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Um einen neuen Corona-Virusstamm einzudämmen, hat das niederländische Regierungskabinett ein Aussetzen des Flugverkehrs mit Großbritannien beschlossen.

Foto: AP / Matt Dunham

Wien/Amsterdam/London – Nach der Entdeckung einer neuen Variante des Coronavirus in Großbritannien wird Österreich ein Landeverbot für Flüge aus Großbritannien aussprechen. Das kündigte am Sonntag nach dem Gesundheitsministerium auch das Außenministerium an. "Rasche Maßnahmen sind in dieser gefährlichen Situation das Gebot der Stunde", ließ Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) wissen, Österreich werde daher ein Landeverbot für alle Flüge aus Großbritannien verhängen.

"Einschneidende Maßnahme" zum Schutz der Bevölkerung

"Wir müssen mit allen Mitteln verhindern, dass diese gefährliche Virus-Mutation zu uns eingeschleppt wird", argumentierte Schallenberg in einer Mitteilung. "Wir haben Großbritannien bereits darüber informiert, dass wir zum Schutz unserer Bevölkerung diese einschneidende Maßnahme treffen müssen. Auch andere europäische Länder, wie die Niederlande, Belgien und Italien, haben heute bereits ähnliche Schritte gesetzt. Die Mutation zeigt die große Gefahr, die weiterhin von diesem Virus ausgeht."

Zuvor hatten schon die Niederlande Flüge aus Großbritannien verboten, auch Belgien kappte die Verkehrsverbindungen ins Vereinte Königreich. Auch Italien will Flüge aus Großbritannien nicht mehr landen lassen, berichtet die BBC. Deutschland stoppt am Sonntag um Mitternacht den Flugverkehr nach Großbritannien und Südafrika, Bulgarien ebenso. Frankreich will den gesamten Verkehr mit Großbritannien für 48 Stunden aussetzen. Griechenland verlängert die Quarantäne für Einreisende aus Großbritannien von drei Tagen auf eine Woche.

Mittlerweile haben auch die Schweiz, die Türkei, Rumänien, Litauen, Lettland, Estland, Tschechien, der Iran, Saudi-Arabien und Kuwait angekündigt, keine Flugzeuge aus Großbritannien mehr landen lassen zu wollen.

Derzeit gebe es bereits strenge Auflagen, betonte das Gesundheitsministerium in Wien: Großbritannien wird als Staat mit erhöhtem Infektionsrisiko angesehen, weshalb für Einreisende eine Quarantänepflicht gilt. Ein Freitesten aus der zehntägigen Quarantäne ist frühestens nach dem fünften Tag möglich.

Niederlande: Flugverkehr bis 1. Jänner verboten

Die Niederlande verhängten am frühen Sonntagmorgen ein Verbot des Flugverkehrs mit Passagieren aus dem Vereinigten Königreich zunächst bis zum 1. Jänner. Auf dem Flughafen Amsterdam-Schiphol kam es am Sonntag zu Ausfällen von Verbindungen von und nach London, wie der internationale Flughafen am Sonntag auf seiner Internetseite mitteilte. Schiphol ist ein wichtiges Drehkreuz in Westeuropa.

Das Institut für Umwelt und Gesundheit RIVM habe empfohlen, die Einschleppung dieses Virusstammes aus dem Vereinigten Königreich so weit wie möglich zu begrenzen, indem die Reisebewegungen aus dem Vereinigten Königreich so weit wie möglich eingeschränkt oder kontrolliert würden. Auf dieser Grundlage habe das Kabinett den Beschluss gefasst, den Flugverkehr auszusetzen.

Bereits Anfang Dezember sei bei einer Stichprobe in den Niederlanden ein Virus mit der im Vereinigten Königreich beschriebenen Variante identifiziert worden, hieß es weiter. Nach der Meldung aus Großbritannien werde dieser Fall weiter untersucht und geprüft, wer betroffen sei, wie es zu der Infektion gekommen sei und ob verwandte Fälle bekannt seien.

Belgien kappt Flug- und Zugverbindungen

Auch Belgien kappt die Flug- und Zugverbindungen aus Großbritannien ab Mitternacht, kündigte ein Regierungsvertreter in Brüssel am Sonntag an. Regierungschef Alexander De Croo sagte im Fernsehsender VRT, die Aussetzung der Flug- und Zugverbindungen werde für mindestens 24 Stunden gelten. In Deutschland wird ein ähnlicher Schritt erwogen.

Deutschland verhängt Flugverbot

Auch die deutsche Bundesregierung entschied sich für Einschränkungen für Einreisen aus Großbritannien. Die stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung bestätigte am Sonntagnachmittag auf Twitter die Absicht der deutschen Regierung, den Flugverkehr aus Großbritannien und Südafrika einzuschränken. Abends wurde dann bekanntgegeben, dass der Flugverkehr mit Großbritannien am Sonntag um Mitternacht gestoppt werde. Vorerst bis zum 31. Dezember soll es dabei bleiben.

Mit Hochdruck" würden Daten zu der Mutation ausgewertet. Das berichtet AFP mit Berufung auf Quellen aus dem deutschen Gesundheitsministerium. Der deutsche Virologe Christian Drosten schrieb auf Twitter, dass die Mutation bisher noch nicht in Deutschland aufgetaucht ist.

Frankreich verhängt zweitägige Verkehrssperre

Aus dem Büro des französischen Premiers hieß es ersten Berichten zufolge, ab Sonntag 23:00 Uhr solle der Verkehr mit Großbritannien für 48 Stunden ausgesetzt werden. In dieser Zeit soll mit den EU-Partnern eine neue Test-Strategie vereinbart werden, bevor die Grenzen wieder geöffnet werden. Betroffen sind alle Einreisen nach Frankreich sowie Frachttransporte, an denen Menschen beteiligt sind.

Wegen der raschen Ausbreitung einer neuen Variante des Coronavirus in Großbritannien hatte die britische Regierung einen neuen Shutdown u.a. für die Hauptstadt London verhängt. Die kürzlich entdeckte Variante sei um bis zu 70 Prozent ansteckender als die bisher bekannte Form, sagte Premierminister Boris Johnson am Samstag. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass Impfstoffe gegen die Mutation weniger effektiv seien.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) steht mit Großbritannien wegen der Ausbreitung der neuen Variante des Coronavirus in engem Kontakt. Das twitterte die WHO in der Nacht auf Sonntag. Die britischen Behörden würden weiter Informationen und Ergebnisse ihrer Analysen und Studien teilen. "Wir werden die Mitgliedstaaten und die Öffentlichkeit auf dem Laufenden halten, sobald wir mehr über die Merkmale dieser Virusvariante und deren Auswirkungen erfahren."

Vor über einer Woche hatte die britische Regierung mit Massenimpfungen begonnen. Laut Johnson haben im ganzen Land rund 350.000 Menschen die Vakzin der Pharmaunternehmen Biontech und Pfizer erhalten. (APA, red, 20.12.2020)