Viele neue Windräder braucht das Land, wenn Österreich bis 2030 bei der Stromproduktion zu hundert Prozent auf erneuerbare Energien setzen will.

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Der Strom, der aus Wind gewonnen wird, ist so gut wie gratis. Teuer ist die Errichtung der Windräder – etwas weniger fällt die Servicierung der Windkraftanlagen ins Gewicht. Um den vielfach erhobenen Vorwurf zu entkräften, Windenergieproduzenten kassierten unverhältnismäßig viel Förderung für Strom, der in der Herstellung quasi nichts koste, hat die Branchenvertretung bei der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien die Umwegrentabilität berechnen lassen.

Fazit der von Josef Baumüller, Assistent an der WU, erstellten Kurzstudie ist: "Für jeden Euro, der in die Windkraftförderung gesteckt wird, kann der österreichische Staatshaushalt mit über 1,60 Euro profitieren. Etwa die Hälfte der Förderung fließe allein durch Steuern und Abgaben seitens der Betreiber wieder an den Staat zurück. Weitere rund 15 Prozent kämen von der Zuliefer- und Dienstleistungsindustrie. Die Ersparnis sonst fälliger CO2-Zertifikate schlage mit weiteren 100 Prozent zu Buche, was in Summe einem Multiplikator von 1,65 entspricht.

Rückfluss eher noch höher

Grundlage der Berechnung war eine Vier-Megawatt-Anlage, die mit 2.600 Volllaststunden und dem derzeit noch geltenden Fördersatz von 8,12 Cent je Kilowattstunde betrieben wird – 13 Jahre lang mit garantiertem Einspeisetarif, danach bis zum Ende der angenommenen Laufzeit von 20 Jahren zu Marktkonditionen. Weil der Strompreis "eher konservativ" gerechnet wurde und die Laufzeiten zunehmend in Richtung 25 Jahre gingen, liege der tatsächliche Wert eher bei zwei als bei 1,65, vermutet Lukas Püspök, Chef des gleichnamigen Familienunternehmens, das augenblicklich drei Windkraftprojekte im Nordburgenland umsetzt. Das würde sogar auf einen doppelt so hohen Rückfluss der Fördermittel an den Staatshaushalt im Lebenszyklus einer Windkraftanlage hindeuten.

Verschärfte Klimaziele

Wie auch immer, der Ausbau der erneuerbaren Energien bekomme nicht zuletzt durch die in der Vorwoche von den EU-27 beschlossenen verschärften Klimaziele immer größere Relevanz, wobei auch der Zeitdruck steige, wie der Geschäftsführer der IG Windkraft, Stefan Moidl, in einer Pressekonferenz sagte. Allein der Windsektor müsse Planungen zufolge 2030 netto zehn Terawattstunden Strom zusätzlich erzeugen, damit das von Österreich angestrebte Ziel von (bilanziell) 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen 2030 erreicht werde. De facto müssten an die zwölf Terawattstunden, das sind zwölf Milliarden Kilowattstunden, dazugebaut werden, weil in den kommenden Jahren einige Altanlagen durch neue zu ersetzen sind.

Alle Bundesländer seien angehalten, an einem Strang zu ziehen, auch jene, wo derzeit noch kein Windrad oder wo nur wenige stehen, sagte Moidl. Das sind de facto alle außer Niederösterreich, Burgenland und der Steiermark. (Günther Strobl, 16.12.2020)