Die Frauenring-Vorsitzende Claudia Frieben fordert mehr soziale Absicherung für Frauen, vor allem alleinerziehende.

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Wien – Die Frauenring-Vorsitzende Klaudia Frieben hat am Mittwoch bei einer Pressekonferenz davor gewarnt, dass die Corona-Pandemie für Frauen zu einer "sozialen Pandemie" wird. Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit und die Mehrfachbelastung durch geschlossene Schulen prägten derzeit das Leben von Frauen, besonders betroffen seien die Alleinerzieherinnen. Diese seien von der Politik vergessen worden, kritisierten die im Frauenring zusammengeschlossenen Initiativen.

Maßnahmen zur Anhebung der Eigenpension

Zum Leben und zur sozialen Absicherung sind laut Frieben mehrere Maßnahmen dringend nötig. So soll das Arbeitslosengeld auf 70 Prozent angehoben werden und es für Alleinerzieherinnen den Familienbonus in voller Höhe von 1.500 Euro geben. Der Familienhärtefallfonds soll verlängert und die "Sozialhilfe neu" zurückgenommen werden. Zudem brauche es dringend Maßnahmen zur Anhebung der Eigenpension von Frauen wie die "massive Anhebung" der Kindererziehungszeiten und die kritische Überprüfung der Lebensdurchrechnung, die Frauen sehr benachteilige. "Die Politik hat die Verpflichtung, alle Menschen dabei zu unterstützen, dass sie würdig und selbstbestimmt leben können, und das gerade jetzt, damit die Corona-Krise nicht zur sozialen Pandemie wird", so die Frauenring-Vorsitzende.

"Alleinerzieherinnen sind die großen Verliererinnen der Krise", stellte auch Andrea Czak, Obfrau von FEM.A (Verein feministische Alleinerzieherinnen), fest. Corona habe die finanziellen Probleme für viele noch verschärft. "Die Regierung bietet hier keine Lösung für unsere Sorgen", so Czak. Der Verein FEM.A fordert daher unter anderem eine Kinderkostenstudie für einen zeitgemäßen Kindesunterhalt und eine staatliche Unterhaltssicherung, wenn der Vater nicht genügend oder gar keinen Unterhalt zahlen kann.

Kritik an Doppelresidenz-Regelung

Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser, erklärte: "Neben den existenziellen Zukunftsängsten kämpfen viele mit Schikanen seitens des gewalttätigen Partners in Verbindung mit Obsorgeregelungen und Besuchskontakten." Von den Behörden fühlten sich viele Frauen im Stich gelassen. Rösslhumer lehnt daher die geplante Doppelresidenz-Regelung strikt ab, ebenso eine automatische gemeinsame Obsorgeregelung. Der Verein AÖF fordert hingegen die Verankerung des Themas Partnergewalt in der Ausbildung der Justiz sowie eine verpflichtende Weiterbildung für Familienrichter, Gutachter, Kinderbeistände sowie Sozialarbeiter beim Amt für Kinder- und Jugendhilfe. (APA, 26.12.2020)