Monika Vögele ist Generalsekretärin des Verbands der österreichischen Arzneimittelvollgroßhändler (Phago).

Foto: Phago

Bild nicht mehr verfügbar.

So sieht der Impfstoff von Biontech und Pfizer aus. In einer Phiole sind fünf Dosen.

Foto: ap

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat den Covid-19-Impfstoff von Biontech und Pfizer in der EU zugelassen. Nach der Zustimmung der EU-Kommission, die als sicher gilt, werden die ersten Dosen des Impfstoffs noch diese Woche geliefert – auch nach Österreich.

STANDARD: Welche Rolle hat der Pharmagroßhandel (Phago) bei der Verteilung der Impfstoffe?

Vögele: Der Bund ist der Eigentümer aller Corona-Impfstoffe. Wir als Großhändler verteilen die Impfstoffe so, wie es vom Gesundheitsministerium vorgegeben wird.

STANDARD: Wie genau läuft das ab?

Vögele: In dieser ersten Phase der Corona-Impfstoff-Verteilung sieht das so aus: Das Gesundheitsministerium vergibt an Verantwortliche in Pflege- und Altenheimen, dort wird ja zuerst geimpft, einen Zugang zum E-Shop der Bundesbeschaffungsgesellschaft (BBG), über die bestellt werden kann. Diese Bestellungen werden getätigt, und daraufhin werden die Impfstoffe von uns – über unsere jeweils zwei bis drei Standorte pro Bundesland – an die Pflegeheime geliefert.

STANDARD: Wie sehen diese Lieferungen aus?

Vögele: Pfizer liefert den Impfstoff in Boxen, sogenannten Thermal Shippers, in denen mit Trockeneis die Kühlung auf minus 80 Grad gewährleistet wird. Außerdem befinden sich darin ein GPS-Sender, der den Transportweg überwacht, und ein Temperaturlogger, der die Temperatur ständig aufzeichnet. Sollte diese Überwachung eine Abweichung aufzeigen, löst das eine Alarmmeldung beim Versender aus. Falls das passiert ist, würden wir die Lieferung auch nicht mehr entgegennehmen.

STANDARD: In welcher Form befindet sich der Impfstoff in diesen Boxen?

Vögele: Ein Thermal Shipper besteht aus fünf Trays – das sieht ungefähr so aus wie fünf übereinandergestapelte Pizzakartons. Die Flüssigkeit selbst, also der Impfstoff an sich, wird in sogenannten Phiolen transportiert, das sind kleine Fläschchen, in denen sich jeweils fünf Dosen des Impfstoffs befinden. In jedem Tray sind 195 Phiolen. Diese dürfen nur stehend transportiert werden, daher gibt es dafür spezielle Behälter. In unseren Standorten werden diese Thermal Shippers dann übernommen und die Impfstoffe in sogenannten Ultra-Freezern gelagert.

STANDARD: Wann kommen wie viele Dosen nach Österreich?

Vögele: Diese Woche bekommen wir zwei dieser Thermal Shippers, also insgesamt 9.750 Impfstoffdosen. Mit speziellen Lieferwagen liefert Pfizer die Impfstoffe aus Brüssel an. Es wird dann laufend und wöchentlich größere Lieferungen geben, sodass die Impfungen in Alten- und Pflegeheimen großflächig in der ersten Jännerhälfte starten können.

STANDARD: Wie ist der zeitliche Ablauf einer Lieferung an eine Impfstelle?

Vögele: Angenommen, ein Pflegeheim in Mistelbach will am Dienstag impfen. Eine Woche zuvor setzt der Impfverantwortliche des Heimes die Bestellung ab. Montagfrüh würde der nächstgelegene Standort des Großhandels die Impfstoffe ein paar Stunden lang auftauen, bis sie eine Temperatur von zwei bis acht Grad erreicht haben. Ab dann werden die Impfungen auch mit einem Zeitstempel versehen, denn sobald sie aufgetaut wurden, bleiben 120 Stunden Zeit, in denen sie verabreicht werden können. Am Montagnachmittag würde die Ware dann gekühlt ins Pflegeheim geliefert und dort bis zur Impfung in einem Kühlschrank aufbewahrt. Natürlich liefern wir auch alles mit, was es zur Impfung braucht – Kochsalzlösung, Spritzen, Impfkärtchen und die Gebrauchsinformation.

STANDARD: Pflegeheime und später Spitäler und Apotheken brauchen also keine Kühlmöglichkeit auf minus 80 Grad?

Vögele: Nein, ein gewöhnlicher Kühlschrank reicht für diese erste Impfung. Sie ist für Pflegeheime und Impfstraßen gedacht, wo die bestellten Dosen sicher innerhalb der 120 Stunden verabreicht werden können. Im Zweifelsfall ist es besser, kleinere Mengen zu bestellen, denn wir können schnell nachliefern. Später wird es jene Impfstoffe wie den von Astra Zeneca, der in einem Kühlschrank auch bis zu sechs Monate gelagert werden kann, auch in Apotheken geben. Hier wird in zwei bis drei Monaten, wenn die breite Masse geimpft wird und wir Millionen Impfdosen bekommen, ein ganz anders Handling möglich sein, dann können auch Ärzte über die Apotheken Impfstoffe beziehen. Derzeit konzentrieren wir uns aber sehr auf die ersten Wochen und jene Impfstoffe, die ganz gezielt geliefert und rasch nach dem Auftauen verimpft werden müssen.

STANDARD: Wie gut ist der Großhandel auf den zusätzlichen Aufwand vorbereitet?

Vögele: Alle Standorte haben aufgerüstet, sowohl technisch als auch personell. Es gibt zusätzliche Ultra-Freezer und mehr Transportmöglichkeiten, denn die Auslieferung der Impfstoffe kann nicht im Routinebetrieb mit den Apothekenlieferungen mitlaufen. Wir haben hier vorgearbeitet.

STANDARD: Bei der Grippe-Impfung wird immer kritisiert, dass es keine zentrale Stelle gibt, die einen Überblick über Verfügbarkeit und Nachfrage hat. Wie wird das bei der Corona-Impfung sein?

Vögele: In diesem Fall kommt alles aus einer Hand. Da der Eigentümer jeder einzelnen Dosis die Republik ist, wird es beim Bund auch einen Überblick geben. Jede Bestellung läuft ja über das Ministerium beziehungsweise die BBG, dort laufen auch die Lagerstandsmeldungen zusammen. Unsere Standorte melden dreimal wöchentlich, wenn nötig auch täglich, den Lagerstand. Das Ministerium kennt dadurch täglich den aktuellen Stand – sowohl was die Verfügbarkeit der Impfung betrifft, als auch welche Institution wie viele Impfstoffe bestellt oder nachgefragt hat. (Bernadette Redl, 21.12.2020)