Neben warm leuchtenden Lampen gibt es leider auch jene in allen Farben, die noch dazu oft wild blinken.

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Heller, greller und früher dran – mit diesen Attributen lässt sich beschreiben, wie die Wiener heuer an das Thema Weihnachtsbeleuchtung herangehen. Geht es nur mir so? Oder ist heuer irgendwie alles extremer? Plötzlich reicht nicht mehr eine Lichterkette, es müssen mindestens drei sein – dazu leuchtende Rentiere, Weihnachtsmänner, Vorhänge aus Lichterketten oder Lichterschweife (ja, ich musste auch erst googeln, was das überhaupt sein soll).

In unserer Wohnhausanlage scheint sich ein richtiger Wettkampf entwickelt zu haben. Leider legt niemand die Spielregeln fest – und so gibt es neben dezent und warm leuchtenden Lämpchen leider auch jene, die in allen Farben bunt blinken. Für das Auge und die Nerven ist das nur schwer erträglich.

Die vermeintlichen Gewinner der Kitschparade wohnen in der Nachbarstiege im Dachgeschoß. Die Terrasse wird geschmückt von mehr als 15 Lichterketten in Grün, Gelb, Rot, Pink und Blau, die natürlich abwechselnd blinken. Dazu wirft ein LED-Projektor Motive aller Art an die Wand – Sterne, Schneeflocken, was das Herz begehrt.

Dinner im Dunkeln

Doch die Liebe zur Beleuchtung scheint auch Opfer zu fordern. Beim letzten Abendspaziergang, also quasi dem Reportageausflug für diese Zeilen hier, ist uns aufgefallen: Die Bewohner dieser Lichterbude essen im Dunklen zu Abend – nur eine kleine Kerze erleuchtet dabei das Zimmer. Nun, womöglich haben sie es gerne romantisch, oder vielleicht erstrahlt auch der Raum durch die Beleuchtung von draußen so hell, dass ein zusätzliches Licht gar nicht nötig ist. Oder aber, und diese Theorie scheint mir am plausibelsten: Die Stromrechnung ist ob der Liebe zur bunt blinkenden Weihnacht schon so hoch, dass nun eben an anderer Stelle gespart werden muss und lieber im Dunklen diniert wird. (Bernadette Redl, 18.12.2020)