Salzburg – Stundenlang hat der Senat der Uni Salzburg am Dienstag über den Abwahlantrag gegen Rektor Hendrik Lehnert debattiert. In der Nacht fiel dann die Entscheidung: Der anonym eingebrachte Antrag auf Abberufung des Rektors fand keine Mehrheit, Lehnert bleibt Rektor. Doch das Ergebnis ist knapp gewesen.
Um 14 Uhr traf sich der 26-köpfige Senat in einer Onlinesitzung. Auch Lehnert war als Auskunftsperson geladen. Erst nach neun Stunden, kurz nach 23 Uhr, wurde dann über den Antrag abgestimmt. 13 Senatsmitglieder waren laut der österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) dagegen, 13 dafür.
Schaden für die Universität
In einer Aussendung des Senatsvorsitzenden Wolfgang Faber kritisiert der Senat, dass die "interne Angelegenheit der Universität vor der Behandlung durch ihre Organe in die Presse und damit in die breite Öffentlichkeit gelangt ist, was dem Ansehen der Universität großen Schaden zugefügt hat". Dabei sei teilweise von falschen Sachverhalten ausgegangen und verschiedene Fragen miteinander vermengt worden.
Der Senat setze sich dezidiert für Reformen bei der inhaltlichen Ausrichtung der Uni und der Diskussion über die Inhalte des Entwicklungs- und Organisationsplans ein. Man werde daher diesen Reformprozess weiter konstruktiv mitgestalten und dabei die Interessen der Universitätsangehörigen in jedem Fall berücksichtigen. Diesen Weg hätte man auch bestritten, wenn der Antrag auf Abberufung eine Mehrheit gefunden hätte.
Liste an Verfehlungen
Der Abwahlantrag, der dem STANDARD vorliegt, listet auf 38 Seiten Verfehlungen des Rektors auf und untermauert sie detailliert. Lehnert wurde etwa vorgeworfen, bei fünf Berufungen nicht die Zustimmung des Senats eingeholt und unsachliche Entscheidungen bei der Besetzung von Professuren getroffen zu haben. Zu den erhobenen Verfehlungen zählten auch unsachliche Ausschreibungen, Falschinformationen über das Budget und die mangelhafte Kommunikation seiner Reformpläne. Einer der schwersten Vorwürfe war die falsche Verdächtigung einer Straftat.
Lehnert hatte zuvor in schriftlichen Stellungnahmen die Vorwürfe bestritten und eine Offenlegung des Antragstellers gefordert. Der gab sich aber jedoch am Dienstag nicht zu erkennen.
ÖH fordert Kosequenzen
Die ÖH respektiert die Entscheidung des Senats, fordert aber Konsequenzen. "Die schwerwiegenden Vorwürfe sind in keiner Weise aufgeklärt oder vom Tisch. Die Uni braucht nicht nur in allen Gremien, sondern bei allen Prozessen mehr Transparenz. Das Rektorat muss vor allem die Studierenden ab jetzt in jede Entscheidung einbinden", fordert die Salzburger ÖH-Vorsitzende Keya Baier (Gras). Die Abstimmung zeige, wie gespalten die Universität vor allem beim Reformkurs sei. Die ÖH erwarte sich vom Rektorat einen deutlichen Schritt auf alle Angehörigen der Universität zu. (Stefanie Ruep, 16.12.2020)