Der französische Präsident wurde positiv auf das Coronavirus getestet.

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Wie es "für alle" gelte, begebe sich der französische Präsident für sieben Tage in Quarantäne, teilte der Elysée-Palast am Donnerstag mit. Nach ersten Symptomen war Emmanuel Macron am Vorabend positiv auf Covid-19 getestet worden. Er werde aber weiterarbeiten und "seine Aktivitäten aus der Distanz gewährleisten", versicherte der Pressedienst.

In Paris wirkte die Meldung dennoch "wie ein politisches Beben", sagte ein Kommentator in einer der vielen Einschaltsendungen der Fernsehkanäle. Der Staatspräsident verfügt in Frankreich über eine politische Machtfülle, deren Ausmaß erst dann deutlich wird, wenn er einmal ausfällt. Macron gilt zudem speziell als jemand, der sich um alles zu kümmern sucht; sogar Details der Corona-Krise managt er an regelmäßigen Sitzungen des "Rates zur Staatsverteidigung". Zu persönlichen Treffen und Reisen ist Macron nun nicht mehr in der Lage. Das ist hart für die internationalen Ambitionen des Präsidenten, der nächste Woche für zwei Tage in den Libanon reisen wollte.

Stellvertreter auch in Quarantäne

Stellvertreter hat der französische Staatspräsident nur auf dem Papier, so namentlich den Vorsteher der Nationalversammlung. Diesen Posten übt derzeit Richard Ferrand aus – doch er musste sich nun nach einem Treffen mit Macron am Dienstag ebenfalls in Quarantäne begeben. Auch Premierminister Jean Castex isolierte sich am Donnerstag als "Kontaktperson". Dasselbe tat Präsidentengattin Brigitte Macron.

Macron selbst soll nur "leichte Symptome" haben, wie inoffiziell aus dem Elysée verlautete. In Paris werden solche Angaben allerdings aus Erfahrung mit Vorsicht aufgenommen. Mehrere Staatschefs wie Georges Pompidou oder François Mitterrand hatten die Öffentlichkeit über den Verlauf ihrer Krankheit im Dunkeln gelassen.

Treffen mit diversen Spitzen Europas

Wer – oder wen – Macron angesteckt hat, ist unklar. Der Möglichkeiten sind viele. Seit einer Woche hatte der französische Präsident, der am kommenden Montag 43 Jahre alt wird, zahlreiche persönliche Treffen – zuerst beim EU-Gipfel in Brüssel, dann bei einem OECD-Jubiläumstreffen in Paris. Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez, der Macron dabei getroffen hatte, gab nun bekannt, dass er sich eine Woche lang in Quarantäne begebe. Auch der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, der sich am Montag mit Macron auf der gleichen Bühne aufgehalten hatte, isoliert sich freiwillig. Das geschieht aus Vorsicht, war doch Michel nicht eine direkte Kontaktperson. Dazu muss man eine Viertelstunde ohne Maske – etwa bei einem distanzlosen Essen – zusammen gewesen sein.

Für Frankreich ist die Ansteckung Macrons auch deshalb ein Schlag, weil darin zum Ausdruck kommt, wie schnell die Zahlen der täglichen Neuinfektionen – fast 18.000 an einem Tag – in Frankreich wieder steigen. Zuvor hatte die Regierung den Lockdown leicht gelockert. So können die Franzosen neu zwischen den Regionen verkehren, ohne eine Bescheinigung vorzuweisen. Auch zu Weihnachten dürfen sich die Französinnen und Franzosen frei bewegen; das Neujahrsfest wird hingegen wie in Deutschland abgesagt. Nachts gilt über in Frankreich eine strenge Ausgangssperre von 20 bis 6 Uhr.

"Nicht wichtig"

Anders als in Deutschland bleiben die Einkaufsläden und Schulen in Frankreich bis hin zu den Coiffeuren prinzipiell geöffnet. Die Absicht dahinter ist es, das Wirtschaftsleben vor einem Zusammenbruch zu bewahren. Doch Restaurants, Kinos, Theater und Museen bleiben geschlossen. Die Gastro- und Kulturbranche, die in Frankreich einen hohen Status genießt, jetzt aber als "nicht wesentlich" geschlossen bleibt, protestiert dagegen lauthals. Der bekannte Slam-Poet Grand Corps Malade drückt die Verzweiflung und Existenzangst vieler Kulturschaffenden und Köche mit dem erfolgreichen Song "Pas essentiel" (nicht wichtig) aus. (Stefan Brändle aus Paris, 17.12.2020)

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