Ein Schulbeginn für alle im Distanzmodus steht im neuen Jahr bevor. Am 7. Jänner geht's los, daheim, am 18. sollen alle Schülerinnen und Schüler wieder in die Schulen dürfen.

Foto: Frank Robert

Wien – Das neue Jahr beginnt für die Schülerinnen und Schüler, aber auch die Lehrerinnen und Lehrer "normal". Nämlich wie in früheren Jahren am 7. Jänner nach den Feiertagen. Das ist aber auch schon das einzig "Normale" am Schulbetrieb in Zeiten des dritten Lockdowns, in den das Land geschickt wird. "Jetzt definitiv: Die Schule beginnt am 7. Jänner", verkündete Bildungsminister Heinz Faßmann am Samstagvormittag.

Der eine Zeitlang herumgeisternde 11. Jänner als Starttermin, damit in den Tagen davor eine Corona-Massentestung der Schülerinnen und Schüler durchgeführt werden kann, hat sich ja erübrigt, weil es diese Massentests nicht geben wird. Zumindest sind sie jetzt nicht geplant.

Was also ist der Plan der Regierung? Wie sieht die Post-Lockdown-Phase für Schulen und Kinder konkret aus?

  • Schulbeginn 1 und 2: Am Donnerstag, 7. Jänner fängt die Schule wieder an – für alle, und zwar im Distance-Learning. Elf Tage bzw. sieben Schultage später soll es dann wirklich und "richtig" losgehen: Alle Schülerinnen und Schüler sollen wieder in die Klassen zurückkehren und Präsenzunterricht bekommen. Das ist dem Bildungsminister auch besonders wichtig, sagte er doch: "Wir brauchen die Präsenzlehre als Kern der Schule, Distance-Learning ist die Ergänzung."
  • Schulen bleiben offen: So wie im vergangenen Lockdown bleiben die Schulen auch diesmal wieder offen – auch für die Oberstufen, sagte Faßmann: "Alle, die Betreuung brauchen, können kommen." Wer während der Distance-Learning-Phase von 7. bis 18. Jänner Betreuung oder Unterstützung beim Lernen braucht, darf also wieder in die Schule kommen. Es werde dort aber "keinen Präsenzunterricht geben", denn das würde "den Lockdown konterkarieren", betonte der Minister.
  • Kindergärten bleiben offen: Das gilt auch für die Kindergärten, auch dort ist der Betrieb prinzipiell gesichert. Formal wird das verpflichtende Kindergartenjahr ausgesetzt, weil das ja der Idee der Pandemiebekämpfung widersprechen würde, Kinder jetzt zum Kindergartenbesuch zu verpflichten. Generell gilt daher auch, wurde im Bildungsministerium betont: "Alle Kinder, die zu Hause betreut werden können, bleiben auch zu Hause."
  • Fokus auf Oberstufen: Für die Schülerinnen und Schüler der Oberstufenklassen, die nun schon seit Anfang November im Distance-Learning sind, gibt es die Regelung, dass sie an den Schulstandort geholt werden können, etwa um Schularbeiten zu schreiben und darauf vorbereitet zu werden. Vor allem für Abschluss- und Einstiegsklassen sollte das genützt werden. Dabei dürfen aber nur maximal 50 Prozent der Schülerinnen und Schüler in der Schule anwesend sein, um die Abstandsregeln auch zu garantieren. Wer von den Schülern "zurückgeholt" wird, entscheiden Lehrerinnen und Lehrer mit der Direktion.
  • Ferien bleiben Ferien: An der formalen Struktur der Ferien, aber auch an der Schulnachricht, dem Zeugnis vor den Semesterferien, soll nicht gerüttelt werden. "Semesterferien wird es geben, und die Sommerferien wird es auch geben", sagte Faßmann. Niemand will derzeit eine Feriendiskussion anzetteln, auch der Bildungsminister nicht: "Ich verstehe den Wunsch nach einer gewissen Planbarkeit, aber in Zeiten wie diesen beginne ich jetzt sicherlich keine Sommerferiendiskussion." Außerdem gebe es ohnehin die "bewährte" Sommerschule.

    Auch wenn ihn eine Woche weniger Präsenzunterricht "stört" und die Zeit bis zum Notenschluss "knapp" sei, hätten die Schülerinnen und Schüler ja trotzdem "etwas geleistet, und das soll auch dokumentiert werden". Zudem seien "formale Strukturen wichtig", darum wird es auch Semesterferien wie immer geben.

    Wie DER STANDARD erfahren hat, gab es im Kanzleramt kurz, aber wirklich nur ganz kurz, die Überlegung, die Semesterferien vielleicht zu streichen, "aber das war sofort wieder vom Tisch", berichtet ein Insider. Stichwort Tourismusinteressen. Aber auch sonst ist die Feriendebatte ein heikles Gebiet, wie auch die Vorsicht des Bildungsministers bei dem Thema zeigte. Faßmann sagte auch ganz offen zu einer möglichen Sommerferiendiskussion: "Ich lade alle, auch Landeshauptleute, die meinen es sollte eine Verkürzung geben, ein, an unserer Sommerschule teilzunehmen." Zuvor hatte der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) eine Verkürzung der Sommerferien gefordert. Faßmanns Konter: "Macht das auch. Nützen wir die Sommerschule" – und lassen wir die Sommerferien Sommerferien (fast) wie früher sein.
  • Freiwilliger Ergänzungsunterricht in Semesterferien: Die im Corona-Jahr zwangsläufig entstandenen Lernrückstände sollen auf freiwilliger Basis in einem "Ergänzungsunterricht" in den Semesterferien zumindest teilweise abgefangen werden. Freiwillig für Kinder, aber auch Lehrkräfte. Wer will, kann sich dafür melden und bekommt diese Mehrarbeit natürlich finanziell abgegolten. Auch Lehramtsstudierende werden dafür wieder angesprochen und sollen via Sondervertrag in den Semesterferien als Aushilfslehrende aktiv werden können.
  • 100 Millionen Euro für Förderprogramm ab Sommersemester: Um den entstandenen zusätzlichen Lernbedarf decken zu können, wird ab dem Sommersemester ein umfangreiches Förderprogramm etabliert, für das Faßmann mindestens 100 Millionen Euro verspricht, darunter auch Mittel der EU. Das entspreche seiner "Vorstellung einer kompensatorischen Politik", sagte Faßmann. Die Plätze in der im vergangenen Sommer erstmals angebotenen Sommerschule sollen damit verdoppelt werden. Außerdem verwies Faßmann auf die bereits präsentierte Initiative weiterlernen.at.

    Etwas weniger klar waren die Aussagen zur künftigen Teststrategie in den Schulen. "Je häufiger, umso besser", sagte Faßmann zu Lehrertestungen. Die Pädagoginnen und Pädagogen hätten mit einer Teilnahmerat von 72 Prozent an den Massentests ohnehin schon eine sehr hohe Verantwortung bewiesen. Mehrmals in der Woche werde "wenig Sinn" machen, "aber sicher sinnvoll" seien wöchentliche Testungen. Das aber sei auch abhängig von der Infrastruktur, immerhin gehe es im Schul- und Kindergartenbereich um die 200.000 Personen (Lehrkräfte, Elementarpädagoginnen, Verwaltungspersonal etc.). Darum sei eine "niederschwellige, dezentrale Testinfrastruktur" das Ziel, mit dem auch "Akzeptanz erreicht werden soll".

Hoffen auf baldige Selbsttestungen und kein Freitesten vom Unterricht

Faßmann hofft auf die (noch nicht, aber hoffentlich bald zertifizierten) Antigentests, die "Richtung Selbsttestung" gehen, also keinen komplizierten Nasen-Rachen-Abstrich erfordern, sondern im unteren Nasenabschnitt selbst eingesetzt werden können. Diese einfachen Tests sollten "in absehbarer Zeit" kommen.

Was ist mit den Schülerinnen und Schülern? Müssen sie sich für die Schule auch "freitesten" lassen wie etwa für Gastro- und Handelsbesuche ab 18. Jänner, oder dürfen sie auch ohne negativen Test in die Schule kommen? "Klares Ja!", sagte Faßmann auf diese Frage. Es wird keine Testpflicht für einen Schulbesuch geben. Es wäre ja auch einigermaßen absurd, wenn Schülerinnen und Schüler sich vielleicht mit Absicht nicht testen lassen, weil sie im Gegenzug nicht in die Schule müssen. Die Maske bleibt allerdings fixer, verpflichtender Alltagsgegenstand auch in den Schulen, so wie die mittlerweile hinlänglich bekannten Hygieneregeln.

"Ein vertretbarer Beitrag"

Grundsätzlich sagte Faßmann zum dritten Lockdown, in den auch die Schulen geschickt werden: "Als Bildungsminister hält sich meine Begeisterung für eine Woche Distance-Learning in Grenzen, aber die sozialen Kosten sind diesmal geringer", weil der Lockdown großteils zu einer Zeit stattfinde, in der die Schulen ohnehin Weihnachtsferien hätten. "Es ist ein vertretbarer Beitrag, um die hoffnungsgebende Phase der Impfung zu erreichen."

Gegenrechnungen der Art, dass zwar Skilifte öffnen dürfen, die Schulen aber zum Distanzmodus verpflichtet werden, lehnt Faßmann ab: "Man sollte diese Maßnahmen nicht gegeneinander ausspielen. Sie haben beide ihre Logik." (Lisa Nimmervoll, 19.12.2020)