Einsam sitzend über Neuschnee fahren und zweibeinig stehend wedeln – das ist die sichere Variante im Corona-Winter.

Foto: heribert corn

Die Schneekanonen pfeffern aus allen Rohren. Warum und wozu, Pistenfahren ist derzeit doch gar nicht möglich? Selbst Schwünge im Neuschnee, von dem es vor Weihnachten so viel gibt wie schon lange nicht mehr, sind, wenn schon nicht verboten, so doch unerwünscht. Es könnte sich ja jemand verletzen und die mit Corona-Patienten überfüllten Intensivstationen noch zusätzlich verstopfen.

Sofern die Infektionszahlen nicht weiter in die Höhe schnellen, dürfte es bei der angekündigten Pistenfreigabe am 24. Dezember bleiben. Das ist so spät wie nie. Während Skigebiete in Italien (inklusive Südtirol) und Deutschland bis mindestens 10. Jänner geschlossen bleiben, soll Skifahren in Österreich, wenn auch nur in abgespeckter Form, gut zwei Wochen früher möglich sein.

Ski leihen und Kanten schleifen ist möglich

Abgespeckt heißt, dass sich das Skiangebot an Einheimische und Tagesgäste richtet. Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen bleiben bis Dreikönig geschlossen. Wer versucht, während der Weihnachtsfeiertage über Airbnb eine Bleibe zu buchen, riskiert hohe Strafen.

Einige Bergbahnen wollten deshalb trotz Betriebspflicht erst gar nicht aufsperren; der Betrieb mit Einheimischen und Tagesgästen allein rechne sich nicht, hieß es. Das trifft vor allem auf Skigebiete in Westösterreich zu, die überwiegend von deutschen und holländischen Urlaubsgästen leben. Wegen der dortigen scharfen Corona-Bestimmungen werden die Gäste in spe bleiben, wo sie sind. Selbst Tagesbesucher aus Bayern, auf die man vor allem in Tirol und Salzburg noch gehofft hat, werden zumindest bis 10. Jänner nicht zum Skifahren nach Österreich kommen. Erst dann endet der von Deutschland über Weihnachten verhängte scharfe Lockdown.

Großteil der Piste ab Tag eins befahrbar

Wie viele der gut 250 Skigebiete in Österreich sperren nun tatsächlich auf, und wie viele Aufstiegsanlagen werden in Betrieb sein? "Der überwiegende Teil", sagt Franz Hörl, Sprecher der österreichischen Seilbahnwirtschaft. Auch wenn nicht alle Lifte offen haben, so werde doch der Großteil der Pisten schon ab Tag eins befahrbar sein. Hörl: "Es wird ein fantastisches Angebot für die Einheimischen geben, inklusive Skiverleih und Skiservice."

Eine Skistation, die erst am 11. Jänner aufsperrt, liegt in der Tiroler Exklave Kleinwalsertal. "Wir sind ein länderübergreifendes Skigebiet mit sieben Skiräumen – drei auf deutscher, vier auf österreichischer Seite", sagt Jörn Homburg von der Kleinwalsertaler Bergbahn AG. "Wir haben uns dazu entschieden, überall die deutsche Regelung anzuwenden, weil wir die Ausnahmegenehmigung zum Thema Reisewarnung beim Robert-Koch-Institut nicht gefährden wollen." Die Saison gehe bis 3. Mai. Durch den verspäteten Start rechne man im heurigen Winter mit 20 Prozent Umsatzverlust.

Abstandsmarkierungen, halbe Kapazität

Gut gerüstet für den Saisonstart am 24. Dezember sieht man sich im Skigebiet Silvretta Montafon. "Wir haben alles Denkmögliche für die Sicherheit unserer Gäste gemacht", sagt Geschäftsführer Peter Marko. "Korridore geschaffen, gelbe Abstandsmarkierungen angebracht, Tafeln, Screens und Durchsagen organisiert, zusätzlich Mitarbeiter abgestellt, um auf die Einhaltung der Vorschriften zu achten. Auch die maximal vorgeschriebene Hälftebelegung von Gondeln und abdeckbaren Sesselliften wird kein Problem sein." Wirtschaftlich sei der heurige Winter aber sehr wohl ein Problem. Durch die bei 800.000 Euro gedeckelten Hilfen komme man als großes Unternehmen nicht weit.

Glück im Unglück könnten Skigebiete in Ostösterreich haben, wo Tagesgäste traditionell die größte Gruppe bilden. Das trifft auf den Semmering zu mit Hirschenkogel auf niederösterreichischer und Stuhleck auf steirischer Seite. Beide sind von Wien und Graz aus in etwa einer Stunde erreichbar. "Wir haben früh mit der Grundbeschneiung beginnen können, haben mit der Nachbeschneiung weitergemacht und bemühen uns, alle Pisten am 24. Dezember aufzusperren", sagt Fabrice Girardoni. Dessen Großvater hat 1959 den ersten Sessellift auf dem Stuhleck bauen lassen. (Günther Strobl, 17.12.2020)