Richard Schmitt startet 2021 nach "Heute", "Krone" und "Oe24" als Chefredakteur ein neues Digitalmedium.

Foto: APA/HANS PUNZ Illustration: Armin Karner

Richard Schmitt im Etat-Fragebogen zur Medienprognose 2021

Was erwarten Sie von 2021 für Österreichs Medienbranche? Was sind Ihre Hoffnungen und Wünsche, was Ihre Befürchtungen? http://derStandard.at/Etat hat Medienmanager*innen, Journalist*innen sowie Expert*innen aus Österreichs Medien- und Kommunikationsbranche und -wissenschaft mit einem Online-Fragebogen um ihre Beiträge gebeten.

Sie konnten wählen, ob sie namentlich antworten, wenn wir sie zitieren dürfen, oder anonym. Die namentlich beantworteten Fragebögen veröffentlichen wir nun in den nächsten Tagen.

"Fast alles, was zu befürchten war, ist 2020 bereits eingetreten."

Hier die Prognosen von Richard Schmitt, der 2021 als Chefredakteur mit der ÖVP-nahen Juristin Eva Schütz als Herausgeberin ein neues Digitalmedium gründet:

Was kommt 2021 auf die Medienbranche zu? Bitte verraten Sie uns Ihre Erwartungen über Entwicklungen, Herausforderungen ...!

"Der Digitalisierungsprozess wird in der fortwährenden Corona-Krise beschleunigt, die schwerfälligen Papierdinos am Medienmarkt treiben noch schneller Richtung Untergang."

Was sollte 2021 (aus Ihrer Sicht auf die Medienbranche) geschehen? Bitte verraten Sie uns Ihre Hoffnungen (und warum Sie darauf hoffen)!

"Gründung neuer Medienhäuser mit Schwerpunkt Online-News und TV. Dazu konkrete Förderung der digitalen Formate, verknüpft mit Qualitätskontrolle durch einen neuen objektiven Beirat im Medienstaatssekretariat und mit der Anzahl an Arbeitsplätzen."

Was sollte 2021 (aus Ihrer Sicht auf die Medienbranche) nicht passieren? Bitte verraten Sie uns Ihre Befürchtungen (und warum Sie das befürchten)!

"Fast alles, was zu befürchten war, ist 2020 bereits eingetreten."

Wie werden sich Covid-19, die Pandemie und die Maßnahmen dagegen auf die Medienbranche auswirken – 2021 und, wenn Sie das erwarten, auch in den Jahren danach?

"Die Pandemie wird den Trend zu digitalen Medien beschleunigen, die Gratiszeitungen in Papierform verlieren massiv an Bedeutung (weniger Menschen in den Öffis, digitale News schneller als altes Papier). Generell wird das schwer beschädigte Geschäftsmodell mit Papier nur mit immensen Förderungen weiterhin zu betreiben sein. Die Einstellung von Titeln am Magazinmarkt ist ebenfalls zu erwarten."

"Es wird sich jemand finden, der ein bisserl brav ist"

Weitere Prognosen Schmitts zu unseren Detailfragen im Überblick:

  • Zur Bestellung des ORF-Generals und der übrigen ORF-Führung 2021 erklärt Schmitt: "Es wird sich jemand finden, der ein bisserl brav ist." Zugleich kreuzt er bei der Frage nach Alexander Wrabetz' Wiederwahl "sollte kommen" an.
  • Was bekommt die übrige Medienbranche nach Ihren Erwartungen, wenn die Onlineregeln für den ORF deutlich gelockert werden (ORF-Digitalnovelle 2021)? Schmitt, sehr direkt: "Eine staatlich noch stärker geförderte Konkurrenz zu allen anderen Mitbewerbern."
  • Eine Haushaltsabgabe oder eine GIS-Gebühr auch für Streaming kommentiert Schmitt mit "Bitte nicht".
  • Qualitätskriterien und die Teilnahme an einer Branchenselbstkontrolle wie dem Presserat sollte eine Bedingung für Medienförderung sein, gibt Schmitt im Fragebogen an. Qualitätskriterien für Inserate öffentlicher Stellen indes fallen für ihn in die Kategorie "Bitte nicht".
  • Bei welchem Medium der Presserat 2021 wohl die meisten Verletzungen des Ehrenkodex der österreichischen Presse feststellen wird, ist indes für Schmitt "einfach nicht von Bedeutung".
  • Welche Medien könnte es Ende 2021 nicht mehr geben? "Änderungen am Magazin-Markt" erwartet Schmitt. Und: "Die 'Wiener Zeitung' hat in ihrer jetzigen Form keine Daseinsberechtigung mehr."
  • "Neue Medienprojekte im Digitalbereich werden in die Lücke stoßen, die reformunwillige österreichische Verlagshäuser bieten." Eines davon wird, wie inzwischen bekanntgegeben, Schmitt redaktionell leiten.
  • Der "Krone"-Gesellschafterstreit sollte nach Ansicht Schmitts 2021 gelöst werden, ebenso sollten "Heute" und "Österreich/Oe24" wieder ihre Auflagezahlen veröffentlichen.
  • "Er wird es künftig schwer haben, Mitarbeiter zu finden", erklärt Schmitt zu Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz' Medienaktivitäten.
  • Schmitt rechnet 2021 mit einem Informationsfreiheitsgesetz.
  • Seine Prognose für den journalistischen Arbeitsmarkt: "Der Druck auf junge Berufseinsteiger wird noch größer. Viele Kollegen über 53 werden ebenfalls einen erhöhten Druck verspüren."
  • Schmitt zu Angriffen auf Journalisten und Journalistinnen: "So ist die Social-Media-Blase eben. Wer das zu ernst nimmt, ist selbst schuld. Bei Demos gab's in Österreich meines Wissens noch keine Vorfälle."

(Harald Fidler, Daniela Yeoh, 22.12.2020)