Weihnachtsgottesdienst im Vorjahr im Petersdom in Rom: Die traditionelle Mette würden 30 Prozent vermissen.

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Heuer findet Weihnachten ohne Weihnachtsmarkt statt.

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Linz – Mehr als ein Drittel der Familien will an den kommenden Feiertagen "die wegen der Corona-Krise auferlegten Beschränkungen nicht ganz streng einhalten". Das geht aus der heurigen Weihnachtsumfrage des Linzer Market-Instituts für den STANDARD hervor. 803 repräsentativ ausgewählte Personen wurden online und in Face-to-Face-Interviews verschiedene Aussagen zum Fest vorgelegt – einige davon griffen als Vergleich die Osterumfrage des heurigen Jahres auf.

Vor dem Osterfest bekundeten 82 Prozent, dass sie die Beschränkungen einhalten würden, nun ist diese Bereitschaft nur noch bei 63 Prozent gegeben. Besonders die Befragten unter 30 zeigen wenig Lust, die Regeln einzuhalten, da ist jeder Zweite geneigt, davon abzuweichen. Personen, die sich als in der Kirche engagiert bezeichnen, nehmen die staatlichen Regeln dagegen besonders ernst.

Weihnachtsgottesdient gehört dazu

Dabei ist es gerade diese Gruppe, die Einschränkungen des kirchlichen Lebens überdurchschnittlich deutlich spürt. Zum Zeitpunkt der Befragung in den ersten Dezembertagen war noch nicht sicher, ob man zur Christmette gehen darf – in der Gesamtbevölkerung sind es drei von zehn Befragten, die der Aussage zustimmen: "Die Teilnahme am Weihnachtsgottesdienst wird mir heuer abgehen, wenn er Corona-bedingt abgesagt werden sollte."

Market-Institutsleiter David Pfarrhofer will dies aber nicht überbewerten: "Das heißt nicht, dass 30 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher wirklich am Heiligen Abend in die Kirche gehen wollen – aber dass solche traditionellen Feiern stattfinden, ist auch denen wichtig, die nicht teilnehmen. Und das gilt in allen Altersgruppen – in kleinen Gemeinden und bei ÖVP-Wählern allerdings besonders stark."

Frauen und junge Befragte leiden

Ähnlich wie vor Ostern sagen 62 Prozent, dass sie traurig sind, "dass wir Weihnachten wegen der Corona-Krise nicht wie üblich feiern können". Bei Frauen schlagen sich die Einschränkungen deutlich stärker aufs Gemüt als bei Männern – und wieder sind es vor allem Befragte zwischen 16 und 30, die besonders unter den Einschränkungen leiden.

Pfarrhofer weist darauf hin, dass sich die österreichische Bevölkerung dem Christentum weitgehend entfremdet hat: "Für die Mehrheit der Bevölkerung ist die spirituelle Bedeutung von Weihnachten vor allem, dass es ein 'Fest des Friedens' ist, materielle Geschenke sind wichtiger als Beten. Für rund ein Drittel der Befragten hat Weihnachten gar keine religiöse Bedeutung – dieser Wert ist seit Jahren ähnlich hoch. Für eine Zunahme der Religiosität in der aktuellen Krise sehe ich keine Indikatoren."

Drei Könige und Engel

Viele der Meinungen über Weihnachten sind vielmehr seit Jahren innerhalb geringer Schwankungsbreiten unverändert. 79 Prozent sehen Weihnachten als Geburtstag von Jesus Christus; 69 Prozent glauben, dass die Heiligen Drei Könige dem Jesuskind gehuldigt haben, und nur bei der Behauptung, dass Engel die Ankunft des Erlösers verkündet hätten, gibt es von 2018 auf heute einen Rückgang: Vor zwei Jahren glaubten das noch 61 Prozent, jetzt sind es 51 Prozent.

Dass Jesus nie gelebt habe und bloß eine literarische Figur sei, glauben 25 Prozent, dies liegt im oberen Bereich der langjährigen Ergebnisse in diesem Punkt der Befragung. Besonders verbreitet sind die Zweifel am Leben und Wirken Jesu in der städtischen Bevölkerung. (Conrad Seidl, 21.12.2020)