Etwas angesengt aber ansonsten wohlbehalten erreichte die Rückkehrkapsel von Chang'e 5 nach einem feurigen Ritt durch die Atmosphäre den Erdboden.
Foto: EPA/REN JUNCHUAN/XINHUA

Am Mittwoch war es so weit: Zum ersten Mal seit 44 Jahren hat ein Raumfahrzeug wieder Gesteinsproben vom Mond zur Erde gebracht – China ist damit in einem weiteren Punkt mit den alten Weltraummächten gleichgezogen. Der Lander der nach der chinesischen Mondgöttin benannten Sonde Chang'e 5 hatte am 1. Dezember auf dem Mond aufgesetzt und gut zwei Kilogramm Material eingesammelt – sechsmal mehr als die Sowjetunion in den 1970er-Jahren. Das Rückkehr-Modul der Sonde brachte es nun zur Erde, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.

Schwierige Suche

Um 19:07 meldete die Nachrichtenagentur Reuters, unter Berufung auf chinesische Staatsmedien, dass die Kapsel sicher gelandet sei. Der Landepunkt liegt im Banner Siziwang, auch Dorbod genannt. "Banner" heißen die Verwaltungseinheiten, in die sich die große autonome Region Innere Mongolei im Norden Chinas gliedert.

Bergungstrupps mit Hubschraubern und Fahrzeugen, die mit starken Suchscheinwerfern ausgerüstet waren, starteten, um die Kapsel zu finden. Die Suche wurde durch die nächtliche Dunkelheit und harsches Winterwetter mit Schnee, Wind und Temperaturen von mehr als Minus 20 Grad erschwert. Die Kapsel ist auch nur ein Siebentel so groß wie bemannte chinesische Raumschiffe.

Zugleich war das Landegebiet 16-mal größer als sonst, weil man für die Kapsel die Methode des "hüpfenden Wiedereintritts" in die Erdatmosphäre verwendet hatte, um übermäßige Hitze und Schäden zu vermeiden. Die langgezogene Flugbahn erinnert dabei an einen im flachen Winkel über eine Wasseroberfläche geworfenen, hüpfenden Stein. Dadurch ist der Landepunkt schwerer vorherzusagen. Die Landezone war mit 21.000 Quadratkilometer.

Wenn alles nach Plan geklappt hat – und bisher sieht es danach aus – hat die Rückkehrkapsel rund zwei Kilogramm Mondgestein geladen.
Foto: EPA/REN JUNCHUAN/XINHUA

Hintergrund

Die Mission gilt als eine der schwierigsten in Chinas Raumfahrtgeschichte und ist zugleich eine Vorbereitung für eine geplante bemannte chinesische Mondlandung. Bemannte chinesische Raumschiffe sind allerdings siebenmal größer als die Kapsel. Auch ist das Landegebiet diesmal 16-mal größer als sonst, weil die Kapsel eine besondere Methode für den gefährlichen Eintritt in die Erdatmosphäre mit einer langgezogenen Flugbahn verwendet, um Hitze und Materialschäden zu vermeiden.

Der Lander von Chang'e 5 hatte in einem nach dem deutschen Astronomen Karl Rümker (1788-1862) benannten Vulkangebiet aufgesetzt, das im Ozean der Stürme liegt. Diese Region ist erst 1,2 Milliarden Jahre alt. Dagegen wird das Alter des Mondgesteins, das die USA und die Sowjetunion seinerzeit gesammelt hatten, auf 3,1 und 4,4 Milliarden Jahren geschätzt. Forscher warten daher gespannt auf dieses vergleichsweise junge Mondgestein, das neue Erkenntnisse über die vulkanische Aktivität und die Geschichte des Mondes liefern könnte.

Lieferkette: Nachdem das Aufstiegsmodul die Proben des Landers zur Muttersonde im Mondorbit gebracht hatte, machte sich diese auf den Weg zur Erde.
Foto: STR / China National Space Administration (CNSA) via CNS / AFP

Missionen zu Mond und Mars

China verfolgt ein ehrgeiziges Raumfahrtprogramm mit Missionen zum Mond und Mars sowie dem Aufbau einer eigenen Raumstation in den kommenden Jahren. Derzeit laufen ferner zwei Projekte: Im Jänner 2019 landete China als erste Raumfahrtnation mit "Chang'e 4" auf der relativ unerforschten erdabgewandten Seite des Mondes. Es wurde ein Rover ausgesetzt, der heute weiter die Oberfläche erforscht.

Auch ist die unbemannte Marssonde "Tianwen-1" (Fragen an den Himmel) gerade auf dem Weg zum "Roten Planeten". Seit dieser Woche ist das Raumschiff mehr als 100 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Im Februar soll es am Mars ankommen, um in den dann folgenden Wochen die Landung zu versuchen, die allerdings als viel riskanter gilt als Mondlandungen. Von 18 Landeversuchen auf dem Mars waren bisher nur zehn erfolgreich – allein neun durch die USA. (red, APA, 16. 12. 2020)