Die Ansprüche an Mobiltelefone haben sich über die Jahre deutlich geändert. Waren einst lange Akkulaufzeit, polyphone Klingeltöne und Unterstützung für aufgeteilte SMS zwecks langer Textnachrichten auf der Wunschliste der Käufer ganz oben, sind es im Smartphone-Zeitalter teils ganz andere Dinge. Insbesondere eine gute Kamera ist für viele Menschen ein unverzichtbares Kriterium geworden. Das wissen auch die Hersteller und widmen in ihren Präsentationen und Werbevideos den Foto- und Videofunktionen viel Aufmerksamkeit.

Doch längst nicht immer erfüllen sich die großen Versprechen. Daher ist es Zeit, etwas Ordnung in das unübersichtliche Angebot zu bringen. Das sind die unserer Meinung nach besten Kamera-Handys des Jahres 2020.

Foto: Huawei

Begeistert die Tester: Huawei Mate 40 Pro

Geht man nach Rezensionsstimmen, so könnte Huaweis Mate 40 Pro sich den Titel "Fotohandy des Jahres" verdienen. In praktisch jedem Test zu dem Gerät wird darüber geschwärmt, was die Kamera zu leisten imstande ist. Es verfügt eine Triple-Cam, deren Herzstück ein "Ultravision"-Sensor mit 50 MP Auflösung ist. Dazu kommen noch zwei Sensoren mit 20 bzw. 12 MP.

Lob gibt es für detailreiche Fotos mit guter Farbwiedergabe, wie auch die Zoom-Funktionen, sofern man im Bereich des optischen Zehnfach-Zooms bleibt. Auch mit schlechten Lichtbedingungen kommt das Handy gut klar. Und gute Bildstabilisierung sorgt für ruckelfreie Videos, auch in 4K-Auflösung. Auch beim – etwas umstrittenen – DXO Mark-Kamerabenchmark führt es die Rangliste an.

Auch sonst liefert das Mate 40 Pro Highend-Ausstattung. Jedoch gibt es einen sehr bedeutenden Haken: Aufgrund des Embargos der Trump-Regierung bietet das Handy keinen Zugriff auf Googles Play-Store und auch in der eigenen "App Gallery" fehlen die Programme von US-Anbietern. Hinzu kommt, dass das Handy mit einem Handelspreis von rund 1200 Euro auch nicht gerade ein Schnäppchen ist.

Foto: Apple

Apples bestes Kamera-Handy: iPhone 12 Pro Max

Wenn es um die Handykamera geht, spielt Apple schon seit einigen Jahren immer konsequent vorne mit. Das hat sich auch mit der iPhone 12-Reihe nicht geändert. Und hier ist es das Modell Pro Max, welches die beste Kamera mitbringt. Der verbaute Hauptsensor des Moduls mit den drei 12-MP-Sensoren fällt nämlich um 47 Prozent größer aus. Er bietet 1,7-Mikrometer-Pixel statt 1,4 und setzt außerdem auf Sensor Shift-Bildstabilisierung anstelle klassischer optischer Stabilisierung.

In der Praxis erweist er sich als etwas lichtempfindlicher, was ihm eine gute Detailtiefe und vor allem eine Verringerung von Bildrauschen ermöglicht. Dementsprechend viel Lob streicht das iPhone 12 Pro Max für seine Foto- und Videoqualitäten ein, auch wenn es mit dem optischen 2,5fach-Zoom der Konkurrenz noch nachhinkt.

Darüber hinaus bekommt man die bekannten Qualitäten des iPhone 12 Pro mit einem größeren Bildschirm. Das bedeutet: Highend-Leistung, gute Verarbeitung, ein sehr helles und kontrastreiches Display und natürlich alle Annehmlichkeiten von iOS und des Apple-Ökosystems. Für Fans des Herstellers, für die vor allem die Foto- und Videoleistung wichtig ist, ist es damit die erste, aber mit einem Preis von rund 1200 Euro aufwärts auch die teuerste Wahl.

Foto: DER STANDARD/Proschofsky

Zoom-König: Samsung Galaxy Note 20 Ultra

Auch nicht gerade ein kleines Gerät ist das Samsung Galaxy Note 20 Ultra. Und während es hauptsächlich mit dem beigelegten Eingabestift nebst dazu passenden Softwarefeatures punktet, hat es im Vergleich zum Galaxy S20 Ultra auch ein kleines Kameraupgrade bekommen, die ein ohnehin schon starkes Paket verbessert. Insbesondere die Weitwinkelkamera schlägt sich hervorragend.

Sehen lassen kann sich aber auch der Zoom. Während der "Hybrid-Zoom" in der maximalen Ausführung 50-facher Vergrößerung eher sinnlos ist, profitiert man von der rein optische Fünffachvergrößerung sehr wohl. Und gerade ab fünffacher Vergrößerung lässt es hier die Konkurrenz deutlich hinter sich. Bei geringerer Vergrößerung ist es aber nicht die Hardware der Kamera, sondern Samsungs Software, die in der automatischen Nachbearbeitung etwas zu radikal Details reduziert.

Auch über de Kamera hinaus liefert Samsung ein starkes Paket ab,. Denn zur Kamera gesellen sich nicht nur ein starker Prozessor, sondern auch etliche andere Features und Sensoren, mit denen das Handy punktet. Zumindest wenn man gewillt, ist den Kaufpreis zu bezahlen. Denn zu haben ist das Note 20 Ultra erst ab knap 1000 Euro.

Foto: DER STANDARD/Proschofsky

Champions der Nacht: Google Pixel 5/4a 5G

Was andere Hersteller mit einer kleinen Armada an Kamerasensoren machen, macht Google in Sachen Fotografie vor allem mit seiner "Softwaremagie". Das Pixel 5 bildet da keine Ausnahme mit seiner Dualkamera, deren Hauptsensor – Sony IMX 363 – immer noch der gleiche ist, den man seit dem Pixel 3 im Einsatz hat.

Sony hat freilich seitdem den Produktionsprozess verbessert und auch sonst gab es drum herum allerlei Aufrüstung. Mit dem Resultat, dass das Pixel 5 ganz allgemein sehr gute Fotos schießt, auch wenn ihm in einigen Tests das Fehlen einer Telekamera angekreidet wird. Wo es sich aber, dank besagten Softwaretricks, von der Konkurrenz abhebt, ist der Nachtmodus. Selbst aus extrem dunklen Szenen holt das Handy noch Fotos heraus, in denen man die Szene noch gut erkennt. Und sobald es zumindest ein bisschen Beleuchtung gibt, gelingen Fotos, die man auf den ersten Blick auch für Langzeitbelichtungen von Stand-Alone-Kameras halten könnte.

Dazu gesellen sich eine Reihe Zusatzfeatures, etwa Astrofotografie, die das Handy mitbringt. Das Ganze sitzt in einem Paket mit Hardware der unteren Highend- oder oberen Mittelklasse – je nach persönlicher Ansicht. Puristen dürfen sich über "reines" Android mit ein paar von Googles eigenen Zusätzen freuen, ebenso wie auf regelmäßige Updates über mehrere Jahre. Rund 800 Euro verlangen Händler hierzulande derzeit für das Gerät, die Verfügbarkeit ist noch überschaubar. Wer mit ein paar Features weniger leben kann (beispielsweise 90 Hz-Display und Wireless Charging) kann auch zum Pixel 4a 5G ab etwa 560 Euro greifen, welches exakt dasselbe Kamera-Setup mitbringt.

Foto: Asus

Beste Selfiecam: Asus Zenfone 7 (Pro)

In unseren Breitengraden hat die Zenfone-Reihe von Asus keine besonders große Präsenz. Eigentlich schade, denn grundsätzlich liefert der taiwanische Hersteller regelmäßig interessante und durchaus konkurrenzfähige Geräte. Auch das aktuelle Zenfone 7 und Zenfone 7 Pro können zumindest am Papier selbst mit den Highendmodellen vieler Konkurrenten mithalten.

Bei der Kamera bedient man sich eines ähnlichen Tricks, wie ihn einst Oppo mit dem N1 und N3 vorzeigte. Hier ist die Hauptkamera auch gleichzeitig die Selfiekamera, denn das Fotomodul lässt sich einfach an einem Gelenk nach oben klappen. Auch für Selfies steht dann ein Paket aus 64 MP Weitwinkel, 12 MP Ultraweitwinkel und 8 MP Telefoto zur Verfügung. Die Hauptkamera schlägt sich unter Tags absolut vorzeigbar, hat aber ihre liebe Mühe bei wenig Umgebungslicht. Sie ist aber unter den meisten Bedingungen damit dennoch die beste Selfielösung, die aktuell auf einem Handy zu finden ist.

Dazu gesellen sich Qualcomms aktueller Highendchip, ein Display mit HDR- und 90-Hz-Unterstützung und Schnellaufladung mit 30 Watt nebst Reverse Charing-Funktion. Das reguläre Modell und die Pro-Version unterscheiden sich sonst nur bei der Speicherausstattung und geringfügig beim Prozessor. Während das Zenfone 7, das es ab etwa 580 Euro gibt, den Snapdragon 865 nutzt, steckt im Zenfone 7 Pro (ab 740 Euro) der minimal flottere Snapdragon 865+.

Foto: Xiaomi

Preis-Leistungs-Empfehlung: Xiaomi Mi Note 10

Es ist nicht das schnellste Handy, hat auch keinen Stiftsupport, aber dafür ist es groß und bietet gemessen am Preis ein starkes Kamera-Setup. Gleich fünf Sensoren hat der Hersteller dem Xiaomi Note 10 beschert, wobei vor allem die 108-MP-Weitwinkelkamera heraussticht.

Diese ist es auch, die in einigen Tests das meiste Lob erhält, sorgt sie doch für Aufnahmen mit guten Kontrasten und Details. Aber auch darüber hinaus schlägt sich das Handy in Foto- und Videoangelegenheiten passabel, wenn auch nicht immer am Niveau von Samsung, Apple und Huawei.

Darüber hinaus gibt es Mittelklasse mit einem hellen und HDR-tauglichen AMOLED-Display, 30W-Schnellladung und einem üppigen 5.260-mAh-Akku um 450 Euro. Einziger Wermutstropfen: Der Nachfolger könnte noch in diesem Monat vorgestellt werden. (gpi, 15.12.2020)