden). Nur so viel zu dem", erklärte Kühbauer.

Stete Entwicklung

Gleichzeitig verwies er auf die Entwicklung, seit er am 1. Oktober 2018 Rapid-Trainer geworden war, "wo wir nach neun Runden neun Punkte gehabt haben und die teuerste Mannschaft". Trotz einer "Kostenreduktion der Mannschaft und Transfererlösen im Plus", sei es ihm gelungen, "junge Spieler einzubauen" und gleich in seiner ersten Saison den Aufstieg ins Sechzehntelfinale der Europa League zu schaffen. "Das war glaube ich nicht so schlecht", merkte Kühbauer an.

"Und wenn man jetzt wieder Kosten reduziert bei Spielern, wenn man wieder Transfererlöse erzielt hat, wenn man leider – und das ist das Problem – keine Zuschauer gehabt hat, leider Verletzungen hat, wenn man den Ljubicic, den Fountas, den Petrovic hernimmt, den Stefan Schwab verloren hat, den Thomas Murg verloren hat und trotzdem dieselbe Punkteanzahl hat wie letztes Jahr, obwohl die Belastung eine weit höhere war und der Kader kleiner geworden ist, und das dann schlecht sieht, dann ist das respektlos gegenüber meiner Mannschaft und respektlos gegenüber meinem Trainerteam, das muss ich ganz ehrlich sagen", erläuterte Kühbauer, der Rapid in der abgelaufenen Saison zum Vizemeistertitel geführt hat.

Hoher Anspruch

"Denn was die Mannschaft hier leistet seit eineinhalb Jahren ist groß für diese Punkte, die ich gerade aufgezählt habe." Trotz Kostenreduktion, Einbau von Eigenbauspielern, erzielten Transfererlösen und der harten Einbußen durch die Coronakrise, sei ja "der Anspruch derselbe geblieben", nämlich Serienmeister Salzburg voll zu fordern. "Der Marktwert von Salzburg ist gegenüber 2008 fünf Mal so hoch wie der von Rapid 2008, wo der Peter Pacult letztmals Meister geworden ist, wo er nur zweimal so hoch war", bemühte Kühbauer erneut diesen historischen Vergleich.

Seit dem bisher letzten Titel der Grün-Weißen sind überhaupt nur zwei andere Mannschaften außer Salzburg Meister geworden: 2011 Sturm Graz und 2013 die Wiener Austria. "Sturm ist Meister geworden mit (einem Punktschnitt von) 1,83. Salzburg schafft es die letzten Jahre immer über zwei Punkte im Schnitt zu kommen. Die haben einfach eine super Mannschaft. Wir haben etwas aufgebaut, und wir werden noch weiter bauen müssen", mahnte Kühbauer auch Geduld ein.

Ihm sei natürlich klar, dass man beim Rekordmeister Rapid "immer einen Meistertitel" fordert, "das wäre mein größter Traum, (...) aber das ist halt sehr, sehr schwierig, wenn man bedenkt, dass Salzburg mittlerweile den fünffachen Kaderwert von uns hat und das gut macht. Und trotzdem sind wir näher an Salzburg herankommen", beteuerte Kühbauer. "Aber man muss das respektieren, dass alles zusammenpassen muss."

Negative Faktoren

Noch dazu in einer Situation, wo Rapid wegen der Pandemie achtstellige Summen verloren gehen. "Corona hat uns wirklich wehgetan, weil wir haben keine Zuschauer und dadurch weniger Einnahmen. Wir können im Moment halt leider keine Spieler holen. Das muss man akzeptieren als Trainer. Und der Rapid-Fan, der das nicht verstehen will, tut mir leid. Aber ich will da nichts beschönigen oder schlechtreden, aber die Jungs machen es gut."

Und deshalb werde man sich bei Rapid nicht durch "Einflüsse von außen, die es immer geben wird", aus der Ruhe bringen lassen. "Rapid muss eins sein, im Trainerteam, in der Mannschaft sind wir es hundert Prozent immer. (...) Entscheidend ist, dass wir ruhig bleiben", forderte Kühbauer. "Dass alle gleich rauskommen und irgendwas Schlechtes sehen, das ist leider bei Rapid umso schlimmer, und da wird es umso besser sein, dass wir ruhig bleiben, und das werden wir auch bleiben."

Zum Thema Vertragsverlängerung meinte Kühbauer: "Ich habe selber gesagt, das ist für mich der größte Club. Der sportlich beste Club ist Salzburg, aber von der Emotionalität her, von der Leidenschaft her ist das hier der allergrößte Club. Ich werde da alles reininvestieren, solange ich da bin", versicherte der Ex-Internationale, der hofft, dass sein mit Saisonende auslaufender Vertrag verlängert wird. "Ich glaube die Punkte, die ich gerade aufgezählt habe, sollten dafür sprechen, aber ich will da jetzt keinen animieren oder sagen, er muss es tun."

Marsch sieht Stärken bei Rapid

Jesse Marsch wollte den jüngsten Ausrutscher von Rapid gegen die Wattener nicht überbewerten. "Wir haben das Spiel gesehen. Sie haben viel rotiert und kommen sicher mit einer frischen Aufstellung", meinte der US-Amerikaner, der vollen Einsatz von seinem Team fordert. "Gegen Rapid sind im Moment der Wille und der Kampf auf dem Platz die wichtigsten Themen."

Als größte Stärke von Rapid bezeichnete er den "Zusammenhalt der Mannschaft. Sie haben Qualität auch, aber sie haben eine starke Mentalität. Wir haben gut gespielt die letzten Wochen, das Spiel gegen den LASK war perfekt für uns. Dabei haben wir unser wahres Gesicht gezeigt, so soll es auch am Mittwoch sein", erinnerte Marsch nochmals an den 3:1-Heimerfolg am Sonntag im Spitzenduell mit dem LASK, an den nun nahtlos angeschlossen werden müsse.

"Wenn wir die letzten zwei Spiele gewinnen, haben wir einen sehr guten Herbst gehabt", betonte der 47-Jährige. Nach dem Cup-Schlager gegen Rapid empfangen die "Bullen" am Sonntag (14.30 Uhr) noch den WAC, der wie die Salzburger im Europa-League-Sechzehntelfinale steht.

Abwehr-Chef Andre Ramalho erwartet einen topmotivierten Gegner in der Arena in Wals-Siezenheim. "Gegen Rapid ist es immer ein sehr schwieriges Spiel, es ist meist ein harter Kampf. Sie geben immer alles, das haben wir auch zuletzt beim 1:1 gesehen", sagte der 28-jährige Brasilianer mit Blick auf das bisher letzte Liga-Spiel der beiden Teams am 8. November in Wien.

Auslosung am Mittwoch

Im Vorjahr war es bereits in der zweiten Cup-Runde zum Duell zwischen Rapid und Salzburg gekommen. Damals setzten sich die Gäste erst durch ein Tor von Takumi Minamino in der letzten Minute der Verlängerung (121.) mit 2:1 durch. "Sie werden deshalb sicher auch auf Revanche brennen und alles geben. Außerdem war Rapid in den letzten beiden Spielen nicht so erfolgreich. Das macht sie noch gefährlicher", ist Ramalho überzeugt.

In den beiden weiteren Cup-Achtelfinalspielen am Mittwoch sind die Favoritenrollen klar verteilt: Der WAC empfängt bereits am Nachmittag (16.00 Uhr) den Zweitligisten Amstetten, der LASK im Anschluss daran (18.00 Uhr/beide live ORF Sport+) den Viertligisten ASK Elektra aus der Wiener Stadtliga.

Rekordsieger Austria Wien, Sturm Graz, Viertligist Vienna sowie Austria Klagenfurt haben das Viertelfinale bereits erreicht. Und mit dem Sieger der Dienstag-Partie (18.00 Uhr/live Sport+) zwischen dem Kapfenberger SV und Blau Weiß Linz steht neben den Klagenfurtern noch mindestens ein weiterer Zweitligist unter den letzten acht, die am Mittwoch im Anschluss an Salzburg – Rapid (ab 22.25 Uhr/live ORF 1) von "ZiB"-Moderator Roman Rafreider ausgelost wird. (APA; 15.12.2020)