Mit Negativtests sollen sich Menschen künftig vom Lockdown befreien können.

Foto: APA/Erwin Scheriau

Testen, testen, testen. Impfen, impfen, impfen. Die Auswege aus der Corona-Krise sind klar definiert, und dennoch haben die Lösungen ihre Schwächen. Die Massentests brachten bekanntlich nicht den erhofften Zulauf, Impfen ist – trotz aller Fortschritte – für die breite Bevölkerung Zukunftsmusik. Was kann also abseits von Lockdowns helfen? Freitesten, meint Harald Mahrer.

Ob Gasthaus-, Kino- oder Theaterbesuch, einkaufen oder in die Oper gehen. "Die Leute würden sich testen lassen, wenn sich dafür ins Wirtshaus gehen dürfen", ist der Chef der Wirtschaftskammer überzeugt. Im Unterschied zu einem finanziellen Anreiz, der ja auch überlegt wird. Von Gutscheinen oder anderen Boni fürs Testen hält der Kammermann nichts.

Kein Zwang

Als Zwang sieht das Mahrer nicht, sondern als Anreiz, auch wenn sein Vorstoß nicht überall auf Begeisterung stoßen werde, wie er meint. Immerhin habe nach diesem Vorschlag jeder die Wahlfreiheit. Auch verfassungsrechtlich wäre das Freitesten unbedenklich, meint der Kammerpräsident. "Man kann Gleiches gleich, Ungleiches ungleich behandeln."

Harald Mahrer sorgt sich um die Freiheit der Menschen.
Foto: APA/Klaus Techt

Für Mahrer wäre das ein konstruktiver Schritt, um den Grundfreiheiten wieder zum Durchbruch zu verhelfen. Immerhin seien die Menschen "semi-eingekerkert", wie er vor Journalisten ausführte. Am leichtesten wäre eine auf Negativtests beruhende Öffnung digital zu bewerkstelligen. "Bei den Tracing-Apps muss noch was kommen", meint Mahrer. Da habe die öffentliche Hand die Hausaufgaben nicht gemacht. Eine breit angelegte Strategie, bei der Corona-Negative vom Lockdown ausgenommen werden, sei mit Zettelwirtschaft kaum zu administrieren.

Mehr App

Mahrer verweist dabei auf seiner Ansicht nach erfolgreiche Modelle in Asien, beispielsweise Singapur, wo es überhaupt nie zu größeren Sperren von Geschäften und anderen Beschränkungen gekommen sei. Die effiziente Nachverfolgung und Absonderung von Covid-Erkrankten sei dort vor allem dank der digitalen Möglichkeiten gelungen.

Anders sieht Mahrer die Lage beim Impfen. Für ungeimpfte Personen Einschränkungen zu verhängen sei keine Option. Allein schon, weil die Vakzine nicht ausreichend zur Verfügung stehe. Man müsse vielmehr Vertrauen in die Impfstoffe schaffen, findet der Chef der Wirtschaftskammer.

Handel ist skeptisch

Die heimischen Händler sehen Mahrers Vorstoß und die entsprechenden kolportierten Regierungspläne kritisch. Sollte es tatsächlich zu einer De-facto-Testpflicht ab 18. Jänner kommen, um am öffentlichen Leben teilhaben zu können, wie dies aktuelle Medienberichte kolportieren, stellt der Handel klar, dass er hierfür nicht die Kontrollfunktion übernehmen kann.

"Wir halten derartige Negativanreize für wenig sinnvoll und eine Testpflicht als Voraussetzung für den Zutritt in die Geschäfte für kontraproduktiv. Vor allem ist völlig unklar, wie das überhaupt kontrolliert werden sollte. Sinnvoller wäre ein Positivanreiz in Form von Einkaufsgutscheinen für alle, die sich freiwillig testen lassen", appelliert Rainer Will an die Politik. (as, 18.12.2020)